Deutschlands zweiter Gruppengegner Portugal setzt Duftmarke - Gefahr für die DFB-Elf?

Stand: 09.06.2021 23:15 Uhr

Deutschlands Gruppengegner Portugal strotzt nur so vor Offensivwucht und zeigt das auch im Testspiel gegen Israel. Das Team um Kapitän Cristiano Ronaldo kann für die DFB-Elf zum Problem werden, es gibt aber auch Schwächen.

Es dauerte am Mittwoch (09.06.2021) ganze 32 Sekunden, bis die portugiesische Nationalelf erstmals ihre Offensivpower unter Beweis stellte. Nach einem Doppelpass von Nuno Mendes und Diogo Jota erhielt Cristiano Ronaldo die Kugel und marschierte alleine in Richtung israelisches Tor. Der mehrmalige Weltfußballer ließ die Chance zur frühen Führung zwar liegen und vergab auch im weiteren Verlauf des 4:0-Sieges ungewöhnlich viele Möglichkeiten. Wie stark Portugal trotz mangelnder Effizienz im Spiel nach vorne ist, bewies diese erste Minute der EM-Generalprobe gegen Israel aber genauso eindrucksvoll wie die 89 folgenden. Die DFB-Elf sollte gewarnt sein.

Nun sollte so ein Sieg in einem Testspiel nie unter- oder überbewertet werden. Alleine ein Blick auf das Personal der Iberer zeigt aber, dass der Europameister von 2016 auch in diesem Sommer eine gute Rolle spielen kann. Mit Ruben Dias, Joao Cancelo und Bernardo Silva standen gegen Israel gleich drei aktuelle Champions-League-Finalisten in der Startelf. Dass im Gegenzug 127-Millionen-Euro-Mann Joao Felix und Dortmunds Linksverteidiger Raphael Guerreiro nur auf der Tribüne saßen und auch 28-Tore-Stürmer André Silva von Eintracht Frankfurt erst einmal auf der Bank Platz nehmen musste, verdeutlicht das Überangebot an Topspielern.

Ronaldo sucht noch seine Form

Der Kader der Portugiesen, die am 19. Juni (18 Uhr) im zweiten Gruppenspiel auf die deutsche Nationalmannschaft treffen, ist gespickt mit Profis von internationalen Top-Klubs und vor allem in der Offensive nur sehr schwer auszurechnen. Gegen Israel trieben zunächst Ronaldo, Bernardo Silva, Liverpools Jota und Bruno Fernandes von Manchester United ihr Unwesen im Angriff und bedienten sich dabei an allem, was der Offensiv-Werkzeugkasten hergab: lange Bälle und klatschen lassen, Flanken und Kopfbälle, Eins-gegen-eins-Duelle, Pressing mit schnellem Umschalten und zur Not auch Fernschüsse. Kurzum: Nach vorne geht alles.

Dass der Sieg am Ende trotz eines Torschuss-Verhältnisses von 24:3 nicht höher ausfiel, zeigt aber auch, dass die portugiesische Nationalelf noch ein Stück von ihrer Topform entfernt ist. Allen voran Kapitän Ronaldo wirkte in einigen Situationen nicht mehr wie ein Superstar, der tatsächlich schon 36 Jahre alt ist.

Hin und wieder sah das eher nach einem Fußballer aus, der 36 Jahre alt ist und früher mal ein Superstar war. Gegen Israel reichte es nach dem Führungstreffer von Fernandes (42. Minute) zwar noch zu einem Tor (44.). Ronaldo alleine wird Portugal in dieser Form aber sicher nicht noch einmal zum Titel führen.

DFB-Elf muss gewarnt sein

Und was heißt das alles für Deutschland? Klar ist: Portugal hat entgegen dem Trend im internationalen Topfußball sehr gerne den Ball und kann damit auch noch sehr gut etwas anfangen. Die individuelle Klasse im Spiel nach vorne ist herausragend. Gepaart mit den beiden Weltklasse-Außenverteidigern Cancelo, der zum zwischenzeitlichen 3:0 traf (86.), und Guerreio kann die Mannschaft von Nationaltrainer Fernando Santos wohl jede Defensive dieser Welt vor Probleme stellen. Wenn Ronaldo und Co. ins Rollen kommen, sind sie schwer zu halten. Genau das sollte die DFB-Elf deshalb verhindern und selbst die Initiative ergreifen.

Israel, das in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 85 und damit knapp hinter Nationen wie Uganda und Haiti liegt, schaffte das am Mittwoch nur in Ansätzen. Sobald die Viererkette um Altstar Pepe unter Druck gesetzt wird, wird sie anfällig für Fehler. Auch das defensive Mittelfeld mit Danilo Pereira und William Carvalho streut gerne Fehlpässe ein. Das Risiko in der Offensive führt zudem dazu, dass es immer wieder Möglichkeiten für Kontersituationen geben kann. Wenn die DFB-Elf diese nutzt und in der Defensive die richtigen Mittel gegen die portugiesische Qualität findet, ist alles drin. Sollte Portugal zu viel Freiheiten bekommen, droht hingegen Ungemach.