Hans-Joachim Watzke (l) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf sind in die Top-Gremien des internationalen Fußballs gewählt worden.

UEFA und FIFA Neuendorf und Watzke ziehen in mächtige Gremien ein

Stand: 05.04.2023 14:12 Uhr

Beim UEFA-Kongress in Lissabon am Mittwoch (05.04.2023) ist Bernd Neuendorf als europäischer Vertreter in den FIFA-Rat gewählt worden, Hans-Joachim Watzke in das Exekutivkomitee der UEFA.

Von Chaled Nahar, Lissabon

Gewählt werden musste nicht, die beiden deutschen Vertreter kamen per Akklamation - einem zustimmenden Applaus - an ihre Plätze in den beiden Gremien. Neuendorf und Watzke treten zunächst nur für die jeweils restliche Amtszeit ihrer Vorgänger an, also für zwei Jahre bis 2025.

Zuvor war bereits Aleksander Ceferin als UEFA-Präsident wiedergewählt worden. Der 55 Jahre alte Slowene wurde ohne Gegenkandidaten ebenfalls per Applaus bestätigt.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte die eigentlich jeweils bis 2025 gewählten Peter Peters und Rainer Koch aus den Gremien abberufen. Nach der Wahl von Bernd Neuendorf zum DFB-Präsidenten sollte Peters nicht mehr im FIFA-Rat sitzen, Koch nicht mehr UEFA-Exekutivkomitee - der Machtwechsel nach dem Führungswechsel im DFB wird auch international vollzogen.

Neuendorf in der FIFA: Internationale Kontakte und WM 2027 im Blick

Für Neuendorf gibt es in der FIFA viele Aufgaben. Er gab an, bei der "Wiederwahl" von FIFA-Präsident Gianni Infantino per Akklamation nicht mitgeklatscht zu haben. Nach dem "One Love"-Desaster gilt es für den DFB aber auch, das Verhältnis zur FIFA und zu Infantino zu normalisieren. "Es ist kein genereller Kurs der Ablehnung", sagte Neuendorf im Gespräch mit der Sportschau. Während der WM hatte er von einer "Opposition" gegen die FIFA gesprochen: "Wir brauchen Veränderungen in der FIFA. Das heißt aber nicht, dass ich grundsätzlich nicht zur Kooperation oder zu Kompromissen bereit bin."

DFB-Präsident Bernd Neuendorf

DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Für den DFB besteht dabei ein Eigeninteresse. Denn Deutschland bewirbt sich gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden für die WM der Frauen 2027, und die wird wie das Turnier der Männer im Kongress der 211 Mitgliedsverbände vergeben. Neuendorf will dafür Kontakte weltweit suchen. "Natürlich reicht es nicht aus, wenn wir nur die Europäer hinter uns bringen, da muss man sehr intensiv den Austausch pflegen", sagte Neuendorf.

Watzke in der UEFA: Multifunktionär mit mehreren Ämtern

Mit Watzke erhält ein deutscher Vielfach-Funktionär einen Platz am wichtigsten Tisch des europäischen Fußballs. Watzke vertritt derzeit viele Interessen, er gilt als mächtigste Figur im deutschen Fußball. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist Vorstandsmitglied der mächtigen Klubvereinigung ECA, als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist er DFB-Vizepräsident und dadurch erst zur Wahl in das UEFA-Gremium berechtigt. Im UEFA-Exekutivkomitee sitzen aber schon zwei ECA-Vertreter - ein Interessenkonflikt?

Watzke sagte nach dem UEFA-Kongress im Gespräch mit der Sportschau, dass er die ECA nun verlassen werde: "Ich habe gesagt, wenn ich hier gewählt werde, gebe ich den Posten bei der ECA ab." Offen sei noch wann. Im September werde der Vorstand der ECA neu gewählt. Unklar sei, ob von deutscher Seite oder der ECA der Wunsch bestehe, dass er bis dahin im Amt bleibe, sagte Watzke: "Aber ich würde es lieber kurzfristig beenden." Als eine Hauptaufgabe nannte er eine konsequentere Durchsetzung der Finanzregeln der UEFA.

Deutschland glänzte jahrelang durch Unzuverlässigkeit

Die Vertretung des DFB in den internationalen Gremien ist seit Jahren vom Fehlen jeglicher Kontinuität geprägt. Theo Zwanziger absolvierte als bislang letzter DFB-Gesandter volle Legislaturperioden in den beiden Gremien von FIFA und UEFA. Wolfgang Niersbach (Rücktritt 2015), Reinhard Grindel (Rücktritt 2019) sowie Rainer Koch und Peter Peters (abberufen 2023) hatten jeweils nie mehr als rund die Hälfte einer Amtszeit geschafft.

"Es wäre besser wenn wir jetzt wieder mehr Kontinuität hätten", sagte Neuendorf in Lissabon: "Man merkt, dass sich viel über die Ebene Vertrauen abspielt. Das zahlt sich auch aus, was die eigenen Interessen angeht."

Die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (l.) und Reinhard Grindel

Die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (l.) und Reinhard Grindel

2025 müsssen sich Neuendorf und Watzke für erste volle Amtszeiten zur Wiederwahl stellen. Die einfachen Mitglieder im UEFA-Exekutivkomitee erhalten 160.000 Euro pro Jahr. Im FIFA-Rat erhält jedes Mitglied 250.000 US-Dollar jährlich. Ob das Geld mit anderen Bezügen verrechnet wird, muss der DFB-Vergütungsausschuss entscheiden.