Nach Eriksen-Schock Dänemark und die schwierige Suche nach Normalität

Stand: 13.06.2021 16:14 Uhr

Einen Tag nach dem Eriksen-Schock steckt dem dänischen Team der Vorfall noch mehr als in den Knochen. Gegen Belgien wollen die Skandinavier aber in jedem Fall antreten. Ob das jeder Spieler kann, ist noch unklar. Hoffnung macht ein Gespräch aus dem Krankenhaus.

Auch Kasper Hjulmand weiß im Grunde nicht genau, was jetzt zu tun ist. Einen Tag nachdem Christian Eriksen, Starspieler von Dänemark, beim ersten Spiel gegen Finnland auf dem Platz zusammenbrach und noch auf dem Feld wiederbelebt werden musste, steckt der Schock darüber jedem im dänischen Team noch tief in den Knochen. Und über allem schwebt die Frage: Wie soll es jetzt eigentlich weitergehen?

Bereits am Donnerstag (17.06.2021) steht gegen Belgien das nächste Spiel für die Skandinavier an. An Fußball war am Sonntag jedoch nicht zu denken. Das Training wurde abgesagt, die Spieler bekamen psychologische Hilfe. Und so langsam sickerte die Erkenntnis durch, dass es vielleicht keine gute Idee war, das Spiel am Samstag gegen die Finnen noch zu Ende zu spielen.

Es geht vor allem um die Betreuung

"Die Spieler waren in einem Schockzustand. Wir hätten nicht spielen sollen, das ist mein Gefühl", erklärte Trainer Hjulmand am Sonntag. "Vielleicht hätten wir einfach in den Bus steigen sollen. Es war eine schwierige Entscheidung. Es war falsch für mich, dass die Spieler das entscheiden sollten." Sie taten es - und verloren. Die Niederlage ist für die Dänen aber aktuell das kleinste Problem.

Auch Hjulmand weiß, dass es nun darum geht, die Spieler zu betreuen: "Wir werden morgen versuchen, so gut wie möglich Normalität herzustellen. Wir wollen die nächsten Tagen so gut wie möglich nutzen." Aber: Für manche dürfte der Weg zurück in die Normalität schwer werden: "Es ist wirklich unterschiedlich von Spieler zu Spieler. Sie haben verschiedene Traumata."

Eriksen will, dass die Dänen weitermachen

Klar ist nur: Gegen Belgien soll gespielt werden. Auch auf Wunsch von Eriksen selbst, wie Hjulmand verriet. Die Mannschaft konnte per Videoanruf aus dem Krankenhaus mit dem Inter-Profi kommunizieren. "Christian sagte, dass er sich an nicht viel erinnert. Er machte sich direkt mehr Sorgen um uns, als um sich", so Hjulmand: "Er möchte, dass wir spielen. Es tat gut, ihn lächeln zu sehen."

Der Ex-Trainer von Mainz 05 weiß aber auch, dass höchstwahrscheinlich nicht jeder aus dem dänischen Team diesem Wunsch wird entsprechen können. "Für manche könnte die Zeit zu kurz sein", erklärte Hjulmand und ging auf die komplexe Lage ein: "Jeder muss darüber denken, was er für Bilder im Kopf hat. Für manche wird es länger dauern, das zu verarbeiten."

Gespräch "war ein großer Boost"

Was diese dänische Auswahl bei der EM sportlich überhaupt noch in der Lage ist zu leisten, steht in den Sternen. Die Gefahr ist freilich gegeben, dass das Turnier gefühlt schon wieder vorbei ist. Auch weil klar ist, dass Eriksen so schnell nicht zum Team wird stoßen können. Es werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt, der Mittelfeldspieler wird noch einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen.

Auch das müssen seine Kollegen erst einmal abschütteln. Und trotzdem: Das Gespräch am Sonntag mit Eriksen, ihn live zu sehen, zu hören, war wichtig. Für alle im dänischen Team. "Ohne das wäre es schwer, nach vorne zu blicken", betonte auch Hjulmand.

Verbandsdirektor Peter Möller fügte hinzu: "Die Unterhaltung mit Christian hatte einen riesigen Effekt auf unsere Mannschaft. Es war ein großer Boost. Die Spieler möchten das Turnier zu Ende spielen." Die Frage bleibt nur, wer am Donnerstag gegen Belgien dann wirklich auf dem Platz stehen kann. Und in den darauffolgenden Partien.