EURO 2020 Pragmatismus gegen Emotionen - England und Dänemark im Check

Stand: 06.07.2021 22:12 Uhr

Trainer, Schlüsselspieler, Personalfragen, EM-Momente: Vor dem zweiten Halbfinale nehmen wir England und Dänemark unter die Lupe.

England

Der Weg ins Halbfinale

In der Vorrunde fuhr England gegen Kroatien einen Arbeitssieg ein (1:0), enttäuschte dann gegen Schottland (0:0) und machte am Ende gegen Tschechien (1:0) doch den Gruppensieg klar. Der Turnier-Höhepunkt war bisher der Sieg im Achtelfinale gegen Deutschland (2:0), gegen die Ukraine schoss sich das Team beim 4:0 fürs Halbfinale warm.

Der Trainer - Gareth Southgate

Mit dem Sieg gegen Deutschland hat Southgate auch die letzten Zweifler überzeugt - vorerst zumindest. Er stand in der Kritik, weil er den Hurra-Stil der WM 2018 opferte und jetzt einen pragmatischen Ansatz verfolgt. Er geht trotz aller Kritik von außen unbeirrt seinen Weg - bislang erfolgreich, nicht zuletzt, weil hinten die Null steht. Southgate schafft es, seine Spieler bei Laune zu halten, er steht zu ihnen auch in schwierigen Phasen. Vertrauen, das sich auszahlt. Bestes Beispiel: Harry Kane.

Die Schlüsselspieler

Rechtzeitig zur K.o.-Runde ist jetzt auch Kane in Fahrt gekommen, der vor allem im Viertelfinale neben Dauer-Matchwinner Raheem Sterling im Sturm der Engländer glänzt. Prunkstück ist allerdings die Abwehr. England ist im Turnierverlauf noch immer ohne Gegentreffer.

Der EM-Moment

55 Jahre mussten die Engländer auf diese Erlösung warten. Seit der WM 1966 hatten sie bei großen Turnieren jedes K.o.-Spiel gegen Deutschland verloren, im Achtelfinale dieser EM gelang ihnen schließlich ein historischer 2:0-Sieg. Während damit die Zeit von Joachim Löw als Bundestrainer endete, könnte der Erfolg für die "Three Lions" der Startschuss für ein großes Turnier gewesen sein.

Dänemark

Der Weg ins Halbfinale

Nach dem Drama um Christian Eriksen beim 0:1 gegen Finnland und der anschließenden Pleite gegen Belgien (1:2) kam Dänemark mit einem Sieg gegen Russland (4:1) ins Achtelfinale. Da war Wales beim 4:0 ein eher leichter Gegner, gegen Tschechien ging es im Viertelfinale dann knapper aus (2:1).

Der Trainer - Kasper Hjulmand

Hjulmand war nach dem Drama um Christian Eriksen zunächst als Psychologe gefragt. Er bewältigte diese schwierige Phase mit bewundernswerter Ruhe. Zugute kam ihm, dass er mit seinen Spielern einen fast familiären Umgang pflegt. Der Vater von drei Kindern zeigte sich allerdings auch taktisch flexibel: Weil ihm in Eriksen sein wichtigster Spieler ausfiel, stellte Hjulmand sein System kurzerhand um, von 4-3-3 auf 3-4-3. Auch während eines Spiels wechselt er gerne flexibel seine Formation. Einer seiner Leitsätze: Die Spieler, die ein Spiel beenden, sind mindestens so wichtig wie die, die das Spiel beginnen.  

Die Schlüsselspieler

Zuletzt hat sich Kasper Dolberg in den Fokus gespielt. Eigentlich war er nur als Ersatz für den angeschlagenen Yussuf Poulsen eingeplant, ist bei den Dänen vorne aber nicht mehr wegzudenken. Schon drei Treffer hat er mittlerweile auf dem Konto. Eine bärenstarke EM spielt auch Joakim Maehle auf der Außenbahn, der bereits zwei Tore erzielte und im Viertelfinale gegen Tschechien sehenswert mit dem Außenrist vorbereitete.

Der EM-Moment

Beim Kollaps von Christian Eriksen im ersten Spiel bangten alle um das Leben des Führungsspielers. Seitdem wird das Team von einer Woge der Zuneigung emotional durch das Turnier getragen - und die Mannschaft schöpfte Kraft aus dem Schockmoment. "Ich denke jeden Tag an Christian, vor dem Spiel und nach dem Spiel", sagte Hjulmand nach dem Halbfinal-Einzug.