Investor Lars Windhorst. (Bild: IMAGO / Nordphoto)

Recherchen der Financial Times Hertha-Investor Windhorst soll Kampagne gegen Gegenbauer beauftragt haben

Stand: 29.09.2022 13:35 Uhr

Hertha-Investor Lars Windhorst soll den Ex-Präsidenten Werner Gegenbauer im damaligen Machtkampf mit einer gezielten Kampagne diskreditiert haben. Windhorsts Sprecher dementiert.

Es klingt wie aus der Feder einer schlechten Seifenoper: Eine in Israel ansässige Wirtschaftsdetektei soll laut Recherchen der "Financial Times" [Bezahlinhalt/Englisch] beauftragt worden sein, den ehemaligen Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer gezielt mit einer Kampagne aus dem Amt zu drängen. Auftraggeber: Hertha-Investor Lars Windhorst.

Herthas Spieler jubeln über den Treffer zum 1:0 gegen Mainz 05. Quelle: imago images/Jan Huebner
Wenig Punkte und trotzdem zuversichtlich

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Aufgeflogen aufgrund von Klage

Aufgeflogen ist die ganze Sache nun, weil Windhorsts Firma Tennor von der israelischen Agentur Shibumi Strategy Limited verklagt wurde. Es geht um Schulden und nicht beglichene Prämien in Höhe von insgesamt fünf Millionen Euro. Sie Summe setzt sich zusammen aus einer Million Euro für die achtmonatige Kampagne plus vier Million Euro Erfolgsprämie. Der Bericht der Financial Times stützt sich dabei auf israelische Gerichtsakten.
 
Der Vorwurf: Da Gegenbauer im Mai 2022 von seinem Amt zurückgetreten sei, ist die Agentur der Ansicht, dass "das Projekt erfolgreich ausgeführt" worden sei und dem Unternehmen deshalb das vereinbarte Erfolgshonorar zustehe. Ori Gur-Ari, Geschäftsführer von Shibumi Strategy, erklärte gegenüber der Financial Times allerdings, nichts von diesem Auftrag und dieser Klage zu wissen.

Rune Jarstein während eines Trainings von Hertha BSC. Quelle: imago images/Metodi Popow
Torwart Rune Jarstein verklagt Hertha BSC

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Windhorst-Sprecher: "Das ist kompletter Unsinn"

Windhorst-Sprecher Lars Fritzenkötter sagte auf Anfrage von rbb|24 zu den Vorwürfen: "Das ist kompletter Unsinn." Windhorst werde am kommenden Dienstag beim anstehenden 100-Tage-Pressetermin für den neuen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein dabei sein. Hertha-Pressesprecher Max Jung ließ verlauten, dass Tennor dem Verein versichert hätte, dass an den Vorwürfen nichts dran sei. Der Betroffene, Werner Gegenbauer, wollte sich bislang nicht zu den Vorkommnissen äußern. Ihm liegt eine schriftliche Anfrage von rbb|24 vor.
 
In dem Dienstleistungsvertrag sei es laut israelischer Gerichtsakten darum gegangen, eine Kampagne zu starten, die einerseits Windhorsts Ruf bei Hertha verbessern sollte und andererseits Werner Gegenbauer aus dem Amt drängen sollte. Dazu erstellte die Agentur mit einem 20-köpfigen Team offenbar zahlreiche Fake-Profile, um Stimmung gegen Gegenbauer in Sozialen Netzwerken zu machen. Dazu zählten mutmaßlich Karikaturen, auf denen Gegenbauer als Teufel dargestellt wurde und als Strippenzieher der damals sportlich prekären Lage bei Hertha BSC.

Angeblich sogar Familienmitglieder kontaktiert

Die Karikaturen sind mit "alexandershertha" signiert und so heißt auch ein real existierender Account bei Instagram und auf Twitter, auf dem viele Beiträge zu finden sind, die Werner Gegenbauer kritisieren. Auffällig: Auf beiden Accounts wurde seit dem Rücktritt Gegenbauers am 24. Mai nur noch jeweils ein Post geteilt. Seitdem gab es keine weiteren neuen Inhalte.
 
Darüber hinaus sollen laut Financial Times auch Personen aus dem Hertha-Umfeld und sogar Familienmitglieder kontaktiert worden sein, um an diskreditierende Informationen über Gegenbauer zu kommen.

Sendung: rbb24|Inforadio, 29.09.2022, 15:15 Uhr