Fußball | Premier League Ex-Wolfsburger Weghorst - Instinktfußballer ohne Instinkt

Stand: 11.02.2022 09:49 Uhr

Wout Weghorst träumte von einem großen Klub in der Premier League, es wurde der Tabellenletzte FC Burnley. Über die Karriere eines Torjägers mit Instinkt - zumindest auf dem Platz.

Als Wout Weghorst noch für den VfL Wolfsburg in der Bundesliga spielte, hat er sich vor jeder Saison ein Ziel gesetzt. In seinem Auto klebte dann ein Zettel, darauf nur eine Zahl - sie stand für die Tore, die Weghorst erzielen wollte. Vor der Saison 2020/21, so hat es Weghorst einmal dem "Spiegel" erzählt, hatte er eine 14 notiert. Es sollte seine erfolgreichste Spielzeit in der Bundesliga werden, am Ende hatte er 20 Tore erzielt.

Einen Zettel hat Weghorst auch vor dieser Saison geschrieben, die Zahl darauf ist ein Geheimnis. Das Papier dürfte eher nicht mehr in einem Auto mit Wolfsburger Kennzeichen kleben. Weghorst, 29, hat Wolfsburg vor einigen Tagen nach dreieinhalb Jahren, 118 Bundesligaspielen und 59 Toren verlassen. Er spielt nun für den FC Burnley, den Tabellenletzten der Premier League.

Zwei Spiele hat Weghorst für Burnley gemacht, zuletzt, beim Remis gegen Manchester United, wurde er zum Spieler des Spiels gewählt. Der nächste Gegner ist am Sonntag (13.02.2022) der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp, eine Zusammenfassung des Spiels läuft auch in der Sportschau am Sonntag.

Weghorst träumte von einem großen Klub - und ging nach Burnley

Abstiegskampf in England statt Abstiegskampf in der Bundesliga - man hatte eigentlich damit gerechnet, dass Weghorst zu einem Klub wechselt, der sich in anderen Sphären bewegt. Die Premier League sollte es sein, von ihr hatte Weghorst oft geschwärmt. Er wird dabei eher an Klubs gedacht haben, die um Titel spielen oder wenigstens international. Es wurde Burnley.

Die Geschichte dieses überraschenden Transfers ist eine, die von einem sehr ehrgeizigen Torjäger erzählt, der in den Niederlanden auch mal in der zehnten Liga spielte und sich trotzdem große Ziele setzte. Sie handelt von einem Fußballer, der sich im Strafraum auf seinen Instinkt verlassen kann, außerhalb des Platzes aber nicht immer.

Das Internet vergisst nicht

Der Transfer war noch nicht lange verkündet worden, als britische Medien schon ihre ganz eigene Deutung präsentierten. Auch deutsche Portale berichteten darüber, der Tenor war derselbe: Weghorst sei nicht gegen Covid 19 geimpft, las man. Und dass das viele Klubs abgeschreckt habe. Bestätigt ist das nicht, unwahrscheinlich aber auch nicht.

Im Dezember 2020 hatte Weghorst bei Instagram einen Beitrag zur Corona-Pandemie geteilt, zu lesen war dort: "Stell dir einen Impfstoff vor, der so sicher ist, dass du gezwungen werden musst, ihn zu nehmen; für eine Krankheit, die so tödlich ist, dass du getestet werden musst, um zu wissen, dass du sie hast." Weghorst versah den Beitrag mit der Aufforderung, "selbst zu denken".

Den Post hat Weghorst wieder gelöscht, aber das Internet vergisst nicht. Weghorst entschuldigte sich in einem Statement, das der VfL Wolfsburg verbreitete. Einige Monate später war er zu Gast beim NDR-Sportclub und sagte: "Ich möchte ganz klar sagen: Ich bin kein Corona-Leugner. Da sind weltweit Leute daran gestorben, was erschütternd ist."

Im Oktober 2021 hat der VfL Wolfsburg erneut eine Mitteilung verschickt, in der es um Weghorst ging. Der Niederländer hatte sich mit Corona infiziert. "Alles passiert aus einem Grund", schrieb Weghorst auf Instagram. "Das Leben ist wie Fahrrad fahren, um die Balance zu halten, musst du dich bewegen."

Tränen, Training, Tore

In Bewegung war Weghorst in seiner Karriere immer, da war nie Stillstand. Früher, das hat Weghorst einmal dem Magazin "11Freunde" erzählt, hätten die anderen Kinder aus seinem Verein Niederlagen oft recht schnell vergessen. Wie Kinder das eben tun. "Ich dagegen weinte bitterlich. Oder wurde teilweise sogar richtig wütend."

Überhaupt ist das mit dem Ehrgeiz wichtig, um den Fußballer Weghorst zu verstehen. Als Jugendlicher war er ein guter Spieler, aber kein überragender, später spielte er in der zehnten Liga. Weghorst verzichtete trotzdem auf Partys und trainierte lieber - es hat sich ausgezahlt.

Man kennt Weghorst heute als einen Angreifer, der sich auf seinen Instinkt verlassen kann, zumindest auf dem Rasen. In Wolfsburg hat man das oft beobachten können: Wie Weghorst, fast zwei Meter groß und keiner, über dessen Dribblings und Tricks man einmal sprechen wird, oft schon dort stand, wo Sekundenbruchteile später auch der Ball war. Wie er kämpfte und köpfte und traf.

"Ich will das Höchste erreichen, das für mich möglich ist."

Vor einem Jahr, als sich das Bild der Menschen von Wout Weghorst schon verändert hatte, als da nicht mehr nur Bewunderung war, sondern auch Unverständnis, hat er dem "kicker" ein längeres Interview gegeben. Weghorst sagte: "Ich will das Höchste erreichen, das für mich möglich ist." 

Das Höchste, das ist gerade nicht Manchester oder London, es ist Burnley.