Fußball | Bundesliga Weniger Karten, weniger Fans: Nur noch VIPs im Fußball-Stadion?

Stand: 21.01.2022 17:24 Uhr

Fußballfans, die ein Erst- oder Zweitliga-Stadion besuchen wollen, brauchen derzeit viel Glück oder viel Geld – wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Bei der Vergabe der wenigen Tickets entsteht Frust.

Große Enttäuschung herrscht derzeit bei vielen Fußballfans, die gerne ins Stadion wollen. "Ticket-Storno" steht in großen Buchstaben auf fast jeder Homepage der Erst- und Zweitligisten – in der Corona-Pandemie sind die Regeln verschärft worden.

Nach der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz wurden die Zuschauerkontingente wieder zurückgefahren. Wie weit, das konnte jedes Bundesland selbst entscheiden. Ein Flickenteppich, über den sich die Vereine aufregen.

Und auch die Fans sind nicht zufrieden. Mit den Entscheidungen der Politik ebenso wie mit denen ihrer Vereine. Denn die standen vor der Frage: Wenn wir nur wenige hundert Tickets vergeben dürfen – wie machen wir das?

Sponsoren und VIPs werden zuerst bedient

Der einfachste und kurzfristig gesehen wohl finanziell sinnvollste Weg für die Vereine ist, die bereits vergebenen Tickets komplett zu stornieren. Aus dem kleinen Teil, der neu vergeben werden darf, werden dann zunächst VIP-Tickets gemacht und Sponsoren bedient.

Bei einigen Vereinen geht das so weit, dass "normale Fans" gar keine Karten mehr bekommen. Zum Beispiel beim SC Paderborn und bei Hannover 96.

Hannover teilt zu den 500 Tickets mit, die im Moment pro Heimspiel vergeben werden dürfen: "Hannover 96 muss und möchte dieses Kontingent nutzen, um den vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Partnern und Sponsoren wenigstens teilweise nachkommen und so zumindest einen überschaubaren Teil des wirtschaftlichen Schadens abwenden zu können."

Übrige Karten für Dauerkarteninhaber - per Los

Bei Borussia Mönchengladbach entfällt die Hälfe der 750 Tickets, die in NRW pro Stadion vergeben werden dürfen, auf die Logenbereiche. Bei RB Leipzig geht ebenfalls die Hälfte an Sponsoren – in Sachsen allerdings von 1.000 Tickets.

Andere Vereine wie zum Beispiel Arminia Bielefeld kommunizieren das aktuelle Verhältnis zwischen VIP- und "normalen" Tickets gar nicht erst. Wohl um Unmut unter den Fans zu vermeiden.

Wo nach der Versorgung von Sponsoren und VIPs noch Tickets zu regulären Preisen vergeben werden, werden sie zurzeit meist unter den Dauerkarteninhabern verlost. Damit die geringen Chancen, doch noch ins Stadion zu können, für alle fair verteilt sind.

Shitstorm bei Fortuna Düsseldorf

Fortuna Düsseldorf überlegte sich etwas anderes. Der Fußball-Zweitligist kommunizierte das diese Woche aber so schlecht, dass ein kleiner Shitstorm aus der Fan-Community über den Verein hereinbrach.

Der Verein hatte mitgeteilt, den Teil der 750 Plätze, der nicht an Sponsoren und VIPs ging, an gemeinnützige Organisationen, Fanklubs und Helfer der Pandemiebekämpfung zu vergeben, sowie an "verdiente" Mitglieder. Doch wer ein "verdientes Mitglied" ist, blieb unklar.

Intransparent sei die Ticketvergabe vor dem Heimspiel gegen Nürnberg verlaufen, warfen daraufhin einige Fans ihrem Klub vor. Ein Anhänger schrieb unter Fortunas Facebook-Post: "Mit 42 Jahren Fortuna, 27 Jahren Dauerkarte, 10 Jahren Mitgliedschaft immer noch nicht in dem erlauchten Kreis der verdienten Mitglieder. Da muss ich mich wohl noch weiter anstrengen."

Mittlerweile gab Fortuna bekannt, man habe die Tickets an Mitglieder vergeben, die sich seit Jahren ehrenamtlich für den Verein engagierten. 100 Karten gingen außerdem an sogenannte "Alles-Fahrer", also Fans mit einer Auswärtsticket-Dauerkarte.