Deutschland gegen Ungarn Blasses Offensiv-Trio, Goretzka bricht den Bann - die Einzelkritik

Stand: 23.06.2021 22:55 Uhr

Lange läuft beim DFB-Team nichts, besonders die Offensive um Leroy Sané, Kai Havertz und Serge Gnabry bleibt komplett blass. Erst Einwechselspieler Leon Goretzka bricht den Bann. Die Einzelkritik.

Manuel Neuer (Tor): Es war wie immer für den DFB-Keeper bei diesem Turnier: wenig zu tun, aber mindestens ein Gegentor. Beim 0:1 war er chancenlos, beim 1:2 verließ er sein Tor und kam zu spät. Alles in allem ein schwieriger Abend für den Münchner.

Matthias Ginter (Abwehr, bis zur 82. Minute): Der Verteidiger von Borussia Mönchengladbach hatte besonders in der ersten Halbzeit enorm viel Ballbesitz, fast alle Angriffe liefen über die rechte Seite. Viel sprang aber dabei nicht heraus. In der 21. Minute hatte er den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber an Peter Gulacsi. Beim 0:1 verlor er Szalai aus den Augen und ließ ihn einköpfen. Beim 1:2 rückte er zu zaghaft aus der Abwehrreihe und setzte Vorlagengeber Szalai nicht wirklich unter Druck.

Mats Hummels (Abwehr): Der Abwehrchef war in der Offensive meist der Quarterback der DFB-Elf, in der Defensive sah er beim 0:1 aber nicht wirklich gut aus. Szalai entwischte in seinem Rücken und durfte zur ungarischen Führung einköpfen. In der 21. Minute hatte er den Ausgleich auf dem Kopf, setzte nach einer Ecke den Ball aber an die Latte. In der 66. Minute macht er es dann besser, nutzte den Patzer von Gulacsi und legte den Ausgleich durch Kai Havertz vor. Beim 1:2 war er unschuldig, insgesamt dirigierte er jedoch eine Abwehr, die viel zu viele Lücken aufwies.

Antonio Rüdiger (Abwehr): In der Defensive war der Chelsea-Verteidiger wenig gefordert und fehlerfrei, im Spielaufbau mangelte es aber ein wenig an Kreativität. Kaum am Ball überließ er meistens Toni Kroos den Spielaufbau ohne selbst etwas zu initiieren. Ein bisschen mehr Mut von Rüdiger hätte dem DFB-Team gut getan.

Joshua Kimmich (Mittelfeld): In der ersten Halbzeit hatte er die erste gute Chance der DFB-Elf nach einem langen Ball von Hummels (4.). Danach mit enorm vielen Ballkontakten, aber auf der Außenbahn ohne Durchschlagskraft, weswegen er ab der zweiten Halbzeit mehr und mehr in die Mitte rückte. Aber auch dort konnte er das deutsche Team nicht wirklich antreiben.

Ilkay Gündogan (Mittelfeld, bis zur 58. Minute): Der Star von Manchester City sah früh Gelb, blieb in der knappen Stunde, in der er auf dem Platz war, zudem meist blass. Wenn er am Ball war, traf er häufig die falsche Entscheidung. Seine frühe Auswechslung war da nur folgerichtig. Ein schwacher Auftritt von Gündogan.

Toni Kroos (Mittelfeld): Der Star von Real Madrid war mal wieder viel am Ball, spielte viele Pässe, konnte aber wie der Rest kaum gute Chancen einleiten. Auch ihm ging gegen die enorm defensiv agierenden Ungarn der so wichtige Esprit ab. In der 81. Minute versuchte er es wenigstens, wurde für seinen Vorstoß aber nicht belohnt.

Robin Gosens (Mittelfeld, bis zur 82. Minute): War der Linksaußen gegen Portugal noch einer der auffälligsten Spieler, lief die Partie gegen Ungarn aber nahezu komplett an ihm vorbei. Das lag aber nicht nur am Profi von Atalanta Bergamo, Schuld war auch die Herangehensweise der DFB-Elf, die es viel zu häufig über die rechte Seite versuchte und Gosens im wahrsten Sinne des Wortes links liegen ließ. Nach 82 Minuten war Schluss für ihn.

Kai Havertz (Angriff): Der Chelsea-Star war in der ersten Halbzeit noch der aktivste im deutschen Offensiv-Trio, viel zu sehen war von ihm aber auch nicht - bis zur 66. Minute als er den Patzer von Gulacsi ausnutzte und zum zwischenzeitlichen Ausgleich einköpfte. Danach war direkt Schluss für ihn.

Leroy Sané (Angriff): Der Bayern-Profi durfte zum ersten Mal bei dieser EM von Beginn an ran, konnte diese Nominierung aber nicht wirklich rechtfertigen. Gegen tiefstehende Ungarn blieb Sané blass, fand kaum ins Spiel und verzettelte sich oft bei seinen wenigen Offensiv-Aktionen. Beim 1:2 verlor er zudem Torschütze Andras Schäfer aus den Augen. In der Nachspielzeit vergab er fahrlässig den möglichen Siegtreffer.

Serge Gnabry (Angriff, bis zur 68. Minute): Vom Bayern-Angreifer war wenig bis gar nichts zu sehen. Die massive Deckung der Ungarn nahm den gelernten Flügelstürmer komplett aus dem Spiel. Nach 68. Minuten war Schluss für ihn - ein schwacher Auftritt.

Einwechslungen

Leon Goretzka (Mittelfeld, ab der 58. Minute): Der Bayern-Profi, den viele in der Startelf vermutet hatten, kam nach einer knappen Stunde für Gündogan ins Spiel und sollte der DFB-Elf mehr Präsenz im Mittelfeld verleihen. In der 84. Minute kam dann sein großer Moment, als er den ersehnten Ausgleich erzielte - demonstrativem Herz-Jubel in Richtung ungarischer Fans inklusive.

Thomas Müller (ab der 68. Minute): Kaum auf dem Feld, war die DFB-Elf erneut in Rückstand. Somit war die Aufgabe des angeschlagenen Müller klar: Der erneute Ausgleich musste her - irgendwie. Müller versuchte tatsächlich auch viel, eine richtige Chance sprang aber nicht dabei heraus.

Timo Werner (ab der 68. Minute): Genau wie Müller kam auch Werner dann, als das 1:2 fiel. Viel fiel ihm nicht ein, das 2:2 bereitete er aber halb vor durch seinen abgeblockten Schuss.

Jamal Musiala (ab der 82. Minute): Der Youngster stand zum ersten Mal im Kader und erhielt direkt seine ersten Minuten. Dem 2:2 ging eine gute Einzelleistung von ihm voraus. Eine Einwechslung, die sich definitiv lohnte. Durch seine Einwechslung ist er jetzt zudem jüngster deutscher Turnierspieler aller Zeiten, löst keinen geringeren als Lukas Podolski ab.

Kevin Volland (ab der 82. Minute): Auch er kam für die Schlussoffensive, im Gegensatz zu Musiala war von ihm aber nicht viel zu sehen.