DFB-Präsident Bernd Neuendorf

FIFA WM 2022 "One Love"-Binde - Gelbe Karte laut DFB "Mindestsanktion"

Stand: 23.11.2022 14:20 Uhr

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat sich vom Vergehen der FIFA überrascht gezeigt. In der Sportschau sagte er, dass die FIFA eine Gelbe Karte als "Mindestsanktion" angekündigt habe.

Der Deutsche Fußball-Bund hat sich erstmals konkret zu den Strafen für das Tragen der von der FIFA verbotenen "One Love"-Armbinde geäußert. Eine Gelbe Karte sei die Mindestsanktion, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf der Sportschau.

Das gehe aus einem offiziellen Schreiben der FIFA hervor, das der DFB am Mittwoch (23.11.2022) erhalten habe. In dem Schriftstück werde aber auch betont, dass die Bestrafung über eine Verwarnung hinausgehen könnte.

Glaubwürdigkeit verloren? Neuendorf: "Eine schwierige Situation für mich"

Im Interview vor dem Spiel gegen Japan zeigte sich Neuendorf zudem vom Vorgehen der FIFA überrumpelt. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass die FIFA uns überhaupt keine Antwort gibt und in dieser Form agiert", sagte er. Neuendorf bezog sich darauf, dass der Antrag auf das Tragen der Binde seit September bei der FIFA lag und bis kurz vor dem ersten Spiel nicht beantwortet wurde.

Neuendorf hatte stets gesagt, dass der DFB entschlossen sei, die Binde zu nutzen. Unter Androhung von Gelben Karten und möglicherweise weiteren sportlichen Sanktionen sagte der DFB die Aktion zunächst ab. Auf die Frage, ob er glaube, selbst an Glaubwürdigkeit verloren, sagte Neuendorf: "Das ist für mich eine schwierige Situation. Aber ich stehe zu dem was ich gesagt habe", sagte Neuendorf und nahm wohl Bezug auf die Forderung, dass die FIFA einen Entschädigungsfonds für Gastarbeiter einrichten soll und dass sich die FIFA an eigene Menschenrechtsvorgaben halten solle.

"Wir sind in der Opposition zur FIFA. Es ist wichtig, dass das deutlich wird", so Neuendorf. "Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen."

Deutsche Spieler halten sich beim Teamfoto den Mund zu

Unmittelbar vor dem Anpfiff gegen Japan im Khalifa International Stadium von Ar-Rayyan stellte sich die deutsche Startelf zum Teamfoto auf - alle hielten sich dabei demonstrativ den Mund zu. 

Sepp Blatter: "FIFA hat ein Problem geschaffen, das keins ist"

Der Ex-FIFA-Präsident Joseph Blatter meldete sich zur Kapitänsbinde zu Wort. "Die FIFA hat ein Problem geschaffen, das eigentlich gar keines ist", schrieb er in einem Gastbeitrag für das Portal "Linth24".

"Einerseits sprechen die Veranstalter von Integration, Inklusion und Friedensbotschaften, gleichzeitig verbieten sie die simpelste Message für Toleranz und Völkerverständigung und schaffen so einen völlig unnötigen Imageschaden. Es gäbe wahrlich andere Probleme zu lösen als ein kleines Stück Stoff zu verbieten."

Binde als Zeichen für Toleranz

Die FIFA hatte dem Deutschen Fußball-Bund und sechs weiteren europäischen Verbänden verboten, eine Kapitänsbinde mit einem Herz vor bunten Farben und der Aufschrift "One Love" zu tragen. Die Teams wollten damit ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt sowie gegen Ausgrenzung setzen.

CAS: Noch kein DFB-Schreiben eingegangen

Der DFB hatte wegen des Verbots der Kapitänsbinde am Dienstag (22.11.2022) angekündigt, rechtliche Schritte und einen möglichen Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) zu prüfen. Der CAS erklärte auf Sportschau-Anfrage am Mittwoch (23.11.2022), dass bisher noch kein entsprechender Antrag des DFB eingegangen sei.