Spanien nach Nullnummer in der Kritik Spanien - Trainer Luis Enrique schon unter Druck
Spaniens Trainer Luis Enrique musste schon vor der EM viel Kritik in der Heimat aushalten. Nach der enttäuschenden Nullnummer gegen Schweden am Montag (14.06.21) gerät er noch stärker unter Beschuss.
Als Luis Enrique mit fast leerem Blick auf der kühlen Getränkebox die Schlusssekunden über sich ergehen ließ, dürfte er die Kritik im Land des dreimaligen Europameisters nach der Nullnummer von Sevilla schon geahnt haben. "Da muss noch einiges kommen, wenn sie die Gruppenphase überstehen wollen", sagte der deutsche Ex-Weltmeister Per Mertesacker als TV-Experte des ZDF.
Personalwahl, Herangehensweise - Enriques Entscheidungen haben zumindest nicht das gebracht, was sich Spaniens Fußball-Fans versprochen haben: Das 0:0 gegen die Catenaccio-Schweden dürfte für weitere unruhige Tage im EM-Quartier sorgen. "Wir wollen die Gruppe immer noch gewinnen,", betonte Enrique.
Kein Spieler von Real Madrid dabei
Der Coach der Iberer hatte im Vorfeld des Turniers bereits mit seiner Kaderauswahl einen Teil der TV-Kritiker und Fußball-Journalisten gegen sich aufgebracht. Schließlich hatte er es gewagt, keinen einzigen Spieler von Real Madrid zu nominieren. "Als ich kam, war ein grundsätzlicher personeller Umbruch eigentlich nicht mein Plan. Aber als ich mir die Spieler ausgesucht habe, die meine Idee vom Fußball am besten umsetzen können, ist eben diese Besetzung dabei herausgekommen", erklärte der Coach.
Kritik an Enriques Umbruch
Tatsächlich hat Enrique nicht nur das schier Undenkbare fertiggebracht, und auf Spieler der "Königlichen" verzichtet. Auch dass er viele Spieler von ausländischen Klubs in den Kader berief, wurde dem Coach von einigen Medien vorgehalten. Dabei gab es auch in den spanischen Erfolgsteams, die zwischen 2008 und 2012 alle Titel gewannen, Leistungsträger, die nicht in La Liga spielten: David Silva, Fernando Torres oder Cesc Fabregas.
Enrique vertraut auf Spieler wie Alvaro Morata (Juventus Turin), Dani Olmo (RB Leipzig), Diego Llorente (Leeds United), Rodri (Manchester City), Fabian Ruiz (SSC Neapel), Ferran Torres (Manchester City) und Thiago (FC Liverpool), die nun die Schlagzahl im Team vorgeben.
Von Meister Atletico Madrid sind nur Mittelfeldmann Koke und Marcos Llorente dabei, der FC Barcelona stellt nur Jordi Alba, Sergio Busquets und Jungstar Pedri. Zudem verjüngte Pedri seine Mannschaft. Die Spanier begannen mit der im Schnitt jüngsten Startelf dieser EM (25, 5 Jahre), die Schweden hingegen mit der ältesten (30, 2 Jahre).
Morata vergibt zweimal kläglich
In der Partie gegen Schweden blieb all dies quasi wirkungslos. Wie einst die Altstars gefiel sich auch das neue Spanien in einem Spielstil mit extrem viel Ballbesitz, es kam aber nicht viel dabei herum. 858 Pässe wurden gespielt (die Schweden spielten nur 108), zu selten wurde dabei aber das Tempo verschärft. Die Statistik von 17:4 Torschüssen täuscht, denn die beiden dicksten Gelegenheiten hatten die Schweden, als Alexander Isak und Marcus Berg den Ball freistehend nicht über die Linie brachten.
Und die wenigen wirklich hochkarätigen Torchancen der Spanier wurden zum Teil kläglich vergeben. Ausgerechnet Morata, den Enrique gegen massive Widerstände von außen als seinen Stamm-Mittelstürmer durchgesetzt hatte, tat sich hier negativ hervor: Gleich zweimal schloss er freistehend vor Schwedens Tor völlig überhastet ab.
"Marca" macht Stimmung
Und Enrique bekam noch am Abend Druck von den Medien. "Ist Gerard wirklich nicht besser als Morata?", titelte die spanische Sportzeitschrift "Marca" nur kurz nach Spielschluss auf ihrem Online-Portal. Für Morata hatte im Sturmzentrum der frischgebackene Europa-League-Sieger Gerard (Villarreal) weichen müssen. Luis Enrique verteidigte seinen Angreifer nach Spielschluss. "Morata ist ein großartiger Spieler, der offensiv und defensiv gut arbeitet", meinte der Coach gegenüber "Telecinco". "Heute hatte er kein Glück, aber er wird noch treffen. Er ist wichtig für uns, das weiß er."
Spanien nun gegen Polen
Spanien muss am Samstag (19.06.2021) wieder in Sevilla gegen Polen ran, Schweden bereits am Freitag (18.06.2021) in St. Petersburg gegen die Slowakei. Im ersten Gruppenspiel hatte die Slowakei überraschend die Elf von Bayern-Mittelstürmer Robert Lewandowski 2:1 bezwungen.