Paulina Krumbiegel (M) jubelt mit ihren Mitspielerinnen nach ihrem Treffer zum 2:1

DFB-Frauen besiegen USA Prestigeerfolg unter Palmen

Stand: 11.11.2022 09:22 Uhr

Wenn die DFB-Frauen auf die USA trafen, gab es oft Niederlagen. Nun gelang der erste Sieg seit 2003 gegen die Weltmeisterinnen.

Merle Frohms stand nach dem 2:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die USA entspannt in den Katakomben des Stadions von Fort Lauderdale. Die Hände lässig in den Taschen ihrer mintgrünen Trainingshose. Genauso cool hatte die 27-jährige Torhüterin auch in den 90 Minuten zuvor agiert und vor allem in der ersten Halbzeit ihr Team mit grandiosen Paraden vor einem Rückstand bewahrt.

Frohms sprach gegenüber der Sportschau von "einem super Gefühl", davon, dass man nun bestätigt bekommen habe, auch "gegen spielerisch starke Mannschaften bestehen und sie besiegen zu können". Und all das, so Frohms, gebe "natürlich unglaublich Selbstbewusstsein".

Mentalitäts-Vorbild USA

Dieser Begriff war nach dem Spiel von vielen im deutschen Team zu hören. Ebenso wie "Mentalität". Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte im Vorfeld dieser ersten von zwei Testpartien gegen die Weltmeisterinnen oft von der "Sieger-Mentalität der USA" gesprochen. Wie überzeugt und überzeugend jede Spielerin beispielsweise bei der WM 2019 in Frankreich aufgetreten sei. Vor allem in den K.o.-Runden-Partien. Eine derartige Ausstrahlung, so Voss-Tecklenburg, wolle sie auch ihren Spielerinnen vermitteln.

Sie scheint damit auf einem guten Weg zu sein. Denn wie die deutsche Mannschaft nach der etwas glücklichen Führung von Klara Bühl (52. Minute) das Spiel kontrollierte, wie sie immer wieder gefährlich vor das US-Tor kam und wie sie vor allem den Fehler von Verteidigerin Sara Doorsoun vor dem 1:1 durch Megan Rapinoe (85.) wegsteckte, das wirkte überzeugend.

Den Sieg gewollt

Es war nicht der viermalige Weltmeister aus den USA, der in der Schlussphase vor 16.917 Fans den Sieg unbedingt wollte, sondern die deutsche Mannschaft, die sich nach einem schnell ausgeführten Freistoß, einer Hereingabe von Jule Brand und einem daraus resultierenden Abstaubertor von Paulina Krumbiegel in der 89. Minute für ihren Mut und ihre Mentalität belohnte. “Den Weltmeister durch diesen Treffer geschlagen und der Mannschaft dadurch zum Sieg verholfen zu haben, bedeutet mir sehr, sehr viel”, sagte Krumbiegel der Sportschau.

Durch ihr Tor gewann die DFB-Auswahl erstmals seit dem 6. Oktober 2003 wieder gegen die USA. Vor 18 Jahren war es ein 3:0 im WM-Halbfinale gewesen - und Paulina Krumbiegel noch keine drei Jahre alt. Birgit Prinz hingegen gehörte zu den Stars im Team und sorgte in der Nachspielzeit für den Endstand. Jetzt arbeitet sie als Psychologin für die Nationalmannschaft. Prinz weiß, wie schwer es ist, die Amerikanerinnen zu besiegen, noch dazu in den USA. Und deshalb klatschte sie nach dem historischen Sieg zufrieden vor der deutschen Kabine mit Voss-Tecklenburg ab.

Aufschlussreiche 90 Minuten für Bundestrainerin

Die Bundestrainerin, die die US-Reise als eine Art Standortbestimmung am Ende einer langen Saison sieht, sprach von aufschlussreichen 90 Minuten. Sie nahm wohlwollend zur Kenntniss, dass die Mannschaft "immer bereit ist, aus Fehlern zu lernen, sich taktisch anzupassen und somit ins Spiel zurückzufinden". Und eben daraus würden dann "Mut und Sicherheit" resultieren.

"Solche Spiele bringen uns voran", ergänzte Merle Frohms mit Blick auf die WM im kommenden Jahr. Und dann sagte sie noch etwas, dass so schon lange nicht mehr von einem deutschen Team vor dem globalen Großereignis zu hören war. "Wir wissen nun, dass wir gegen jede Mannschaft, egal, wer da kommt, einfach spielerisch unser Ding durchziehen können und dann erfolgreich sein werden."

Wiedersehen am Sonntag

Es gibt, neben der eigenen, noch eine Statistik, die zeigt, wie besonders dieser deutsche Erfolg war: Die USA haben erstmals nach 71 Spielen ohne Niederlage wieder daheim verloren. Am Sonntag sehen sich beide Nationen wieder (im Livestream bei sportschau.de), dann in Harrison/New Jersey. Deutschland hat noch nie zweimal nacheinander gegen die USA gewonnen - doch vor diesem Team scheint keine Statistik sicher zu sein.