Fußball Corona: Steigende Zahlen machen 2G in Fußball-Stadien wahrscheinlicher

Stand: 16.11.2021 15:40 Uhr

Geimpft, genesen oder gar nicht: Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen wird auch in den Stadien im deutschen Profifußball eine 2G-Lösung wahrscheinlicher.

Es ist schon erstaunlich, was der FC Schalke 04 am Montag (15.11.2021) zu vermelden hatte: keine sportlichen Neuigkeiten, sondern ein dringender Impfappell an seine Fans. "Die Wahrscheinlichkeit, dass neue Zugangsbeschränkungen gemacht werden, ist alles andere als gering. Bitte lasst euch impfen", war auf der Homepage von S04 zu lesen. In der Tat ist die Diskussion um die angesprochenenen Zugangsbeschränkungen bei sportlichen Großveranstaltungen angesichts der steigenden Infektionszahlen längst im Gange.

Flickenteppich an Regeln für Fans

Aktuell gleicht Deutschland bei Sport-Großveranstaltungen einem Flickenteppich aus Regeln. Während im schwer coronagebeutelten Sachsen (Inzidenz am 15.11.2021: 754,3) bereits landesweit eine Regelung gilt, wonach nur eine bestimmte Anzahl geimpfter und genesener Personen Zugang zu Sportveranstaltungen erhalten, sieht das in Nordrhein-Westfalen (Inzidenz am 15.11.2021: 167,0) anders aus. RB Leipzig darf aktuell nur 25.000 geimpfte und genesene Zuschauer einlassen. Am Dienstag (16.11.2021) gab die Landesregierung Nordrhein-Westfalens ebenfalls bekannt, dass "ab der kommenden Woche" auch in Fußballstadien "2G" gelte.

RKI-Chef Wieler: "Großveranstaltungen am besten absagen"

Es gibt in den Stadien nichts, was es nicht gibt: von geimpft, getestet und genesen über eine sogenannte 3G+-Regelung mit PCR-Test bis zu einem abenteuerlichen Modell in Mainz mit separaten Blöcken für Nicht-Geimpfte oder Nicht-Genesene. Teilweise gilt für Zuschauer etwas anderes als für Mitarbeiter oder am Spielbetrieb beteiligte. Dieses Wirrwarr zu durchblicken ist schwierig.

Neuer Gesetzentwurf: Flächendeckend nur 3G geplant

Übersichtlicher wird es auch in Zukunft nicht: Ein neuer Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Corona-Pandemie der möglichen neuen Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen kommt am Donnerstag zur Abstimmung in den Bundestag. Die "epidemische Notlage" soll trotz der hohen Infektionszahlen auslaufen, ab dem 25. November dann das neue Gesetz gelten.

Im Entwurf festgeschrieben ist bislang nur eine bundeseinheitliche 3G-Regelung - allerdings könnten Verschärfungen folgen: Viele Virologen weisen bereits darauf hin, dass auf Dauer 2G flächendeckend in Freizeitbereichen eingesetzt werden muss. Und der noch geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Leiter des Robert-Koch-Institus Lothar Wieler sprachen sich unlängst für das Modell 2G+ (Geimpft oder Genesen plus tagesaktueller Test) aus. "Am besten wäre sogar, wenn man die Großveranstaltungen absagen würde", machte Wieler seine Haltung zu Großveranstaltungen deutlich.

Soweit ist man im Bund noch nicht - aber die Bundesländer bekommen laut Entwurf die Möglichkeit, selbst schärfere Regeln anzuwenden: "Auf Beschluss ihres jeweiligen Landtags können bestimmte einzelne Maßnahmen beibehalten werden, darunter beispielsweise: die Untersagung oder Beschränkung von Freizeit-, Kultur- und Sportveranstaltungen."

Weiterhin ein Flickenteppich

Aus all dem könnten zwei Schlüsse folgen: Zum einen droht weiterhin ein Flickenteppich. Zum anderen wird die Zahl der Stadien mit 2G-Zugang wohl steigen: Die Verantwortlichen im Profifußball werden alles daran setzen, Kapazitätsbegrenzungen oder gar einen Ausschluss wie zum Beispiel am vergangenen Freitag in den Niederlanden beschlossen zu vermeiden. Längerfristig dürfte sich daher bei hohen Infektionszahlen im Sport das Modell 2G oder sogar 2G+ durchsetzen.

Es ist ein Kompromiss, der technisch mit etwas Aufwand umzusetzen wäre. Der Geschäftsführer des 1. FC Köln, Alexander Wehrle, erläuterte das bereits am Wochenende im "Kölner Stadt-Anzeiger": "Grundsätzlich scheint das möglich. Es wäre allerdings mit weiterem, großem Aufwand verbunden. Die Drehkeuze müssten neben dem Impfnachweis auch den Test-QR-Code lesen können und entsprechend umprogrammiert werden."

Organisierte Fans sind eher gegen 2G-Regelung

Die meisten Ultra-Fangruppen indes wollen etwas ganz anderes. Einlass für alle und ohne Beschränkungen. Sie sehen darin einen "Ausschluss Ungeimpfter oder Ungetesteter aus der Gemeinschaft", wenngleich sie auch betonen, dass der Gesundheitsschutz wichtig sei.

Viele Ultra-Szenen verzichten daher aktuell auf den organisierten Support ihrer Vereine. Diese Forderung wird sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit nicht erfüllen - schon gar nicht bei steigenden Infektionszahlen. Unterstützung des Vereins wird es dafür wohl ebenfalls nicht geben - allenfalls zum Impfen. Der Aufruf der Schalker wird vermutlich nicht der einzige im Profifußball bleiben.