Tschechien - Dänemark 1:2 Sieg über Tschechien - Hjulmand coacht Dänemark ins Halbfinale

Stand: 04.07.2021 09:05 Uhr

Mit zwei Geniestreichen hat Kasper Hjulmand seine Dänen ins Halbfinale der EURO gecoacht. Beim Sieg über Tschechien half aber auch eine umstrittene Entscheidung des Schiedsrichtergespanns.

Dass Dänemark nach dem schockierenden Zusammenbruch von Christian Eriksen das Auftaktspiel gegen Finnland noch am selben Abend fortgesetzt hat, hat Hjulmand später als großen Fehler bezeichnet, den er auch selbst zu verantworten habe. Dass man in einer solchen Ausnahmesituation aber auch nicht alles richtig machen kann, dafür hatte im Nachhinein jeder Verständnis. Im weiteren Turnierverlauf und auch jetzt wieder beim 2:1 (2:0) im Viertelfinale gegen Tschechien hat Hjulmand dafür sehr gute Entscheidungen getroffen.

Im Mittelpunkt der Partie in Baku standen an diesem frühen Samstagabend (03.07.2021) jedoch zunächst nicht die Entscheidungen des dänischen Trainers, sondern Schiedsrichter Björn Kuipers und sein Assistent Erwin Zeinstra. Nach vier Minuten entschied der Linienrichter statt auf Abstoß für Tschechien auf Eckball für die Dänen.

Umstrittener Eckball vor der Führung

Eine knifflige Szene: Ondrej Celustka hatte Kasper Dolberg angeschossen, der hob sofort seinen Reklamierarm, um eine erneute Berührung von Celustka zu suggerieren. In den meisten Kameraeinstellungen sah es so aus, als habe Celustka den Ball nicht mehr berührt – erst weit nach Spielschluss tauchten Bilder auf, die tatsächlich eine unabsichtliche Berührung des Balls mit der Hand des tschechischen Verteidigers zu zeigen scheinen.

Aus der Ecke resultierte die Führung Dänemarks. Jens Stryger Larsen servierte den Ball scharf von links, im Zentrum orientierten sich zwei Verteidiger zu Jannik Vestergaard und ließen dabei Thomas Delaney komplett außer Acht. Der Dortmunder stand völlig frei am Elfmeterpunkt, traf den Kopfball optimal und ließ Tomas Vaclik im Tor der Tschechen keine Chance.

Lutz Wagner erklärt die VAR-Vorgabe

Selbst bei einer Fehlentscheidung hätte der VAR nicht eingreifen können - eine Korrektur durch den Video Assistenten sieht das Regelwerk für einen solchen Fall nicht vor, erklärt ARD-Schiedsrichterexperte Lutz Wagner: "Bei einem Tor wird lediglich die nicht unterbrochene Angriffsphase kontrolliert. Die Angriffsphase beginnt immer erst dann, wenn der Ball im Spiel ist. Daher zählen die Entstehung bei einem Freistoß oder einem Eckstoß nicht dazu."

Umstellung mit Christensen trägt wieder Früchte

In der Folge drängten die Dänen auf den zweiten Treffer, hatten durch Turnierentdeckung Mikkel Damsgaard und Martin Braithwaite auch gute Möglichkeiten. Nach einer guten halben Stunde stabilisierten sich dann die Tschechen, bekamen im Mittelfeld ein leichtes Übergewicht, dem Hjulmand aber brillant begegnete. Wie schon beim 4:0 im Achtelfinale gegen Wales löste er seine Dreierabwehr auf, stellte auf Viererkette um und beorderte Innenverteidiger Andreas Christensen auf die Sechserposition.

Sofort bekam Dänemark wieder mehr Zugriff, und Christensen leitete drei Minuten vor der Pause den Angriff zum 2:0 ein: Sein langer Pass landete bei Joakim Maehle, der mit dem rechten Außenrist eine Sensationsflanke schlug, die Dolberg im Zentrum volley verwertete. Damit hatte sich auch ein weiterer Geniestreich Hjulmands ausgezahlt: Er hatte Dolberg nach dessen Doppelpack gegen Wales in der Startelf gelassen, obwohl der eigentliche Stammstürmer Yussuf Poulsen seine Muskelverletzung auskuriert hatte.

Signal beim Wiederanpfiff

Die Tschechen schienen geschlagen, doch mit Beginn der zweiten Halbzeit gab es zwei Signale, dass sie sich auf keinen Fall widerstandlos ergeben wollten. Zum einen wechselte Coach Jaroslav Šilhavý doppelt und stärkte mit Jakub Jankto und Michael Krmencik die Offensive. Dann postierten sich vor dem Wiederanpfiff gleich acht Spieler an der Mittellinie, um sofort einen Sturmlauf zu initiieren - ein ganz seltenes Bild im Fußball.

Und es war weder Show noch Aktionismus - die Tschechen entfachten tatsächlich sofort enormen Druck. Peter Schmeichel im dänischen Tor musste binnen zwei Minuten zweimal parieren, in der 49. Minute war er dann machtlos: Vladimir Coufal flankte von links, Patrik Schick traf aus kurzer Distanz zum Anschluss. Es war bereits der fünfte Turniertreffer des Leverkuseners, der damit zu Cristiano Ronaldo aufschloss.

Poulsen bringt Entlastung

Dänemark schien geschockt, bekam kaum noch einen geordneten Angriff zustande, bis wieder Hjulmand von außen eingriff. Schon nach einer Stunde brachte er mit Poulsen und Christian Norgaard frisches Personal, das das Geschehen wieder in die andere Richtung verlagerte. Vor allem Poulsen hatte sehr viele gute Ideen nach vorne und war gegen den Ball, wie man das von ihm aus Leipzig kennt, auch der erste Verteidiger seiner Mannschaft.

Acht Minuten vor dem Ende hätte dann Mähle schon alles klarmachen können, scheiterte aber aus spitzem Winkel an Vaclik. Den in der Mitte mitgelaufenen Braithwaite zu bedienen, wäre hier die bessere Entscheidung gewesen - doch das rächte sich am Ende nicht mehr.

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Textes haben wir den Eckball für Dänemark vor dem Treffer zum 1:0 als klare Fehlentscheidung des Schiedsrichterteams bezeichnet. Diese Formulierung haben wir nach Ansicht weiterer Bilder geändert.