Die katarischen Fans stimmen ein Lied an

FIFA WM 2022 Katars WM-Aus und die rätselhafte Fangruppe

Stand: 26.11.2022 11:38 Uhr

Gastgeber Katar ist bei der Fußball-WM schon nach zwei Spieltagen ohne Chance, das Achtelfinale zu erreichen. Die Stimmung war bei der Niederlage gegen Senegal trotzdem besser als zum Auftakt, auch wegen einer rätselhaften Fangruppe.

Von Marcus Bark, Doha

Nach fünf Tagen ist es schon vorbei. Katar ist raus. Das Unentschieden zwischen den Niederlanden und Ecuador raubte jede Hoffnung, trotz zweier Niederlagen noch in das Achtelfinale einzuziehen.

Katar wie Südafrika 2010

Katar ist nach Südafrika 2010 der zweite Gastgeber einer Fußball-Weltmeisterschaft, der in der Vorrunde scheiterte. Beim 1:3 gegen den Senegal zeigte die Mannschaft des spanischen Trainers Félix Sanchez eine viel bessere Leistung als beim 0:2 im Eröffnungsspiel gegen Ecuador. "Man muss wissen, wo wir herkommen. Wir müssen hier mit vielen Beschränkungen arbeiten", sagte Sánchez, "Katar ist ein kleines Land. Die Liga ist nicht so wettbewerbsfähig."

Training in Europa

Katar ist allerdings auch ein sehr reiches Land, das nahezu alles möglich machte, um ein erfolgreiches Turnier zu bestreiten. So hatte der Trainer nahezu paradiesische Bedingungen in der Vorbereitung. Ein halbes Jahr lang trainierte seine Mannschaft vorwiegend in Europa.

Teilnahme an der WM-Qualifikation außer Konkurrenz

Andere Kontinentalverbände leisteten dem Asienmeister von 2019 in den vergangenen Jahren auch Unterstützung. In Südamerika durfte Katar an der Copa América teilnehmen, in Nord- und Mittelamerika am Gold Cup, die UEFA erlaubte die Teilnahme an der Qualifikation zur WM, allerdings gingen die Spiele nicht in die Wertung ein, denn Katar war als Gastgeber ja ohnehin qualifiziert.

Fußball-Begeisterung im Land?

Es war ein kurzes Vergnügen, und die Frage ist, ob bei den nur etwa 350.000 Katarern unter den zehn Mal so vielen Einwohnern des Emirats am Persischen Golf die Begeisterung für den Fußball geweckt wurde.

Die Stimmung im Stadion Al Thumama war am Freitag (25.11.2022) bei der Partie gegen den Senegal deutlich besser als im Eröffnungsspiel. Zwar verließen auch wieder sehr viele Zuschauer vorzeitig ihre Plätze, aber der große Exodus setzte erst nach dem 1:3 in der 84. Minute ein.

Organisierte Fans geben Rätsel auf

Auch der Block der organisierten Fans hinter einem Tor leerte sich zusehends, als jegliche Hoffnung auf einen Punktgewinn geschwunden war.

Viele der Fans in den bordeauxroten T-Shirts sammelten sich hinter dem Block, griffen Sandwiches aus einem Pappkarton und zu Colaflaschen aus Plastik, die für sie bereitstanden.

Die Gruppe hatte während des ersten Spiels der Gastgeber für Rätsel gesorgt, als sie der Eröffnungsfeier ferngeblieben war, danach dann mit Vorsängern und Trommeln die Mannschaft Katars unterstützte.

Zwei Tage vorher schon war auf der Facebook-Seite von "Hussien A. Hammoud" ein Video veröffentlicht worden, das vermutlich einen Teil des Rätsels löste.

Der Clip zeigt, wie ein "Coach" in einem Stadion in Doha Fans beim Support anleitet. Die einstudierten Gesänge erinnern stark an jene, die dann bei den Spielen Katars von den organisierten Fans vorgetragen wurden.

Bezahlte Fans? Katar streitet ab

Bei der Gruppe soll es sich um einen Zusammenschluss von Ultras handeln, die arabische Mannschaften unterstützen. Beobachtungen der Sportschau erhärteten die schon vor Tagen auf dem Portal "ntv.de" geäußerte Vermutung, dass mehrere Ultras des Klubs Nehmej SC aus Beirut in der Gruppe vertreten sind.

Fans mit libanesischen Trikots und Flaggen waren im Block auszumachen. Auch Tweets des verifizierten Accounts @FALebanon deuten darauf hin. So heißt es dort: "Fans von Nejmeh machen einen tollen Job als treibende Kraft im Katar-Block." In einem anderen: "Danke an die Fans von Nejmeh."

Keine Fans eingekauft laut Organisationskomitee

Ob die vermutlich panarabische Gruppe die Reise nach Katar, den Aufenthalt und die Eintrittskarten aus eigener Tasche bezahlt hat, ist offen. Vermutungen, der Gastgeber habe Fangruppen bezahlt, sind vom Organisationskomitee entschieden zurückgewiesen worden.