Nicht mehr PSG, sondern Benfica: Julian Draxler hat einen neuen Verein gefunden

Champions League Benficas Neuzugang Draxler - Zauberer ohne Zauberstab

Stand: 06.09.2022 11:03 Uhr

Es gibt in Deutschland kaum einen begabteren Fußballer als Julian Draxler - nur hat man das zuletzt selten gesehen. Bei PSG wollten sie ihn nicht mehr, jetzt spielt er für Benfica Lissabon. Dort trifft er auf den Trainer Roger Schmidt. Das könnte passen.

Als Benfica Lissabon vor einigen Tagen den Transfer von Julian Draxler verkündet hat, haben sie dort gleich noch ein kurzes Statement des Neuen in die Welt gesendet. Benfica, sagte Draxler, sei für ihn gerade der "perfekte Verein, um guten Fußball zu spielen, um mich selbst zu finden."

Es ist ein Transfer auf Zeit, Benfica hat Draxler für ein Jahr von Paris Saint-Germain ausgeliehen. Die Hoffnung in Lissabon ist nun, dass Draxler dort nicht nur wieder zu sich selbst findet. Sondern dass Julian Draxler fortan wieder spielt wie Julian Draxler.

In Paris hatten sie für Draxler keine Verwendung mehr

Fünfeinhalb Jahre hat Draxler, 28, für Paris Saint-Germain gespielt, er hat 198 Pflichtspiele gemacht und 15 Titel gewonnen. Stammspieler war er in den letzten Jahren aber nicht mehr, in den wichtigen Spielen durften im offensiven Mittelfeld andere ran.

Im Sommer hat PSG Christophe Galtier als neuen Trainer vorgestellt. Seitdem ist dort einiges in Bewegung. Galtier hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ihm der Kader zu groß erschien und nicht ausbalanciert. Für Draxler waren das keine guten Nachrichten. Galtier hatte für ihn keine Verwendung mehr.

Draxler war mal ein Spieler für die Fantasie

Es hat durchaus Zeiten gegeben, in denen Draxler ein Hoffnungsträger für den deutschen Fußball war. Man hat das fast vergessen. Draxler hatte Technik, Spielverständnis, Spielwitz, bei ihm sah das Schwierige leicht aus. Wenn Draxler am Ball war, war da oft auch Zauber. Er war ein Spieler für die Fantasie.

Mit 18 debütierte er in der Nationalmannschaft, mit 20 wurde er Weltmeister. Als Deutschland 2017 mit einer jungen Mannschaft den Confederations Cup gewann, war Draxler der Kapitän. Der Bundestrainer hieß da noch Joachim Löw. Er sagte, Draxler sei ein "Spieler, der in den nächsten Jahren, in der nächsten Generation nach Neuer, Khedira, Hummels oder Boateng die Mannschaft anführen kann". Es kam dann anders.

Einen Hoffnungsträger für den deutschen Fußball hat Draxler schon länger niemand mehr genannt. Zuletzt hat er manchmal eher zögerlich gespielt, das Schwierige sah dann schwierig aus. Draxler wirkte wie ein Zauberer ohne Zauberstab.

Schmidt kann Götze - aber kann er auch Draxler?

Bei Benfica Lissabon heißt Draxlers Trainer nun Roger Schmidt. Er hat bis zum Sommer in den Niederlanden bei der PSV Eindhoven gearbeitet, dort hat er auch Mario Götze trainiert. Auch Götze war so ein Hochbegabter, dem der Zauber abhandengekommen war. Schmidt hat ihm den Zauberstab zurückgegeben.

Gerade hat Schmidt dem "kicker" ein längeres Interview gegeben. Er sprach darin über seinen Wechsel zu Benfica, über Träume und Titel. Er sprach aber auch über Julian Draxler und Mario Götze.

Roger Schmidt, Trainer von Benfica Lissabon

Es gehe nicht darum, ob sich Geschichte wiederholen könne, sagte Schmidt: "Wir haben Julian Draxler nicht verpflichtet, weil es mit Mario Götze in Eindhoven super funktioniert hat, sondern weil wir von ihm total überzeugt sind. Er ist ein Top-Spieler, der uns in der Offensive insgesamt noch mehr Flexibilität gibt."

Draxlers Ziel: Über Benfica zur WM

Sein Debüt für Benfica könnte Draxler schon am Dienstagabend (06.09.2022) geben, dann trifft der Klub in der Champions League auf den israelischen Vertreter Maccabi Haifa FC. Womöglich wird auch der Bundestrainer Hans-Dieter Flick interessiert zuschauen.

Flick hat vor einiger Zeit gesagt, da seien durchaus Spieler in seinem Kopf, die zuletzt nicht immer dabei waren bei der Nationalmannschaft. Nur müssten sie in den Monaten vor der WM-Endrunde in Katar regelmäßig spielen und auch gut. Er wird dabei auch an Draxler gedacht haben.

Zuletzt war Draxler im März dabei, in zwei Länderspielen gegen Israel und die Niederlande kam er insgesamt 94 Minuten zum Einsatz. Es waren seine Länderspiele 57 und 58 - es sind keine mehr hinzugekommen. Wegen einer Knieverletzung hat Draxler seitdem pausieren müssen.

Nach seinem bislang letzten Länderspiel ist Julian Draxler auch zu seiner Zukunft befragt worden. Draxler sagte, er sei "nach wie vor davon überzeugt, dass ich die Qualität habe, um der Mannschaft zu helfen."

"Du musst den besseren Fußball spielen"

Sportschau, 05.09.2022 19:50 Uhr