Eisbären Berlin-Spieler Marcel Noebels im Januar 2025 (Quelle: IMAGO / Maximilian Koch)

Interview | Marcel Noebels vor der Eishockey-WM Marcel Noebels vor der Eishockey-WM: "Sieben Eisbären sind ein Zeichen, dass in Berlin gute Arbeit gemacht wird"

Stand: 07.05.2025 17:12 Uhr

Vor knapp zwei Wochen wurde er Deutscher Meister mit den Eisbären, jetzt steckt Marcel Noebels mitten in den Vorbereitungen für die Eishockey-WM in Schweden und Dänemark. Im Interview spricht er über erreichte Erfolge und neue Ziele.

rbb24: Herr Noebels, es ist schon ein paar Tage her, aber trotzdem noch einmal herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft! Seit wann liegt ihr Fokus voll auf der Weltmeisterschaft, die am Freitag beginnt?

 
Die war die ganze Zeit präsent. Auch beim Feiern hatte ich im Hinterkopf, dass die Reise weitergeht und noch ein weiteres Ziel ansteht. Spätestens bei der Anreise im Zug habe ich gesagt: Jetzt habe ich keine Eisbären-Klamotten mehr an. Jetzt spiele ich fürs Land.
 
Ich stelle mir die letzten Wochen mit den Eisbären ein bisschen wie einen Rausch vor. Wie funktioniert das, jetzt neuzustarten und sich wieder komplett auf etwas anderes, ja auch sehr besonderes, zu konzentrieren?
 
Wir sind hier, um etwas zu erreichen. Bei allem Feiern in den letzten Wochen haben wir jetzt eine Aufgabe vor Augen. Klar, das war alles schön und toll, aber man wird immer an dem gemessen, was man morgen macht. Ich finde, wir sollten das Thema Eisbären Ende Mai wieder aufgreifen, aber bis dahin darauf konzentrieren, dass wir hier für Deutschland spielen und angreifen möchten.

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Und kann der Körper das auch einfach so beiseitelegen oder steckt die Saison dann doch noch in den Knochen?
 
Ich habe täglich mit irgendwelchen Blessuren zu tun, aber das geht allen anderen auch so. Man schwimmt auf einer Welle und pusht sich dann noch mal die zweieinhalb Wochen.
 
In der Gruppenphase treffen Sie auf Favoriten wie Tschechien und die USA, aber auch auf vermeintlich kleinere Eishockey-Nationen, wie Ungarn oder Kasachstan. Ist das vielleicht die optimale Mischung für so eine Gruppenphase?
 
Wir haben uns in den letzten Jahren unseren Platz in der Weltrangliste erkämpft und verdient. Nichtsdestotrotz ist jedes Spiel für uns gleich. Es sind Aufgaben dabei, die müssen wir erledigen und es sind Aufgaben dabei, bei denen wir hoffen, dass wir was mitnehmen können.
 
Im letzten Testspiel gegen die USA gab es trotz guter Leistung eine 2:5-Niederlage. Außerdem wissen wir ja: Wenn die Generalprobe schiefgeht, muss das gar nichts Schlechtes heißen. Was nehmen Sie aus diesem Spiel noch mit?
 
Man hat gesehen, dass die USA sicherlich einer der Top-Favoriten im Turnier sein wird. Aber wir haben auch viel Positives gesehen. Dinge, die wir mitnehmen können. Dafür gibt es ja Testspiele. Man erkennt Kleinigkeiten, die man noch verbessern muss und auch kann. Das ist vor allem für den Trainerstab sinnvoll. Aber in einem Turnier kann viel passieren und wir sind bis jetzt immer eine Turniermannschaft gewesen.

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Wie ist denn aktuell die Dynamik im Team?
 
Es macht unheimlich viel Spaß. Wir kommen hier untereinander sehr gut miteinander aus und jeder freut sich, das Trikot überziehen zu dürfen. Wenn eine Mannschaft zu einer Einheit zusammenwächst, dann sind Sachen möglich wie vor zwei Jahren (Platz 2 bei der WM 2023; Anm. d. Red). Trotzdem fängt man jedes Jahr wieder bei Null an.
 
Man hört ja immer von den berühmten Teambuilding-Maßnahmen. Hat da schon etwas stattgefunden oder ist abseits des Eises noch etwas geplant?
 
Wir haben morgen früh etwas geplant und heute Abend gehen wir noch mal zusammen essen. Das ist jetzt auch nochmal ganz wichtig, bevor es losgeht. Auf der anderen Seite hängen wir jeden Tag fast 24/7 aufeinander. Da braucht es dann auch mal Maßnahmen, dass man Abstand voneinander bekommt (lacht).
 
Ist es ein Vorteil, dass mit Ihnen gleich sieben Eisbären-Spieler vor Ort sind oder macht das gar keinen großen Unterschied?
 
Ich persönlich freue mich natürlich, wenn ich meine Teamkollegen mit dabei habe. Aber ob es jetzt ein Vor- oder ein Nachteil ist, weiß ich nicht. Mittlerweile kennt man jeden sehr gut. Aber klar, sieben Eisbären sind natürlich auch ein Zeichen dafür, dass in Berlin eine gute Arbeit mit deutschen Spielern gemacht wird.

Ihr Trainer aus Berlin, Serge Aubin, ist ja auch als Co-Trainer dabei. Bundestrainer Harald Kreis wird oft als Ruhepol bezeichnet. Würden Sie da mitgehen? Wie beschreiben Sie die beiden als Team?
 
Er hat wirklich einen guten Ruhepuls. Mit seiner Erfahrung zieht er keine Schnellschüsse, sondern lässt erstmal alles sacken und trifft keine zu schnellen Fehlentscheidungen. Er ist ein sehr offener Mensch und redet viel mit uns Spielern. Das ist gerade bei einem Bundestrainer, den man nicht jeden Tag sieht, sehr wichtig. Und Serge kenne ich schon sehr, sehr gut. Da liegt die Pulsader vielleicht doch manchmal ein bisschen höher, aber auf eine gute Art und Weise (lacht). Er ist eine gute Ergänzung im Trainerstab.
 
Kurz und knapp: Was ist Ihr Ziel für diese WM?
 
Das letzte Spiel des Turniers zu gewinnen.
 
Und welches soll dieses letzte Spiel sein?
 
Das am 25. Mai [Finale in Stockholm; Anm. d. Red.].

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Am Samstag steht erst einmal das erste Spiel gegen Ungarn an. Worauf liegt bis dahin noch der Fokus?
 
Es ist immer so eine Sache, wenn man auf eine Nation trifft, die wenig zu verlieren hat und ein bisschen freier aufspielen kann. Wir müssen mit Geduld spielen und unserer Linie treu bleiben. Es geht hier Schlag auf Schlag, am Sonntag ist schon das nächste Spiel (16:20 Uhr gegen Kasachstan; Anm. d. Red.).
 
Haben Sie für nach der WM schon Urlaub gebucht?
 
Nein, aber ich freue mich unheimlich auf meine Familie, da möchte ich erstmal ganz dringend hin. Sonst bin ich immer Frühbucher, aber dieses Jahr werden es eher spontane Trips. Vielleicht mal eine Woche irgendwo in die Sonne.
 
Zu guter Letzt: Es gibt ja diese Gerüchte, dass sie die Eisbären verlassen könnten und eventuell in Richtung Köln schielen. Gibt es da Entwicklungen, die Sie teilen möchten?
 
Da wissen andere Leute mehr als ich.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für das Turnier!

 
Das Interview führte Antonia Hennigs.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.05.25, 6:15 Uhr