Kroatien Ustascha-Wappen - Eklat um kroatisches Trikot

Stand: 19.08.2021 11:06 Uhr

Die kroatische Nationalmannschaft trug bei ihren Spielen während der EURO ein Miniatur-Wappen auf den Trikots, das auch die faschistische Ustascha-Bewegung benutzt hat. Gemerkt hat es zunächst offenbar niemand.

Es fällt erst beim zweiten Hinsehen auf. Etwas ist anders beim Schachbrettmuster im Wappenlogo auf den kroatischen Trikots. Im Originalwappen beginnt es oben links mit der Farbe Rot. Fängt das Schachbrett aber mit Weiß an - wie nun bei der kroatischen Mannschaft aufgetaucht - handelt es sich um das Wappen, das auch von der faschistischen Ustascha-Bewegung benutzt wurde. Die Bewegung kooperierte im Zweiten Weltkrieg mit Nazi-Deutschland und flammte in den Jugoslawien-Kriegen der 1990er Jahre wieder auf. Auch heute noch ist die Ustascha-Bewegung in der kroatischen Gesellschaft präsent.

Ustascha-Wappen auf Kroatien-Trikots - Spekulationen um Verursacher

Wie dieses Wappen nun auf das Trikot der Kroaten während der Euro 2020 kommen konnte, lässt sich nur spekulieren. "Vermutlich liegt der Fehler bei der Firma, die für die Trikotbeflockung zuständig ist", sagt Vladimir Novak, freier Journalist und Experte des kroatischen Fußballs. "Es ist gut möglich, dass ein Mitarbeiter der Firma absichtlich das falsche Wappen auf die Trikots gesetzt und gehofft hat, dass es niemand merkt", so Novak zu sportschau.de. Tatächlich ist es dann offenbar weder dem Zeugwart der Mannschaft noch den Trainern oder Spielern selbst aufgefallen.

Bei besagten Trikot-Unternehmen handelt es sich um die Firma "Sitotisak Decolor" mit Sitz im kroatischen Varazdin, einer Stadt im Norden des Landes.

2018 feierte die kroatische Mannschaft mit Sänger Thompson

Es ist nicht das erste Mal, dass die kroatische Mannschaft mit rechtsgerichteten Strömungen in Verbindung gebracht wird. So feierten Luka Modric und Co. nach dem Gewinn der Vizeweltmeisterschaft 2018 mit dem rechtsradikalen Sänger Marko Perkovic (Künstlername: Thompson), der in seinen Songs Kriegsverbrechen verherrlicht.

Spieler wie Dejan Lovren oder Sime Vrsljako stimmten damals zudem nach WM-Siegen gegen Nigeria und Argentinien ausgerechnet den bluttriefenden Thompson-Hit "Cavoglave“ an. Die Kriegshymne beginnt mit dem Gruß der Ustascha.

Entschuldigung von Verbandsseite

Der kroatische Verband HNS hat aktuell bereits auf die fehlerhafte Beflockung reagiert und sich entschuldigt. "Es handelt sich um einen unabsichtlichen Fehler, der leider nicht entdeckt wurde. Wir weisen jeden Gedanken nachdrücklich zurück, es könnte sich um eine absichtliche Änderung des kroatischen Wappens handeln", hieß es zunächst auf der Webseite der Verbandes.

Inzwischen wurde der Eintrag wieder zurückgenommen. "Ich könnte mir vorstellen, dass der Verband wenig Interesse hat, dass das Thema in der Öffentlichkeit hohe Wellen schlägt", sagt Vladimir Novak. Auf den Trikots von kroatischen Gegnern war übrigens das richtige Wappen zu sehen, sowohl bei den Spaniern als auch bei den Schotten. Bei Vorrundengegner England und Achtelfinalgegner Spanien war es gar nicht auf den Trikots angebracht.

Berichterstattung in kroatischen Medien

Auch kroatische Medien berichteten ausführlich über den Wappeneklat, "allerdings eher in gemäßigter Form. Es war kein Titelthema", berichtet Vladimir Novak.

Auch heute noch tauchen Anhänger der Ustascha-Bewegung immer wieder in Fußball-Stadien auf. "Bei Stadionbesuchen beispielsweise in Zagreb sieht man immer wieder Devotionalien mit ihrer Symbolik", so Novak.

Nicht der erste Vorfall der Firma

Schon einmal hat es Wirbel um das besagte Trikotunternehmen gegeben. Bei einem Testspiel von Kroatien im vergangenen Jahr prangte statt der Landesflagge von Gegner Türkei die von Tunesien auf den Oberteilen. Der Zeugwart des Teams musste daraufhin jedes einzelne Tunesien-Fähnchen herausschneiden. Gespielt wurde mit einem kleinen Loch in den Trikots.

Dass der Verband nach dem neuerlichen Vorfall nun reagiert und die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen aufkündigt, sei sehr wahrscheinlich, sagt Vladimir Novak.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version gab es einzelne missverständliche Formulierungen in Bezug auf die Ustascha-Bewegung und die Verwendung des kroatischen Wappens. Wir bitten, dies zu entschuldigen (19.08.2021).