Sponsoringvertrag mit Flugpartner Der DFB und Geld aus Katar - auch eine Frage der Ethik

Stand: 15.07.2021 09:16 Uhr

Berichte über eine mögliche Partnerschaft zwischen dem DFB und Qatar Airways haben für Wirbel gesorgt. Eine Bestätigung steht aus. Im Sportschau-Interview rät ein Sportethiker dringend vom Deal mit Katar ab.

Sieben Jahre ist es am Donnerstag (15.07.2021) exakt her, dass der "Siegerflieger" der Lufthansa in Berlin landete. An Bord war die deutsche Fußballnationalmannschaft, die sich zwei Tage vorher zum Weltmeister gekürt hatte.

Die sportlich so erfolgreichen Zeiten sind längst vorbei. Die Zeit, in der die Lufthansa die Eliteauswahl des Deutschen Fußball-Bundes durch die Welt flog, soll sich auch dem Ende entgegen neigen. Bei der letzten Dienstreise während der EURO 2020 zum Achtelfinale nach London griff der Verband auf einen litauischen Anbieter für Charterflüge zurück.

Die Partnerschaft zwischen der angeschlagenen Fluglinie, die nur dank staatlicher Hilfen in Milliardenhöhe durch die Coronakrise kam, und dem in vielerlei Hinsicht angeschlagenen DFB, war schon einmal enger.

Die "Süddeutsche Zeitung" und die "Bild am Sonntag" berichteten, dass der Verband den Sponsoringvertrag zum 31. Dezember 2021 kündigen wolle. Mit Qatar Airways stehe auch schon ein neuer Flugpartner und Sponsor bereit. Dieses Gerücht, verbreitet von der "Süddeutschen Zeitung", schlug Wellen.

Der DFB und Qatar Airways - äußerst pikant

Empörung schlug dem Verband aus Politik und Gesellschaft entgegen, in den Medien wurde der DFB scharf dafür kritisiert, dass er Geld von einem Staatsunternehmen Katars nehmen wolle. Katar, das Land, in dem etwa Homosexualität unter Strafe steht, das von Menschenrechtsorganisationen regelmäßig scharf kritisiert wird, auch wenn in den vergangenen Jahren Besserungen festgestellt wurden.

Katar ist 2010 ins Scheinwerferlicht gerückt, als die FIFA die Weltmeisterschaft 2022 an das Emirat am Persischen Golf vergab, das aufgrund der Gasvorkommen als eines der reichsten Länder der Erde gilt. Vor allem US-amerikanische Strafverfolgungsbehörden sehen Belege dafür, dass Katar den Zuschlag wegen Bestechung von Funktionären erhalten hat. Katar weist die Vorwürfe zurück.

Der Ruf des Emirats ist vor allem in westlichen Demokratien schlecht, eine Zusammenarbeit der staatlichen Fluglinie mit dem DFB wäre daher äußerst pikant. Ob es, wie berichtet, schon Verhandlungen oder zumindest Gespräche mit Qatar Airways über ein Sponsoring gab, ist vom DFB nicht zu erfahren.

DFB lässt Fragenkatalog unbeantwortet

Als Antwort auf einen Fragenkatalog der Sportschau antwortete der Verband, dass er sich "aktuell hierzu" nicht äußern wolle. Selbst die Frage, wie lange der Vertrag mit der Lufthansa genau laufe, beantwortete der DFB nicht. Dafür gab die Fluggesellschaft über einen Sprecher an, dass der Vertrag "tatsächlich noch bis zum 31.12.2022" gültig sei, also bis etwa zwei Wochen nach dem Finale der WM in Katar. Die Lufthansa widersprach damit den Gerüchten um eine vorzeitige Vertragsauflösung. Ob der DFB das Recht auf eine einseitige Kündigung hat, ist fraglich.

Nach Informationen der Sportschau ist die Partnerschaft zwischen Lufthansa und dem Deutschen Fußball-Bund überwiegend ein sogenanntes Bartergeschäft. Heißt: Die Lufthansa fliegt die Nationalmannschaft und erzielt damit einen Werbeeffekt, der DFB spart Flugkosten. Das Sponsoringversprechen soll bei einer Summe im niedrigen siebenstelligen Bereich gedeckelt gewesen sein.

Zweifelsfrei wäre eine Partnerschaft mit Qatar Airways, das auf eine Anfrage der Sportschau nicht reagierte, deutlich lukrativer für den DFB. Das Staatsunternehmen etwa soll als Platinpartner des FC Bayern um die zehn Millionen Euro pro Jahr an die Münchner zahlen.

Sportschau-Informationen: Gespräche zwischen DFB und Qatar Airways

Sollte Qatar Airways nach den Anbahnungsgesprächen, die es nach Informationen der Sportschau gab, tatsächlich ein sehr werthaltiges Angebot abgeben, geriete der DFB in die Zwickmühle. Einerseits sanken auch bei ihm die Einnahmen während der Coronapandemie erheblich, die Akademie ist sehr teuer, die Landesverbände fordern mehr finanzielle Unterstützung.

Andererseits ist es das Unternehmen eines Staates, der den Werten, auf die sich der Verband so gerne beruft, entgegensteht. Man kann sich das kaum vorstellen: Manuel Neuer im Aufwärmshirt mit dem Aufdruck "Qatar Airways", im Spiel dann mit der Kapitänsbinde in Regenbogenfarben.

DFB "würde Ansprüchen nicht gerecht werden"

Der DFB "würde seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden", falls er sich von Katar bezahlen ließe, sagt Prof. Franz Bockrath. Der Sportethiker führte in einem ausführlichen Gespräch mit der Sportschau aus, was gegen eine Partnerschaft spreche. So gebe der Ethikkodex des Verbandes vor, "dass man den Menschenrechten eben Rechnung tragen möchte und dass man Menschenrechtsverletzungen entschieden entgegentreten würde."

Dies sei bei einem Vertrag mit Katar nicht möglich. Außerdem habe der Verband eine "Menschenrechts-Policy abgesegnet", die es nun "sehr befremdlich" erscheinen lasse, "wenn der DFB einen solch lukrativen Vertrag abschließen würde."

Das gesamte Interview mit Prof. Bockrath über Unterschiede zwischen einem Sponsoring beim DFB und dem FC Bayern, einen Selbstwiderspruch und Hilfe beim Whitewashing lesen Sie hier.