Niederlande - Ukraine 3:2 Niederlande jubeln nach Spektakel gegen die Ukraine - auch dank Weghorst

Stand: 13.06.2021 22:45 Uhr

Was für ein Spiel: Die Niederlande gaben in der bisher aufregendsten Partie der EURO und dem Auftakt der Gruppe C zunächst eine Zwei-Tore-Führung gegen die Ukraine aus der Hand - jubelten am Ende aber doch. Einer der Matchwinner war Wout Weghorst.

Beim 3:2 (0:0) in Amsterdam sahen die Hausherren in der Arena im zweiten Durchgang binnen vier Minuten ein 2:0 schwinden, behielten am Ende aber doch die drei Punkte. Der Wolfsburger Stürmer Weghorst stand etwas überraschend in der Startelf - und war auf beiden Seiten an entscheidenden Szenen beteiligt.

Die Partie am Sonntag (13.06.2021) nahm von der ersten Minute an Fahrt auf. Die Ukraine suchte nach Ballgewinnen sofort den kürzesten Weg zum Abschluss. Dabei profitierten die schnellen Oleksandr Zubkov, Andrey Yarmolenko und Roman Yaremchuk davon, dass sowohl Frenkie de Jong als auch Georginio Wijnaldum nicht die größten Liebhaber des defensiven Umschaltspiels sind.

Bushchan hält herausragend

Die ersten gefährlichen Abschlüsse hatten aber die Niederländer: Memphis Depay per Flachschuss nach einem Ballverlust von Oleksandr Zinchenko und Denzel Dumfries nach Klasse-Pass von Wijnaldum scheiterten an Georgiy Bushchan. Auch Weghorst, der besser als in den zurückliegenden Testspielen ins Spiel des "Oranje"-Teams integriert war, kam in der 27. Minute zu einer Großchance, der Ukraine-Schlussmann pflückte ihm aber den Ball vom Fuß.

Ihren Mut aus der Anfangsphase hatten die Gäste inzwischen verloren, sie lauerten nur noch auf Konter - und igelten sich zunehmend in der eigenen Hälfte ein. Trotzdem fanden die Niederländer Lücken. Wijnaldum hatte in der 39. Minute mit einem 18-Meter-Kracher das 1:0 auf dem Fuß, Bushchan hielt den auch noch leicht abgefälschten Schuss aber überragend.

Dumfries vergibt - und legt auf

Sekunden später wäre aber auch Bushchan chancenlos gewesen, doch Dumfries brachte das Kunststück fertig, einen Kopfball nach Maßflanke von Depay fünf Meter vor dem leeren Tor neben den rechten Pfosten zu platzieren - kläglich. Diese Fahrlässigkeit wäre beinahe noch vor dem Wechsel bestraft worden: Beim einzigen gefährlichen Angriff seit der Anfangsviertelstunde bekam Yarmolenko den Ball aber nicht an "Oranje"-Oldie Maarten Stekelenburg vorbeigelegt.

In der Pause dürften nicht wenige Fans des Gastgebers über eine Auswechslung von Dumfries diskutiert haben, doch Frank de Boer hielt an seinem Rechtsaußen fest. Sieben Minuten nach Wiederanpfiff sah er sich bestätigt. Dumfries überlief Vitali Mykolenko, flankte flach an den Elfmeterpunkt, wo sich Bushchan zum Eingreifen genötigt sah. Die Idee war nachvollziehbar, weil Depay schon auf seine Abschlusschance lauerte, die Ausführung aber höchst unglücklich: Der bis dahin beste Mann auf dem Platz patschte die Kugel zentral nach vorne - Wijnaldum nahm das Geschenk zur 1:0-Führung eiskalt an.

Brych mit gutem Auge

Sechs Minuten später war das deutsche Schiedsrichtergespann gefragt - und machte alles richtig. Beim Abstauber-Tor von Weghorst reklamierten die Ukraine-Verteidiger erst Stürmerfoul, dann Abseits. Doch Felix Brych, der bei der Weltmeisterschaft 2018 nach nur einer Fehlentscheidung nach Hause geschickt worden war, erkannte den Treffer an und wurde durch die Videoüberprüfung in beiden Zweifelsfällen bestätigt.

Auch Weghorst dürfte der Treffer enorm guttun: In den Niederlanden sehen viele lieber Luuk de Jong vom FC Sevilla oder Donyell Malen von der PSV Eindhoven in der Startelf, der Wolfsburger 20-Tore-Mann sammelte aber auch neben diesem Treffer durch Balleroberungen und viel Bewegung Pluspunkte.

Traumtor von Yarmolenko

Die Ukraine schien nach Weghorsts Treffer geschlagen, hatten keine gute Körpersprache mehr und kam kaum noch über die Mittellinie. Doch die individuelle Klasse von Yarmolenko brachte sie wieder heran. Eine Viertelstunde vor dem Ende zirkelte der Superstar den Ball aus 20 Metern in den linken Winkel - ein Gemälde von einem Tor.

Und die Niederlande schienen geschockt. Vier Minuten nach dem Anschluss sorgte Yaremchuk per Kopf für den Ausgleich - Weghorst war ihm bei diesem Standard als Gegenspieler zugeteilt und ließ ihn im entscheidenden Moment aus den Augen.

Happy End für Dumfries

Doch die Partie hatte noch eine Wendung - auch eine persönliche. Ausgerechnet Dumfries, der im ersten Durchgang die Megachance liegengelassen hatte, wurde fünf Minuten vor dem Ende zum Matchwinner. Sein Kopfballtreffer zum 3:2 war dabei um Längen schwieriger, rund zehn Meter waren es bis zum Tor, Dumfries wurde noch von Zinchenko bedrängt - und trotzdem bekam er genug Druck hinter die Kugel.