Marcel Rapp

Letzte zwei Bundesliga-Spieltage Abstiegskampf - Showdown im Keller

Stand: 08.05.2025 20:41 Uhr

Hochspannung im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga: Am Samstag könnten Entscheidungen fallen, welche Teams die Liga verlassen müssen. Ein Überblick.

Der FC St. Pauli als Tabelle-14. und die TSG als 15. sind beide noch nicht ganz ihrer Abstiegssorgen ledig. Aber beide Vereine haben fünf Punkte Luft auf den Relegationsplatz und sogar sechs auf den ersten Abstiegsplatz. Dass die Norddeutschen und die Kraichgauer noch einmal richtig in Abstiegsnöte geraten, ist nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich. Anders sieht es für den 1. FC Heidenheim, Holstein Kiel und den VfL Bochum aus.

1. FC Heidenheim, Platz 16, 33:60 Tore, 26 Punkte

Bei Heidenheim standen neben der Vorbereitung auf das Spiel bei Union Berlin auch Krankenhausbesuche auf der To-do-Liste. Torwart Kevin Müller konnte gerade das Krankenhaus verlassen, in dem er nach seiner schweren Gehirnerschütterung mehrere Tage verbringen musste. Müller war am letzten Spieltag mit Bochums Ibrahima Sissoko zusammengeprallt und lange auf dem Platz behandelt worden. An einen Einsatz ist nicht zu denken.

Der Tormann bedankte sich für die Hilfe und Unterstützung aus seinem Team, aber auch für die von Seiten des VfL Bochum: "Ich weiß, unsere beiden Mannschaften stecken in sportlich schwierigen Situationen", so Müller, "umso schöner, dass es einen Moment gab (wenn auch leider nicht im Positiven), der alle vereint hat." Denn auch Bochums Philipp Hofmann wurde während des Spiels in dasselbe Krankenhaus eingeliefert wie Müller (mehr dazu weiter unten).

Sportschau Bundesliga Live, 10.05.2025 15:15 Uhr

Die sportliche Ausgangsposition bei den Heidenheimern ist nicht schlecht: Frank Schmidt und sein Team holten aus den letzten zehn Spielen 14 Punkte, zuletzt gelang ein Remis gegen Bochum und ein Sieg gegen den VfB Stuttgart. Der kommende Gegner Union Berlin ist bereits im sicheren Hafen und muss sich nicht mehr um den Klassenerhalt sorgen. Allerdings könnten die Berliner mit einem Punktgewinn gegen den 1. FC Heidenheim einen neuen Vereinsrekord aufstellen. Neun Bundesliga-Spiele ohne Niederlage gab es für die Köpenicker noch nie innerhalb einer Saison.

Dass die Kicker von der Brenz allerdings noch Platz 15 schaffen können, ist sehr unwahrscheinlich: Hoffenheim hat eine um neun Tore bessere Bilanz.

Holstein Kiel, Platz 17, 48:75 Tore, 25 Punkte

Ähnlich stark in der zweiten Saisonhälfte wie Heidenheim präsentierte sich zuletzt Holstein Kiel. Die "Störche" holten sich dank ihrer erfrischenden Spielweise in den letzten zehn Spielen 13 Zähler. Dabei drehte die Truppe von Marcel Rapp zuletzt besonders auf: Der FC Augsburg wurde 3:1, Borussia Mönchengladbach 4:3 geschlagen.

"Wir gehen jedes Spiel wie ein Finale an", stellte Abwehrspieler Carl Johansson klar. Auch Rapp betonte: "Wir haben immer Bock auf Bundesliga", und Keeper Thomas Dähne sagte: "Die Brust wird breiter." Doch Sorgen dürfte den Kielern die Verfassung von Shuto Machino machen. Der Japaner - mit elf Treffern bester Torjäger der Norddeutschen - musste in Augsburg mit einer Knöchelverletzung vom Platz. Man wisse bei den Kielern nicht, ob es für einen Einsatz am Samstag reicht.

Sportschau Bundesliga Live, 10.05.2025 15:15 Uhr

Apropos Samstag: Obwohl Kiels Rückstand auf Relegations-Platz 16 nur noch einen Zähler beträgt, ist die Lücke gefühlt riesengroß. Denn zuerst kommt Champions-League-Aspirant SC Freiburg ins Holstein-Stadion und dann reist man zum Saisonabschluss ins größte deutsche Stadion nach Dortmund. Und der BVB ist ebenfalls noch voller Tatendrang, ein schönes Ticket für einen europäischen Wettbewerb zu ergattern.

Fakt ist: Kiel muss - auch ohne den gelbgesperrten Nicolai Remberg - punkten. Denn wenn Heidenheim gewinnen sollte, wäre ansonsten der Abstieg besiegelt.

Restprogramm
Platz Verein Tore, Punkte 33. Spieltag 34. Spieltag
16. 1. FC Heidenheim 33:60, 26 Union Berlin (A) Werder Bremen (H)
17. Holstein Kiel 48:75, 25 SC Freiburg (H) Bor. Dortmund (A)
18. VfL Bochum, 30:63, 22 Mainz 05 (H) FC St. Pauli (A)

VfL Bochum, Platz 18, 30:63 Tore, 22 Punkte

Was identisch auch für den VfL Bochum gilt - wobei sich die Lage für den VfL noch eine Ecke dramatischer darstellt. Denn der VfL muss zwei Siege gegen Mainz (zuhause) und dann auf St. Pauli am letzten Spieltag einfahren, um noch eine theoretische Chance auf den Relegationsplatz zu haben.

Aber - wie zuvor im Zusammenhang mit Heidenheims Kevin Müller erwähnt - auch der VfL musste die schwere Verletzung von Philipp Hofmann verdauen. Der Stürmer hatte sich gegen den FCH eine Rippe gebrochen, die dann einen Lungenflügel verletzte.

Bei aller Hoffnung auf eine sportliche Überraschung: Der VfL hat die Planungen für die 2. Bundesliga bereits vorangetrieben und sich die Dienste von Trainer Dieter Hecking gesichert. Die Ausgangsposition ist für die VfL-Fans vor den beiden letzten Spieltagen nicht witzig: Highlight in den letzten zehn Spielen war der Sieg beim FC Bayern - ansonsten gab es nur noch drei weitere magere Pünktchen. Zu wenig, um die Klasse zu halten. Aber wer weiß: Rechnerisch ist das Erreichen des Relegationsplatzes noch möglich - wenn Heidenheim nicht gewinnt und der VfL gegen Mainz einen Dreier landet.

Hilfsaktion für Ex-Spieler Tom Weilandt

Das letzte Heimspiel der Saison wird darüber hinaus noch aus zwei weiteren Gründen wichtig: Zum einen sucht der VfL zusammen mit Hansa Rostock in einer großen Typisierungsaktion nach einem möglichen Stammzellenspender für Ex-Spieler Tom Weilandt. Der Mittelfeldakteur ist erneut an Leukämie erkrankt und braucht Hilfe.

Und zum anderen werden der langjährige Kapitän Anthony Losilla und Cristian Gamboa verabschiedet. Wie es mit den beiden Spielern weitergeht, wird erst nach Saisonende kommuniziert.

Zum Schluss noch ein Funfact: VfL-Angreifer Moritz Broschinski wirkte in der laufenden Saison bislang in allen Spielen mit. Aber nie über die gesamte Spielzeit. Er könnte der erste Bundesligaspieler werden, der es innerhalb einer Saison auf 33 Teilzeiteinsätze brachte. Bislang wurde er 15 Mal aus- und 17 Mal eingewechselt.