Die Flagge von Belarus

Brief an die UEFA  Mitglieder des EU-Parlaments fordern EM-Ausschluss von Belarus

Stand: 21.03.2023 14:59 Uhr

Russland darf bei der Qualifikation zur Fußball-EM 2024 in Deutschland nicht mitspielen, Kriegshelfer Belarus schon. Mehr als 100 Mitglieder des EU-Parlaments fordern die UEFA auf, auch Belarus auszuschließen. Auch die Grünen im Bundestag verlangen eine solche Maßnahme.

In dem Brief, der an UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gerichtet ist, heißt es: "Die Tatsache, dass die belarussische Nationalmannschaft an der Europameisterschaft teilnimmt, wird später von (Präsident) Lukaschenko und seinem Propagandateam genutzt, um zu beweisen, dass er in der internationalen Gemeinschaft wohl anerkannt ist." Eine Teilnahme von Belarus an der Qualifikation zur EM "wäre eine Beleidigung für die Opfer der russischen Aggression in der Ukraine", heißt es in dem Brief zudem.  

Auf Anfrage der Sportschau reagierte die UEFA zunächst nicht auf das Schreiben. Ceferin äußerte sich im Oktober im Rahmen der Auslosung der Qualifikationsgruppen in Frankfurt am Main zu Belarus. "Es ist ein bisschen populistisch zu fordern: 'Schmeißt alle raus!' Aktuell sehen wir keinen Grund, das zu tun", sagte Ceferin damals in der "Sport Bild". "Wenn sich die Dinge ändern, werden wir sicherlich reagieren. Die Politik sollte unsere Entscheidungshoheit respektieren. Wir predigen Politikern und Regierungen auch nicht, was sie tun sollen." 

"Die UEFA muss handeln, sonst macht sie sich unglaubwürdig"

Das EU-Parlament hat rund 700 Mitglieder, mehr als 100 aus den Fraktionen von Konservativen, Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen unterzeichneten den Aufruf. Auch mehrere deutsche Politikerinnen und Politiker aus CDU, SPD und Grünen stehen auf der Liste.

Der Sport-Informationsdienst berichtet zudem über einen ähnlichen Brief von 46 Abgeordneten aus der Bundestagsfraktion der Grünen an die UEFA. "Lukaschenko ist Putins wichtigster Unterstützer in seinem brutalen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine", heißt es demnach in dem Schreiben. "Die UEFA muss handeln, sonst macht sie sich unglaubwürdig", sagte der Bundestagsabgeordnete Philip Krämer demnach.

Russlands Team ist suspendiert, das aus Belarus nicht

Russlands Team wurde von der UEFA nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine von der UEFA ausgeschlossen. Belarus darf weiter mitspielen, muss seine Heimspiele allerdings ohne Fans auf neutralem Platz austragen. In der Gruppe I soll Belarus am Samstag (25.03.2023, 18 Uhr) im serbischen Novi Sad sein Auftaktspiel zur Qualifikation gegen die Schweiz bestreiten. "Aus internationaler Sicht ist klar, dass die derzeitigen Maßnahmen unzureichend sind", heißt es in dem Schreiben der Mitglieder des EU-Parlaments.

Ein Aufeinandertreffen zwischen der Ukraine und Belarus war in der Qualifikation nicht möglich, die UEFA pflegt eine Liste von Begegnungen, die aus politischen Gründen nicht ausgelost werden dürfen. Seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine gehört ein Spiel des Landes gegen Belarus dazu, bei Russland war das schon zuvor der Fall. 

In der UEFA derzeit politisch ausgeschlossene Begegnungen
Ukraine - Russland*
Ukraine - Belarus
Kosovo - Serbien
Kosovo - Bosnien-Herzegowina
Kosovo - Russland*
Armenien - Aserbaidschan
Spanien - Gibraltar
*Teams 2022/23 suspendiert

Die Verbände kassieren weiter Geld von FIFA und UEFA

Lukaschenko, seit 1994 Präsident von Belarus, führt ein strenges Regime nach innen, unter dem auch der Sport leidet. Darauf wird ebenfalls in dem Brief verwiesen: Mehr als 1.500 politische Gefangene gebe es in Belarus.

Ende Juni 2022 verschickte die UEFA ein Rundschreiben an ihre Mitglieder, in der sie die Ausschüttungen aus einem Geldverteilungsprogramm auflistete. Belarus und auch Russland standen für die Saison 2021/22 demnach jeweils 2,4 Millionen Euro zu. 2020/21 sollen laut UEFA-Finanzbericht außerdem rund 6 Millionen Euro an sogenannten Solidaritätszahlungen aus dem Europapokal nach Belarus gegangen sein.

Währenddessen zeigte Belarus auch sportlich, wo es steht. Nachdem russische Teams international suspendiert worden waren, hatten sie in Freundschaftsspielen vor allem einen Spielpartner: Belarus. 

Die Präsidenten Alexander Lukaschenko (Belarus, r.) und Wladimir Putin (l.) am 25. Juni 2022