
Interview | Filmemacher Stefan Göbel Dokumentation über Energie-Cottbus-Doku: Zweiter Teil feiert Premiere
Vor zehn Jahren erschien die Dokumentation "Vehement Cottbus", ein Film über den FC Energie. Nun hat Filmemacher Stefan Göbel nachgelegt - und dabei wieder fast alles allein gemacht. Am Mittwoch feiert "Vehement Cottbus 2 Premiere".
rbb|24: Herr Göbel, zum zweiten Mal haben Sie eine Dokumentation über den FC Energie Cottbus gedreht. Am Mittwoch findet die Premiere von "Vehement Cottbus 2" statt, sie ist seit einer Woche ausverkauft. Was können Energiefans und solche, die es werden wollen erwarten?
Stefan Göbel: Es ist nochmal ein Rückblick auf die letzten beiden Regionalliga-Saisons. Da haben wir zum einen die Saison, in der wir den Aufstieg nicht geschafft haben, sondern in der Relegation knapp gegen Unterhaching gescheitert sind. Da waren alle am Boden zerstört. Danach gibt es die Saison, in der dann aufgestiegen und die Rückkehr in die dritte Liga gefeiert wird. Das vergisst man nicht so einfach. Das waren tolle Erlebnisse - erst traurige, aber dann sehr tolle Erlebnisse.
Sie sind nicht nur Filmemacher, sondern auch selbst Fußballfan. Passt das zusammen?
Das passt sehr gut zusammen. Ich kenne viele, die im Bereich Film, Fernsehen oder Medien arbeiten und fußballinteressiert sind. Cottbus-Fans trifft man im Rest von Deutschland nicht so häufig, aber ich bin so eingestellt, ich supporte meinen local Football Club. Deswegen war es für mich auch nie eine Frage, was ich für ein Fan bin - ich war immer Energie-Cottbus-Fan.
Was ist für die Premiere der Doku geplant? Sind auch Trainer und Spieler mit dabei, gibt es eine Gesprächsrunde?
Für die Premiere haben wir uns ein kleines Q&A [Fragen und Antworten, Anm.d.Red.] überlegt. Das heißt Trainer Pele Wollitz wird da sein, René Stiller, der das Energie-Museum macht wird da sein. Der hat auch einen großen Anteil in dem Film, als einer der Protagonisten. Ich weiß, dass auch ein paar Spieler da sein werden. Auch ich werde für Fragen bereitstehen, wenn welche offen sind.

Was hat Sie denn dazu bewogen, jetzt diesen zweiten Dokumentationsfilm zu drehen?
Ich kam vor mehr als zehn Jahren von meinem Studium zurück nach Cottbus und damals stand Energie gerade auf dem letzten Tabellenplatz in der zweiten Liga. Es war gerade Winterpause und ich war mir sehr sicher, dass Energie Cottbus das schaffen wird. Ich dachte, das wäre ein cooler Film: Innerhalb eines halben Jahres kann ich jetzt erzählen, wie Energie Cottbus den Nicht-Abstieg schafft und kann eben auch diese Verbindung von Stadt und Verein zeigen. Das hat damals nicht geklappt, dementsprechend habe ich noch eine Saison dran gehängt, um ein positives Bild vom Verein zu zeigen, so wie ich ihn auch kenne.
Und jetzt sind zehn Jahre vergangen seit diesem ersten Film und ich dachte, das wäre wieder ein klassischer Plot-Point [eine überraschende Wendung im Film, Anm.d.Red.], in dem viel passieren wird in kürzerer Zeit. Das wäre der Aufstieg in der Relegation gewesen, was dann auch wieder nicht geklappt hat. Da musste ich auch wieder eine Saison dranhängen, um ein positives Bild erstellen zu können.
Wird es in zehn Jahren einen weiteren Film geben?
Wenn man schon zwei Teile hat, dann muss man auch irgendwann den dritten machen, um die Trilogie perfekt zu machen. Wann das sein wird, kann ich nicht sagen. Ich habe zuletzt etwas flapsig gesagt: Wenn wir es dieses Jahr noch in die Relegation schaffen, dann machen wir den dritten Teil gleich hinterher. Ich hoffe, es kommt soweit.

Worauf genau lag beim Dreh der Fokus - auf Fans oder Spielern?
Der Fokus war auch dieses Mal die Verbundenheit von Stadt und Verein. Für mich ist Energie mehr als ein Fußballverein. Es hat viel mit dem Wohlbefinden, auch der Bürger hier, zu tun und mit dem Selbstwert. Insofern soll das keine reine Fußballdokumentation sein, sondern auch den Mehrwert für die Menschen in der Lausitz beschreiben. Die Gewichtung ist schon eher bei den Fans. Wenn ein Tor im Stadion fällt, dann habe ich nicht das Tor aus fünf verschiedenen Kamerapositionen, sondern du siehst die Fans und deren Reaktion - und eben das, was die Fernsehkamera vielleicht nicht gezeigt hat.
Sind die Filme im Auftrag von Energie entstanden oder kamen Sie selbst darauf?
Das war komplett mein eigener Antrieb. Beim ersten Film war noch Lars Töffling der Pressesprecher und der meinte damals "in den besten Phasen unseres Vereins wollte niemand einen Film über uns machen, jetzt stehen wir vor dem Abgrund und auf einmal wird der erste Film gemacht". Ich meinte aber, keine Sorge, der wird trotzdem positiv. War er ja am Ende auch. Man macht ja Filme generell über Themen, bei denen man sich vermeintlich auskennt. Dementsprechend kam der Antrieb von mir allein.

Wie lief der Dreh ab, durften Sie kostenlos ins Stadion? Wurden Sie vom Verein unterstützt?
Das meiste, was man opfert, ist tatsächlich Zeit. Während der Spiele und Interviews geht das immer noch. Die allermeiste Zeit opfert man im Schnitt, allein in der stillen Kammer. Für die Spiele habe ich eine normale Presseakkreditierung, ich bin nebenbei noch Journalist. Hier in Cottbus habe ich auch eine Dauerakkreditierung, da bin ich der Geschäftsstelle auch sehr dankbar.
Ich kann mich noch erinnern, nach der 7:0 Niederlage gegen Paderborn im DFB-Pokal, erste Runde - da wollten tatsächlich nicht alle unbedingt mit mir sprechen. Aber Personen wie der Kapitän Axel Borgmann oder auch Trainer Pele Wollitz stellen sich dann schon. Wenn Pele mich sieht, freuen wir uns auch, uns zu sehen. Man kennt sich ja über die Jahre. Und er würde auch ein Interview geben, egal wie schlecht das Spiel gerade war. Das rechne ich ihm hoch an.

Ihren Film kann man am Dienstag im "Weltspiegel" sehen, zwei weitere Termine sind angekündigt. Wird der Film auch in andere Kinos kommen?
Das wird gerade im Hintergund geklärt. Ich kann mir vorstellen, den Film auch noch in Spremberg (Spree-Neiße) und Finsterwalde (Elbe-Elster) zu bringen. Aber da gibt es noch keine Absprachen. Auf Youtube würde ich es nur ungern sofort freigeben. Dann wäre der ganze Film ein bisschen dahin. Wie die weitere Verwertung aussieht, auch im Fernsehen, kann ich erst nach der Premiere sagen. Darauf lag jetzt der Fokus. Die Premiere ist für mich schon ein Großevent, mit 500 Leuten.
Sie haben den Film fast allein gemacht - Dreh, Schnitt, Mischung. Können Sie den Film überhaupt noch sehen?
Nein, mir fällt es sehr schwer, den Film objektiv zu betrachten, ich habe ihn einfach zu oft gesehen. Aber man macht den Film ja nicht für sich selbst. So ist das mit jedem Produkt, mit dem man sich lange beschäftigt. Freunde und meine Freundin durften mal darauf schauen, auch während des Prozesses, wenn ich mir über eine Szene unsicher war. Ich habe auch jemanden darüber schauen lassen, der nicht an Fußball interessiert ist. Das braucht man schon während des Drehs, sonst stochert man sehr im Dunkeln.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Jasmin Schomber für Antenne Brandenburg. Für die Online-Fassung wurde es gekürzt und redigiert, inhaltlich aber nicht verändert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.05.2025, 16:40 Uhr