Hertha-Trainer Stefan Leitl verlangt Fokus von seinen Spielern. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

2. Fußball-Bundesliga Hertha zwischen Saisonträumen und Sommerplanungen

Stand: 07.05.2025 19:28 Uhr

Hertha BSC befindet sich mitten in den Vorbereitungen für die kommende Saison, will aber noch die letzten zwei Ligaspiele für sich entscheiden. Das wird nicht einfach, denn Gegner Preußen Münster kommt mit einem 5:0-Sieg im Rücken zum Duell.

Fakten zum Spiel

  • Hertha BSC spielte bislang viermal im Preußenstadion und gewann alle Partien, zuletzt im Oktober 2021 im DFB-Pokal
  • Das Hinspiel aber verloren die Berliner mit 1:2
  • Hertha hat die Möglichkeit, gegen Münster seine Ungeschlagen-Serie auf neun Spiele auszubauen
  • Mit einem Sieg könnten die Blau-Weißen zudem auf Tabellenplatz zehn springen - die beste Platzierung seit dem 15. Spieltag
  • Eigengewächs Ibrahim Maza wird am Freitagabend (18.30 Uhr) sein 50. Pflichtspiel für Hertha absolvieren
Herthas Michael Cuisance bejubelt seinen Treffer. (Foto: IMAGO / Ulrich Hufnagel)
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Die sportliche Situation bei Preußen Münster

Zuerst war da der "Kulturschock", wie Vereinsexperte Carsten Schulte nennt. Er meint den Zweitliga-Aufstieg im vergangenen Sommer: das erste Mal 2. Bundesliga seit 33 Jahren für den SC Preußen Münster. Und vergangene Woche kam gleich der nächste Kulturschock hinzu: die Trennung von Sascha Hildmann nach fünfeinhalb gemeinsamen Jahren. Der Mann, der Münster aus der Regionalliga in die 2. Liga führte und bis zuletzt eine Chance auf den Klassenerhalt gab. Nach 31. Spieltagen hatte der SCP 29 Punkte, stand auf Rang 17 - punktgleich mit dem Relegationsrang. Alles wie erwartet.

Wieso also die Trennung? "Wie man mittlerweile hört, ist es nur das Ergebnis eines längeren Prozesses gewesen. Offensichtlich gab es schon länger so Stimmungsstörungen zwischen Mannschaft und Trainer", so Vereinsexperte Schulte. Ob Training, Taktik oder Aufstellung - "es lief nicht so richtig rund". So soll das Vertrauen verloren gegangen sein. Es kam zur - für die Außenwelt sehr überraschenden - Trennung.
 
Und es übernahm ein ebenso überraschendes Trio. Ex-Nationalspieler Christian Pander als Teamchef, Kieran Schulze-Marmeling als Trainer und Sören Weinfurtner als Co-Trainer übernahmen. "Das war die schnellste Lösung, ohne alles auf den Kopf zu stellen, sondern die Lage zu beruhigen. Und dafür war es auch wirklich ganz gut", so Schultes Einschätzung.

Das bewegt die Münster-Fans

Womöglich sogar mehr als "ganz gut", denn der Trainerwechsel sorgte am vergangenen Spieltag für eine regelrechte Explosion der Mannschaft. Münster schlug den Aufstiegsaspiranten aus Magdeburg fulminant mit 5:0. "Das war schon überragend. Manchmal ist das so im Fußball. Man kann es nicht vernünftig erklären", so Schulte.
 
Der Impuls, Dinge wie Training, Ansprache oder Aufstellung auch mal anders anzugehen, hatte gefruchtet. "Auf einmal rutscht ein Ball rein und stellt das ganze Ding auf den Kopf und auf einmal trifft die Mannschaft fünf Mal, die in den letzten fünf Spielen nur zwei Tore gemacht hatte."
 
So ergibt sich bei den Fans ein Wechselbad der Gefühle. "Es gibt auf der einen Seite ganz viele, die dem Trainer hinterherweinen. Fünfeinhalb Jahre verbinden. Der Trainer war einer, der auch ganz bewusst die Nähe zu den Fans gesucht hat. Ein emotionaler Typ, der die Leute angesteckt hat", so Schulte. "Auf der anderen Seite haben, glaube ich, die Leute nach dem Spiel auch verstanden, warum es notwendig war und was es bewirken kann."
 
Mit neuem Momentum will Münster nun den Traum vom Klassenerhalt schaffen. "Natürlich wollen jetzt alle in der 2. Liga bleiben", so Schulte. "Aber wenn es nicht reicht, explodiert dieser Klub nicht."

Auf diese Münster-Spieler muss Hertha besonders achten

Hier fallen Schulte auf Anhieb zwei Spieler ein. "Daniel Kyerewaa kann für sehr viel Unruhe beim Gegner sorgen." Der 23-jährige Offensivspieler war unter Hildmann oftmals nur Joker. "Unter dem neuen Trainer-Team stand er direkt in der Startelf, hat richtig Wirbel gemacht und wohl auch nicht ganz zufällig ein Tor geschossen."
 
Satte 13 Jahre älter ist Münster-Legende Marc Lorenz. "Er erlebt derzeit seinen gefühlt vierten Frühling", staunt Schulte. Der Flügelspieler zeichnet sich durch seine Flanken- und Standardqualität aus. Vier Tore und fünf Vorlagen machen ihn zusammen mit Joshua Mees zum Münsteraner Topscorer. Er ist aber auch mental überaus wichtig für das Team. Der Kapitän "geht auch als Typ voran und pusht die Mannschaft."

Das sagen die Trainer

Christian Pander (Preußen Münster): Die Pressekonferenz fand nicht rechtzeitig statt.
 
Stefan Leitl (Hertha BSC): "Wir wollen keine kleine, sondern eine große Serie. Für uns geht es um 49 Punkte, um Respekt, Anerkennung und das gute Gefühl, das wir uns erhalten wollen. Ein Trainerwechsel setzt sicher Energien frei, Münster braucht Punkte, um in der Liga zu bleiben. Wir sollten bei uns bleiben und Dinge umsetzen, die wir gut machen."

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So könnte Hertha spielen

Die Berliner, so scheint es, sind schon mittendrin in der Vorbereitung für die kommende Saison. Die Führungsebene wird in großen Teilen auf links gedreht, der Abgang von Ibrahim Maza bringt einen willkommenen Geldregen, mit Michael Cuisance wurde bis 2029 verlängert, am Dienstag wurde mit Sebastian Grönning der erste Neuzugang verkündet.
 
Sportlich gibt es aktuell allerdings wenig Gründe, große Veränderungen vorzunehmen - zumindest in der Startaufstellung. In Münster wird der nächste Punktgewinn in Angriff genommen. Neun sieglose Spiele in Folge? Das klingt noch besser als acht. Einzige Anpassung: Kapitän Toni Leistner sah gegen Fürth seine 5. Gelbe Karte und steht gesperrt nicht zur Verfügung. Für ihn könnte Deyovaisio Zeefuik in die Innenverteidigung und Michal Karbownik auf der linken Schiene in die Startelf rücken.
 
Auch John Anthony Brooks, Jeremy Dudziak, Bilal Hussein, Palko Dardai, Pascal Klemens Marten Winkler, Luca Schuler, Smail Prevljak und Marius Gersbeck werden aus körperlichen Gründen fehlen. Die Bank dürfte mit vielen Eigengewächsen aufgefüllt werden.
 
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Zeefuik, Gechter, M. Dardai - Kenny, Cuisance, Demme, Karbownik - Maza - Scherhant, Reese

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich erwarte einen leidenschaftlichen SC Preußen, der sicherlich nicht den Hurra-Fußball aus dem Magdeburg spielen wird. Ich glaube aber, dass der SCP schon mit breiter Brust reingehen wird, und mit dem Gefühl, mit dem Klassenerhalt noch etwas gewinnen zu können. Das kann reichen, um Hertha zu schlagen. Münster gewinnt mit 1:0."
 
Der Redaktionstipp: Zwar hat Herthas Trainer Stefan Leitl das Ziel, auch noch die letzten beiden Saisonspiele zu gewinnen, doch in Münster gibt es einen kleinen Dämpfer. Für den SCP geht es noch um alles, die Brust ist nach dem 5:0 gegen Magdeburg denkbar breit. Es wird daher ein umkämpftes wie enges Spiel, das mit 1:1 endet. So hält zumindest die Berliner Ungeschlagen-Serie.

Sendung: rbb Der Tag, 07.05.2025, 18 Uhr