Nach vergebener Großchance gegen Spanien Hasskommentare gegen Schwedens Berg - Verband stellt Strafanzeige

Stand: 15.06.2021 15:56 Uhr

Marcus Berg hatte beim 0:0 der schwedischen Nationalmannschaft gegen Spanien die große Chance auf den Siegtreffer. Anschließend musste er Hasskommentare über sich lesen. Der schwedische Verband hat Strafanzeige gestellt.

Statt über Jubel und Freude zu berichten, saßen Schwedens Stürmer Marcus Berg und Trainer Janne Andersson mit eher ernüchterndem Gesichtsausdruck bei einer digitalen Pressekonferenz noch vor dem Abflug aus Sevilla. "Leider weiß man, dass nach einer vergebenen Chance ein wenig Scheiße kommen kann", sagte Berg. "Das, was in sozialen Medien passiert, ist verdammt traurig."

Es war diese eine Großchance in der zweiten Halbzeit, die offenbar viele antrieb, den 34-Jährigen nicht nur zu beleidigen, sondern aus Sicht der Schweden zu bedrohen. Der Verband stellte daher in Absprache mit Berg Strafanzeige.

"Es gibt wahrscheinlich viele, die heute aufwachen und bereuen, was sie gestern geschrieben haben. Aber es kann sein, dass sie einen Anruf von der Polizei erhalten", sagte Sicherheitschef Martin Fredman dem Sender SVT Sport. "Ich habe mit Marcus gesprochen. Wir haben uns hingesetzt und gesammelt, was im Internet zu finden ist. Es ist mehr als genug, um das Gefühl zu haben, dass es über eine Grenze hinausgeht, die wir akzeptieren können."

Schweden mit insgesamt nur zwei Chancen

Berg hatte beim 0:0 der Schweden gegen Spanien in der 61. Minute nach Vorarbeit von Alexander Isak aus vier Metern das Tor verfehlt. "Ich bin Fußballspieler und ich habe eine Chance vergeben, was unglaublich schwerwiegend war, weil uns das in eine gute Lage hätte bringen können", sagte er am Tag danach. Dennoch war es ein Achtungserfolg, zählt Spanien doch zu den Top-Favoriten auf den EM-Titel.

Trotzdem dürften die Hasskommentare in den sozialen Netzwerken auch am Tag danach die Glücksgefühle überlagern. Ihre Solidarität mit Berg demonstrierte dafür die gesamte Mannschaft mit einem Post bei Instagram. "Wir stehen als Team füreinander ein. Sowohl auf als auch neben dem Feld."

Auch Andersson verurteilt Attacken

Als völlig inakzeptabel verurteilte auch Nationaltrainer Andersson die Attacken auf seinen Angreifer. Berg sei wie alle anderen im Schweden-Kader unheimlich stolz, sein Land repräsentieren zu können. "Das ist ihr Höhepunkt im Leben. Und ich kann garantieren, dass niemand rausgeht und absichtlich schlecht ist auf dem Platz", sagte Andersson.

Schon nach den positiven Coronatests von Dejan Kulusevski und Mattias Svanberg hatte es eine Vielzahl an Hasskommentaren gegeben. Auf dem Profil von Kulusevski wurde ihm vorgeworfen, das Virus in den Kader getragen zu haben. Schon dort versuchten Mitarbeiter des schwedischen Verbandes, die Anfeindungen zu entfernen.

Dort wie nun bei Berg ist das angesichts der Masse an verunglimpfenden Posts jedoch nicht in Gänze möglich. "Wir haben in unseren Kanälen und auf Marcus' Kanälen nachgesehen, aber es gibt so viel da draußen."