Fußball | Corona-Politik Bundesligisten prüfen Klage gegen Zuschauerbeschränkung

Stand: 25.01.2022 22:06 Uhr

Der Profisport reagiert zunehmend ungehalten auf die Corona-Politik der Bundesregierung. Eine breite Front, insbesondere aus den deutschen Fußball-Ligen, formiert sich gegen die bestehenden Zuschauer-Beschränkungen.

Bund und Länder hatten am Montag angesichts massiv steigender Infektionszahlen Lockerungen der aktuell geltenden Corona-Maßnahmen ausgeschlossen. Somit bleibt es in den Profiligen im Fußball, Handball, Basketball oder Eishockey weitgehend bei Geisterspielen oder Partien mit extrem reduzierten Zuschauerzahlen. Nur das Bundesland Bayern begab sich am Dienstag (25.01.2022) auf einen Sonderweg, der künftig wieder bis zu 10.000 Fans in den Stadien ermöglicht.

Watzke bringt Stein ins Rollen

Allerdings provoziert die unnachgiebige Haltung der Berliner Ampel-Koalition in dieser Angelegenheit inzwischen massiven Widerstand im Profisport - insbesondere bei Vereinen aus den deutschen Fußball-Profiligen. Den Stein ins Rollen brachte Borussia Dortmunds Geschaftsführer Hans-Joachim Watzke nach den Beschlüssen der Ministerpräsidenten-Konferenz (MPK) mit den Worten: "Wir werden uns die Beschlüsse des Landes NRW genau anschauen und prüfen, ob wir sie im Eilverfahren kontrollieren lassen." Heißt, man werde probieren, juristisch dagegen vorzugehen.

Auch RB-Vorstandschef für juristische Schitte

Auch RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff plädiert inzwischen für rechtliche Schritte gegen die Corona-Politik. "Ich finde den Vorstoß von Aki Watzke absolut richtig, und wir prüfen auch mit anderen Bundesligisten, wenn es hier nicht zu einer schnellen Lösung kommt, ob und wie wir da juristisch vorgehen", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Mintzlaff ergänzte: "Die Bundesregierung kann sich nicht die Welt malen, wie sie ihr gefällt. Das endet dann in einem Zick-Zack-Kurs, den die Menschen nicht mehr mittragen. Ich fordere daher einheitliche und vor allem bundesweite Regeln, denn ansonsten können wir uns an gar nichts mehr orientieren, und das Vertrauen in Aussagen schwindet noch mehr."

Durch Entscheidungen wie zur unterschiedlichen Reduzierung der Genesenenregelung im Bundestag und dem Rest des Landes fühlten sich die "Menschen für dumm verkauft".

Wehrle: "Würfeln die eigentlich?"

Auch Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln, würde rechtliche Schritte begrüßen: "Da stehen wir Seite an Seite mit dem BVB." Es sei überhaupt nicht nachvollziehbar, wenn in der Elbphilharmonie in Hamburg von 2.100 möglichen Zuschauern 2.000 in einem geschlossenen Raum seien und ein paar Kilometer weiter im Hamburger Stadion auch 2.000, weil das eben die Grenze ist. Wehrle erzürnt: Wer hat denn die 2.000 in Hamburg festgelegt? Und wer die 750 in Köln? Und wer die 1.000 in Mainz? Würfeln die eigentlich?"

Anderes Szenario gewünscht

Präsident Steffen Schneekloth vom Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel sprach sich ebenfalls für eine größere Zahl an Zuschauern in den Fußballstadien aus. Zwar wolle man die Vorgaben der Politik akzeptieren, dennoch hätte sich der Verein aufgrund der Entwicklungen und der wissenschaftlichen Erkenntnisse der aktuellen Corona-Situation ein anderes Szenario gewünscht.

"Gerade mit Blick auf benachbarte europäische Ligen wie Frankreich, England oder Dänemark, die inzwischen wieder 100 Prozent Zuschauer in den Stadien zulassen, wäre zumindest eine Teilzulassung wünschenswert gewesen", sagte Schneekloth, der auch stellvertretender Sprecher des DFL-Präsidiums und DFB-Vorstandsmitglied ist. Studien belegten, dass "ein erhöhtes Infektionsgeschehen gerade nicht von den Spielen der Bundesliga und 2. Bundesliga ausgehen", betonte er.

Schalke 04 erwartet Öffnungsperspektive

Bernd Schröder, neuer Vorstandschef des Fußball-Zweitligisten Schalke 04, stößt ins selbe Horn: "Wir erwarten bis spätestens 9. Februar eine Öffnungsperspektive für den Profisport in Deutschland. Der kurzfristig erfolgte Beschluss des bayrischen Kabinetts zeigt, dass eine Balance aus gemeinsamer Pandemiebekämpfung und gesellschaftlicher Teilhabe in Kultur und Sport möglich ist."

Niroomand: Sicherer als beim Einkaufen

Etliche Vertreter im Profisport äußern inzwischen die Vermutung, dass die Politik den Sport bei ihren Corona-Maßnahmen benutzt. Man wolle gegenüber dem Sport eine gewisse Härte zeigen, die gar nicht berechtigt sei, sagte zum Beispiel der Manager des deutschen Volleyball-Meisters Berlin Volleys, Kaweh Niroomand. "Bei uns in der Halle sind die Zuschauer geboostert und mit Maske sicherer, als wenn ich zum Einkaufen oder in die Apotheke gehe", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.