Jubel Kroatien

FIFA WM 2022 Zwei Traumtore gegen Marokko - Kroatien zelebriert Platz drei

Stand: 17.12.2022 19:45 Uhr

Ein wunderbares Spiel mit herrlichen Toren: Kroatien und Marokko haben am Samstag (17.12.2022) Werbung für das "kleine" Finale bei Weltmeisterschaften betrieben. Am Ende jubelten die Kroaten.

Das 2:1 (2:1) war trotz der erneut herausragenden kämpferischen Leistung der Afrikaner verdient, weil sich die Männer vom Balkan insgesamt kreativer und spielstärker zeigten. Marokko entwickelte wie schon im Halbfinale zu wenig Torgefahr, trug aber ansonsten auch sehr viel zu einer spektakulären Veranstaltung teil.

Erst Slapstick, dann Spektakel

Und die hatte keinen langen Anlauf. Es fehlte nicht viel, und die Partie hätte mit einem Treffer nach einer Slapstick-Nummer begonnen. Der bisher so herausragende marokkanische Torhüter Bono wollte nach zwei Minuten am eigenen Fünfmeterraum einen Ball klären, der rutschte ihm aber so kläglich über den Innenspann, dass er ihn fast selbst im langen Eck versenkt hätte. Ganz knapp trudelte die Kugel schließlich am Pfosten vorbei - Bono schickte gleich mal ein paar Dankesgrüße gen Himmel.

Die halfen dann in der 7. Minute nicht mehr: Kroatien traf zur Führung mit einer brillanten Freistoßvariante. Erst täuschte Luka Modric die Ausführung an, dann flankte Lovro Majer auf den Kopf von Ivan Perisic, der die Kugel von links Richtung Elfmeterpunkt beförderte. Da rauschte Josko Gvardiol heran und vollstreckte ebenfalls per Kopf zum 1:0.

Marokko schlägt sofort zurück

Für Gvardiol war das ein spezielles Comeback. Der Leipziger hatte bis zum Halbfinale ein herausragendes Turnier geliefert, war dann aber beim 0:3 gegen Argentinien von Lionel Messi komplett schwindelig gespielt worden.

Comeback-Qualitäten bewies aber auch Marokko - sehr zügig nach dem Rückstand. Ehe sich Verunsicherung breitmachen konnte, schlug Hakim Ziyech einen Freistoß scharf in den kroatischen Strafraum, Majer verlängerte unfreiwillig an den eigenen Fünfmeterraum, wo Dari entschlossen die Kopfballchance nutzte - 1:1 in der 9. Minute

Werbung für das "kleine Finale"

Allein dieser Auftakt war schon ein perfekter Werbefilm für die oft kritisierte Austragung eines Spiels um Platz drei - mit so viel Herzblut und Leidenschaft waren beide Teams und ihre Fans im Khalifa International Stadium unterwegs. Und es ging nahtlos weiter.

Einen Flachschuss von Modric durch die Beine von Dari sah Bono erst ganz spät, parierte dann aber glänzend (23. Minute). Auf der anderen Seite hatte Achraf Hakimi plötzlich rechts ganz viel Platz, verfehlte mit seiner Hereingabe aber den im Zentrum völlig freistehenden Youssef En-Nesyri (29.).

Super-Tor von Orsic

En-Nesyri, der beim 0:2 gegen Frankreich das Kunststück fertig bekommen hatte, in 66 Minuten nur drei Ballkontakte zu haben, blieb der Zielspieler: Ziyechs Hereingabe platzierte der Mittelstürmer in der 37. Minute knapp am langen Pfosten vorbei.

Marokko hatte nun Oberwasser, doch das ging auch zu Lasten der bis zum Halbfinale besten Defensive dieses WM-Turniers. In der 42. Minute ließ sich Bilal El Khannouss vor dem eigenen Strafraum die Kugel abluchsen, über Marko Livaja kam Mislav Orsic am linken Strafraumeck zum Abschluss und zirkelte die Kugel genial an den rechten Innenpfosten. Bono streckte sich noch, konnte aber den Einschlag zum 1:2 nicht mehr verhindern.

Knifflige Szenen - kein Elfmeter

Im zweiten Durchgang ging es weiter hin und her, aber die Qualität der Torchancen nahm etwas ab. Mächtig Turbulenzen kamen 15 Minuten vor Schluss auf. Gvardiol hatte sich zunächst bei einem kroatischen Konter in die Sturmspitze eingeschaltet und war beim Versuch des Abschlusses klar gefoult worden. Der bis dahin sehr ordentlich leitende Schiedsrichter Abdulrahman al-Jassim aus Katar übersah den klaren Tritt von Sofyan Amrabat, erstaunlicherweise kam auch nichts aus der VAR-Abteilung.

Das mag damit zusammengehangen haben, dass gleich im Gegenzug auch Marokko auf Strafstoß reklamierte - Hakimi war zu Boden gecheckt worden, hier war die Entscheidung, weiterspielen zu lassen, aber vertretbar.

Livakovic rettet gegen En-Nesyri

Mitten in das Chaos aus Fouls, vermeintlichen Fouls und VAR-Überprüfungen platzte die bis dahin einzige echte Chance der Marokkaner im zweiten Durchgang: En-Nesyri tauchte in der 75. Minute völlig frei vor Dominik Livakovic auf, der machte sich aber groß und hielt die Führung und damit letztlich auch den Sieg fest.

Mateo Kovacic hätte das Ergebnis für die Kroaten am Ende sogar noch ausbauen können, schob den Ball aber frei vor Bono am langen Eck vorbei. In der sechsten Minute der Nachspielzeit hatte En-Nesyri dann nochmal den Ausgleich auf dem Kopf, platzierte den Ball aber Zentimeter über die Latte.