
Nach Niederlage in Hamburg "Es tut unfassbar weh": SSV Ulm 1846 muss zurück in die 3. Liga
Nach der 1:6-Niederlage beim Hamburger SV können die Ulmer einen Abstieg aus der 2. Bundesliga nicht mehr verhindern. Einen Spieltag vor Saisonende muss der SSV für die 3. Liga planen.
Die Gefühlswelten an diesem Samstagabend (10.05.2025) im Hamburger Volksparkstadion hätten nicht unterschiedlicher sein können: Die Spieler des SSV Ulm verschwanden voller Enttäuschung schnell in den Katakomben, während auf dem Rasen die Hamburger Aufstiegsparty in vollem Gange war. Denn seit 22:25 Uhr steht fest: Der HSV ist nach sieben Jahren zurück in der Fußball-Bundesliga - und für den SSV Ulm 1846 ist das Abenteuer 2. Bundesliga nach nur einer Saison wieder beendet.
Da Preußen Münster am Freitagabend gegen Hertha BSC als Sieger vom Platz gegangen war und nach Punkten mit Braunschweig und Fürth (alle 35 Zähler) gleichgezogen hatte, war bereits vor dem Spiel des SSV in Hamburg klar gewesen, dass die Ulmer (29 Zähler) nur mit zwei Siegen aus den letzten beiden Saisonspielen den Abstieg noch hätten abwenden können. Die 1:5-Niederlage am 33. Spieltag gegen den Bundesliga-Aufsteiger Hamburger SV besiegelt jedoch den Gang der Ulmer Spatzen zurück in die 3. Liga.
Euphorische Hamburger besiegeln Ulmer Abstieg
"Es tut unfassbar weh", sagte Ulms Routinier Johannes Reichert nach dem Spiel bei "Sky". "Ich liebe diesen Verein, es hätte meiner Meinung nicht unbedingt sein müssen. Aber der SSV Ulm wird niemals untergehen, dafür werde ich schon sorgen", versprach Reichert. "Wir werden erst das dritte Jahr Profifußball nach langer Zeit spielen, das darf man nicht vergessen." In zwei Jahren war der SSV aus der Regionalliga direkt in die 2. Bundesliga durchmarschiert, steckte seit Beginn der Saison 2024/25 aber im Tabellenkeller fest.
Die Spiele des Aufsteigers waren oft sehr eng, auch gegen Top-Teams der Liga schlug sich der SSV Ulm tapfer. So auch zunächst gegen den HSV: Tom Gaal hatte die Gäste früh in Führung geschossen (7. Spielminute). "Wir haben super 35, 40 Minuten gespielt", sagte ein tief enttäuschter Ulm-Trainer Robert Lechleiter. "Den Jungs ist überhaupt nichts vorzuwerfen." Denn nach dem Ausgleich von Ludovit Reis (10.) hätte Semir Telalovic Ulm durch einen Foulelfmeter wieder in Front schießen können, scheiterte aber an HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes (36.). Initialzündung für die Gastgeber, die durch Tore von Ransford Königsdörffer (42., 62.), Davie Selke (45.+4), ein kurioses Eigentor von Strompf (49.) und Daniel Elfadli (86.) völlig euphorisiert zum Sieg und zum Erstliga-Aufstieg flogen.
Auch Neu-Coach Lechleiter kann Abstieg nicht verhindern
Die höchste Ulmer Saison-Niederlage wiederum scheint den Verlauf dieser Spielzeit nicht vollständig wiederzugeben: Ulm spielte in vielen Partien lange gut mit, es gelang aber zu selten, als Sieger vom Platz zu gehen. Häufig verlor man unglücklich. Mit 46 Gegentoren stellen die Ulmer in der unteren Tabellenhälfte die zweitbeste Abwehr, im Sturm gelang jedoch zu häufig zu wenig. 34 eigene Treffer bedeuten die zweitschlechteste Offensivreihe (nur der Tabellenletzte Regensburg traf noch seltener).
Lange hatten die Ulmer Verantwortlichen am Aufstiegstrainer Thomas Wörle festgehalten, bevor sie Mitte März 2025 reagierten. Die Konsequenz: Wörle musste gehen, für ihn übernahm Robert Lechleiter, der den Spatzen neues Leben im Abstiegskampf einhauchte. Sieben Punkte holte sein Team in den ersten vier Spielen unter seiner Leitung - am Ende konnte aber auch er den Klassenverbleib nicht sichern. Zu seiner eigenen Zukunft beim SSV Ulm wollte sich Lechleiter nach der Partie nicht äußern.
SSV Ulm hat Lizenz für 3. Liga erhalten
Die Ulmer Verantwortlichen hingegen hatten sich bereits vor dem Auswärtsspiel in Hamburg auf alle Eventualitäten vorbereitet gezeigt. Zwar wird das Donaustadion in den kommenden Jahren umgebaut, doch aus wirtschaftlichen und atmosphärischen Gründen soll langfristig eine Fußballarena an einem anderen Standort errichtet werden - trotz des Abstiegs. Geschäftsführer Markus Thiele sagte unter der Woche im Gespräch mit dem SWR, dass "sich der Verein trotzdem stabil weiter entwickeln kann". Die Lizenz für beide Ligen hatte der Klub ohne wirtschaftliche Auflagen erhalten. Dennoch wolle man nun alles daran setzen, um "die Abkürzung, die wir letztes Jahr genommen haben, weiterzugehen", erklärte Thiele.
Vor dem Gang in die 3. Liga steht für die Ulmer noch eine Zweitliga-Partie an. Am letzten Spieltag empfängt der SSV den bisheringen Abstiegskonkurrenten Münster (Sonntag, 18.05.2025, 15:30 Uhr), für den es noch um den direkten Klassenerhalt geht.
Sendung am So., 11.5.2025 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR