V.l.n.r: Lionel Messi, Olivier Giroud, Dani Alves und Luka Modric

FIFA WM 2022 Messi, Modric und Co. - der letzte WM-Tanz der großen Meister

Stand: 07.12.2022 18:09 Uhr

Manche sehen sie als Maskottchen, Mutmacher, Motivator - aber die meisten der WM-Methusalems wie Lionel Messi oder Luka Modric sind nach wie vor die Masterminds ihrer Mannschaft. In Katar aber wohl zum letzten Mal.

Als es wirklich ernst wurde, war Luka Modric nur noch als Mutmacher gefragt. Vor dem Elfmeterschießen gegen Japan bildeten die kroatischen Spieler nochmal einen Kreis, legten sich gegenseitig die Arme auf die Schultern - und Modric hielt eine kurze Motivations-Rede. Selbst schießen konnte der Weltfußballer von 2018 nicht mehr, weil er bereits in der 9. Minute der Verlängerung ausgewechselt worden war.

Zuvor hatte er aber ein wirklich gutes Spiel gemacht, die gesamte Vorrunde über wirkte er für seine 37 Jahre noch sehr laufstark, gut anspielbar, glänzte mit Spielverlagerungen, die er immer noch wie kaum ein Zweiter auf diesem Globus genauso gut mit dem Außen- wie mit dem Innenrist spielen kann.

Luca Modric - keine Gier nach der Heldenrolle

Dass Modric am Freitag (09.12.2022, 16.00 Uhr, Radio-Livereportage und Live-Ticker bei sportschau.de) gegen Brasilien in der Startelf stehen wird, ist in Kroatien eine Selbstverständlichkeit, zumal er nie ein Typ war, der sich mit der Gier nach einer Heldenrolle selbst unter Druck setzt. So war es ihm auch eine Ehre, nach dem Sieg über Japan einfach als schmückendes Beiwerk auf Fotos mit Matchwinner-Torwart Dominik Livakovic zu posieren und ihm zu applaudieren.

Kroatiens Luka Modrić (l.) kämpft mit Belgiens Verteidiger Jan Vertonghen (r.) um den Ball.

Kroatiens Luka Modrić (l.) behauptet den Ball - er ist immer noch ein Fixpunkt seines Teams.

Brasiliens Dani Alves - zum WM-Titel?

Sportlich nicht mehr so ganz in dieser Rolle, für das Klima in seiner Mannschaft aber mit einer ähnlich großen Verantwortung ausgestattet, ist ein noch zwei Jahre älterer Herr in Brasilien. Dani Alves, lange Zeit ein Superstar beim FC Barcelona und der Inbegriff des modernen Rechtsverteidigers, wurde für die WM in Katar nominiert, obwohl er beim mexikanischen Klub Unam Pumas aktiv in Richtung Rente kickt. Nur als Statist oder reiner Stimmungsmacher ist er aber keineswegs mit dabei.

Fast noch Traumtorschütze

Im (allerdings nicht mehr entscheidenden) letzten Gruppenspiel gegen Kamerun stand Dani Alves als Kapitän in der Startelf, bei der Achtelfinal-Feierstunde gegen Südkorea wurde er von Coach Tite als erster Spieler in der 63. Minute eingewechselt und hätte beinahe auch noch ein Traumtor erzielt: Zwei Minuten vor dem Ende setzte er im Richarlison-Style zum Seitfallzieher an und traf die Kugel perfekt - Abwehrspieler Kim köpfte den Ball für seinen geschlagenen Keeper Kim aber so gerade noch aus dem Winkel.

Lionel Messi arbeitet am letzten noch fehlenden Titel

Am Freitagabend (20.00 Uhr, Live-Stream, Radio-Livereportage und Live-Ticker bei sportschau.de) trägt dann der trotz seiner 169 Zentimeter mit Abstand größte aktive Fußballer der Welt die Hoffnungen eines ganzen Landes: Lionel Messi soll Argentinien zum Sieg über die Niederlande führen und damit auch an seiner eigenen in einem einzigen Punkt noch unvollendeten Fußballgöttergeschichte weiterschreiben: Dem "Floh" fehlt noch der WM-Titel.

Messi wie immer mit großem Respekt

Dass dieses Turnier seine letzte Chance sein wird, ist angesichts von inzwischen 1.000 Pflichtspielen in seinen Knochen anzunehmen. Aber noch ist er zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Verfassung, im Achtelfinale gegen Australien schoss er sechsmal aufs Tor, erzielte die Führung, hatte stabile 80 Ballkontakte und eine Passquote von über 90 Prozent.

Vor dem Duell mit Holland zeigt sich Messi respektvoll wie immer in seiner grandiosen Karriere: "Das wird eine umkämpfte Partie. Es ist eine großartige Mannschaft, mit großartigen Spielern und einem brillanten Trainer. Es wird hart."

Van Gaal hat ein glasklares Ziel

Der angesprochene brillante Trainer ist Louis van Gaal. Auch ihn wird man aller Voraussicht nach nicht noch einmal bei einer Weltmeisterschaft sehen, wobei - sicher ist das bei ihm nie. Sein aktuelles Engagement ist bereits sein drittes als Bondscoach, und das mit dem Respekt kommt beim 71-Jährigen einen Tick anders rüber als bei Messi.

Louis van Gaal, Trainer Niederlande bei der WM 2022

Louis van Gaal, Trainer und Herrscher der Elftal

Dessen "Schwäche" im Spiel gegen den Ball sei die große Chance der Elftal, behauptet van Gaal kühn. Und überhaupt: "Wir wollen Weltmeister werden. Das habe ich früh gesagt und meine Spieler haben dieses Ziel angenommen."

Giroud spielt und fühlt sich wie 20

Weltmeister werden. Wie das geht, weiß im Gegensatz zu Messi und van Gaal Olivier Giroud ganz genau. Mit 36 Jahren ist er gerade zum Rekordtorjäger der Franzosen aufgestiegen, 52 Treffer hat er für die Équipe erzielt und damit Thierry Henry abgtelöst. Am Samstagabend gegen England (20.00 Uhr, Radio-Livereportage und Live-Ticker bei Sportschau.de) kann Giroud seinen Vorsprung ausbauen und daran täte er gut - damit er wenigstens noch ein, zwei Jahre vorne ist, ehe ihn wiederum Kylian Mbappé abfängt.

Bei der WM führt Mbappé im stürmerinternen Duell mit Giroud bereits mit 5:3, doch den Oldie beflügelt das enorm: "Ich bin hungrig nach Toren und mein Körper scheint es zu vertragen", findet der Milan-Stürmer. "Mir wurde mal gesagt, wir seien alle 20 Jahre alt, der Rest sei Erfahrung. Ich spiele wirklich, als wäre ich 20. Mit der Freude eines Kindes."

Pepe feiert Rekord-Treffer

Das mit der Freude hat Giroud mit Messi gemeinsam, auch mit Modric oder Dani Alves. Nur Cristiano Ronaldo sieht man die Freude am Spiel nicht immer so an, er wirkt auch im ganz späten Herbst seiner großen Karriere meist so, als müsste er zwanghaft eine Mission erfüllen.

Portugals Nationalspieler Pepe köpft den Ball zum 2:0 gegen die Schweiz

Die Mission hat sich im Turnierverlauf allerdings verändert. Bei der 6:1-Gala am Dienstagabend gegen die Schweiz saß CR7 erstmals nach 31 Partien in Serie bei Portugal nur auf der Ersatzbank, dafür jubelte eine andere Oldie-Legende umso intensiver: Pepe traf bei seinem Rambo-Kopfball zum 2:0 mit 39 Jahren und 283 Tagen als ältester Spieler der Historie in einem WM-K.o.-Spiel und dürfte am Samstag gegen Marokko (16.00 Uhr, Radio-Livereportage und Live-Ticker bei sportschau.de) auch wieder erste Wahl sein. CR7 hingegen ziemlich sicher nicht.