Co-Trainer der Nationalmannschaft Sandro Wagner

DFB-Co-Trainer Sandro Wagner - ein Lautsprecher im Hintergrund

Stand: 23.09.2023 10:37 Uhr

Der steile Aufstieg des Trainers Sandro Wagner geht weiter: Er wird Co-Trainer von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Die Wurzeln ihrer Verbindung liegen in den Tiefen des Münchner Jugendfußballs.

Von Raphael Weiss

Kürzlich konnte Sandro Wagner schon einmal probesitzen. Beim 2:1-Testspiel-Sieg gegen Frankreich nahm er auf der Bank der Nationalmannschaft Platz. Genau dort, wo er auch bei der Europameisterschaft 2024 sitzen wird. Wagner übernahm die Rolle des Co-Trainers bei dem Kurzauftritt von Rudi Völler als Interims-Bundestrainer. Als Co-Trainer wird Wagner auch künftig agieren und Julian Nagelsmann assistieren.

Bundestrainer Nagelsmann: Sandro hat gebrannt

Der neue Bundestrainer gab auf seiner Vorstellung am Freitag in Frankfurt Einblicke, wie wenig Überzeugungsarbeit es gebraucht habe, Wagner vom Co-Trainer-Job zu überzeugen. Es sei "Sandro-typisch" gewesen. "Das Telefon wurde sehr warm an meinem Ohr, weil er sehr gebrannt hat und er hat mir sofort signalisiert, dass es die richtige Entscheidung war, dass wir genau so einen Typen brauchen im Trainerteam."

Wagner hatte bei seinem Interims-Einsatz Gefallen gefunden. Fokussiert verfolgte er das Spiel seiner Schutzbefohlenen gegen den Vizeweltmeister Frankreich. Während sich Völler und Hannes Wolf nach dem 1:0 jubelnd in die Arme fielen, bahnte sich bereits Wagners laute Stimme den Weg durch die Torschreie in Richtung Abwehrspieler, um schon die nächsten Anweisung zu geben.

Wagner als Gegenentwurf zu Flick und Löw

Wagner kam gut an bei den Spielern. Er war schon vor seinem ersten großen Trainerjob eine Figur im deutschen Fußball. Denn als TV-Experte machte er sich mit seiner selbstbewussten Art und seinen Analysen, in denen er nur selten ein Blatt vor den Mund nahm, vor allen Dingen unter den Zuschauern viele Freunde - und entlockte mit seiner authentisch, kumpelhaften Art auch bei dem ein oder anderen Spieler eine Aussage, die der sonst eher nicht vor einem Mikrofon gegeben hätte.

Denn Wagner hat sich seinen Stallgeruch bewahrt. Es ist diese direkte und unbekümmerte Art, die ihn so sehr von den oft als glatt empfunden ehemaligen DFB-Trainer Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und nun Hansi Flick unterscheidet - und gerade deshalb auch in der Gunst der Fans nach oben schnellen lässt. Wagner kommt anders daher; imposant, er nimmt sofort einen Raum ein, den er betritt. "Ein echter Kerl", wie man im Stammtischjargon sagen würde und damit auch einer, den man in vielen Fußballdebatten so schmerzlich vermisst. Das führt auch dazu, dass sie so manchen vergessen lässt, dass Wagner noch gar nicht so lange im Trainergeschäft tätig ist.

SpVgg Unterhaching: Aufstieg in die 3. Liga

Seine Laufbahn an der Seitenlinie begann nur wenige Monate nach seinem letzten Spiel im Trikot der chinesischen Tianjin Jinmen Tiger. Zuvor war er nach vielen Stationen noch einmal zu seinem Jugendverein FC Bayern München zurückgekehrt. Im Oktober 2020 trat er seine erste Stelle an: Als Stürmertrainer sollte er dem DFB-Nachwuchs beibringen, wie sich echte Mittelstürmer im Sturmzentrum zu verhalten haben. Nach knapp einem halben Jahr wechselte er zur U19-Abteilung von Unterhaching und stieg dort - wieder nur wenige Monate später - zum Cheftrainer der ersten Mannschaft auf.

Zwei Jahre lang war Wagner der prominenteste Name bei Unterhaching und anschließend, trotz des Aufstiegs in die 3. Liga, als Trainer dem Team entwachsen. Trotz einiger unternommener Anstrengungen gelang es Unterhaching-Präsident Manfred Schwabl nicht, seinen Trainer zu halten. Wagner zog es zurück zum DFB.

Ein erstes Treffen beim Münchner Jugend-Derby

Als Co-Trainer von Hannes Wolf wollte er bei der U20 den nächsten Karriereschritt gehen und wurde zudem in das "Nachwuchs-Kompetenzteam" berufen. Dass dieser Schritt nur wenige Monate später auf den Co-Trainer-Platz der A-Nationalmannschaft führen würde, hatte selbst bei diesem steilen Karrierepfad wohl keiner vorhersagen können. Mit seinem kurzen Auftritt hat er bei den Spielern bleibenden Eindruck hinterlassen, weshalb sie sich intern für ihn stark gemacht haben sollen.

Und auch Nagelsmann hat noch gute Erinnerungen an ihn. Wagner war einst Nagelsmanns Spieler. Bei der TSG Hoffenheim trafen sie 2017 aufeinander. "Ich kenne Sandro schon lange, hab ihn trainiert in Hoffenheim und weiß, dass er ein extrem intelligenter Mann ist, der sich als Spieler schon sehr viel damit beschäftigt hat", lobt Nagelsmann seinen neuen Assistenten auf der Antritts-Pressekonferenz.

Zum ersten Mal kreuzten sich die Wege allerdings deutlich früher. 2006 spielten beide bei den größten Münchner Vereinen in den Jugendmannschaften. Nagelsmann beim TSV 1860, Wagner beim FC Bayern München. Ob Stürmer Wagner dort auf den Verteidiger Nagelsmann ebenso großen Eindruck hinterlassen hat, ist bislang allerdings noch nicht bekannt.

Video: Haching-Präsident Manfred Schwabl über Sandro Wagner: "War klar, dass er seinen Weg macht"

Manfred Schwabl und Sandro Wagner

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Quelle: BR24Sport 22.09.2023 - 18:30 Uhr