Frankreich - Schweiz 7:8 n. E. Die Schweiz und ihr unglaublicher EM-Sommer

Stand: 29.06.2021 00:31 Uhr

Für Weltmeister Frankreich ist die EURO zu Ende, die Schweiz feiert einen historischen Sieg: Die Eidgenossen stehen nach einem 8:7 nach Elfmterschießen erstmals in einem EM-Viertelfinale. Mann des Spiels war Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer: Er parierte den entscheidenden Strafstoß von Frankreichs Superstar Kylian Mbappé.

"Ganz ehrlich: Ich stehe noch ein bisschen neben mir." Yann Sommer, Torwart der Schweizer "Nati" war unmittelbar nach dem Schlusspfiff des EM-Achtelfinales gegen Frankreich beim offiziellen Interviewtermin noch etwas sprachlos. Der Schlussmann von Bundesligist Borussia Mönchengladbach, statistisch keinesfalls ein Elfmeter-Spezialist, war wenige Minuten zuvor der entscheidende Spieler beim Duell vom Punkt gewesen.

Kylian Mbappé schritt als fünfter, letzter Franzose im Elfmeterschießen zum Punkt. Sein Schuss, nicht einmal so schlecht. Doch Sommer ahnte die Ecke, griff in perfekter Torwartmanier über und entschärfte den Ball. Danach: Kurze, bange Sekunden, ob er sich vielleicht zu früh bewegt hat, kein Veto vom Schiedsrichter, dann ekstatischer Jubel - die Schweiz steht erstmals in ihrer Geschichte in einem EM-Viertelfinale.

Das Wort des Abends: "Unglaublich"

"Es war ein unglaublicher Fußballabend finde ich. Wir haben sehr viel Moral gezeigt, sehr viel Herz", sagte Sommer: "Wenn man gegen einen Weltmeister zwei Tore zurückkommt, in einer Phase, wo man eigentlich schon down ist - das ist unglaublich."

Schweiz vergibt Elfmeter in der regulären Spielzeit

Was Sommer damit meinte: In den regulären 90 Minuten musste die Schweiz gleich mehrmals bittere Tiefschläge gegen den favorisierten Weltmeister Frankreich hinnehmen. Der ehemalige Frankfurter Haris Seferovic hatte die Eidgenossen zwar nach 15 Minuten in Führung geschossen. Dann vergab der frühere Wolfsburger Ricardo Rodriguez aber einen Foulelfmeter zum möglichen 2:0 - und Frankreich kam eiskalt ins Spiel zurück.

Doppelpack von Benzema und vermeintliche Vorentscheidung

Karim Benzema drehte mit einem Blitz-Doppelpack (57. Minute/59.) die Partie, Paul Pogba sorgte eine Viertelstunde vor Schluss mit dem 3:1 (75.) für die vermeintliche Vorentscheidung.

Schweiz-Comeback in nur neun Minuten

Doch die nimmermüde Schweiz kehrte noch einmal zurück und schockte den Weltmeister in nur neun Minuten. Seferovic (81.) sorgte für den Anschlusstreffer, der eingewechselte Mario Gavranovic (90.) sorgte für lange Gesichter bei der "Équipe tricolore".

In der Verlängerung ging dann beiden Teams etwas die Luft aus, das Elfmeterschießen sorgte für den spektakulären Ausklang eines außergewöhnlichen Fußballabends in Bukarest - mit Schweizern, die einen historischen Sieg bejubeln durften. Und einem leidenden Fußball-Weltmeister Frankreich, der nach 19 Pflichtspielen ohne Niederlage ausgerechnet bei der EURO wieder einmal als Verlierer vom Platz gehen musste.

"Hexer" Sommer feiert Rekord

In der Schweiz dürfte dagegen die Nacht durchgefeiert werden. Für die "Neue Zürcher Zeitung" war der Abend eine "der denkwürdigsten Nächte der Schweizer Fußballgeschichte". Die Boulevardzeitung "Blick" huldigte vor allem dem Torwarthelden: "Sommer hext die Nati in den EM-Viertelfinal". Sommer kann neben dem Einzug ins Viertelfinale auch noch einen persönlichen Titel feiern: Mit nun 65 Länderspielen ist er neuer Rekord-Torhüter der "Nati".