Spanien - Italien 3:5 nach Elfmeterschießen Spanien scheitert - Italien nach Elfmeter-Krimi im EM-Finale

Stand: 07.07.2021 00:19 Uhr

Italiens Serienhelden haben das Finale der EURO 2020 erreicht. Nach 32 Spielen ohne Niederlage hat die Squadra Azzurra auch Spanien niedergerungen - brauchte dazu nach einer Taktikschlacht aber das Elfmeterschießen.

Die Italiener gewannen vor 60.000 Zuschauern am Dienstagabend (06.07.21) im Wembley Stadion mit 5:3 nach Elfmeterschießen - es war ein Nervenkrimi, in dem die Spanier am Ende nicht cool genug waren. Der zuvor sehr gute Dani Olmo schoss weit über das Tor, den letztlich entscheidenden Fehlschuss leistete sich Álvaro Morata.

Spaniens Coach Luis Enrique durfte letztlich nur für sich in Anspruch nehmen, mit seiner Startelf den Kollegen Roberto Mancini überrascht zu haben. Dass der Leipziger Olmo im Angriff für den verletzten Pablo Sarabia spielen würde, war noch erwartbar. Erstmals in diesem Turnier allerdings verzichtete Luis Enrique auf seinen Stamm-Mittelstürmer Morata, brachte für ihn aber nicht Gerard Moreno, sondern Mikel Oyarzabal.

Ungewohnte technische Panne

Die Überraschung hätte beinahe zügig ihren Effekt gehabt. Nach stürmischem Beginn der Italiener stabilisierte sich Spanien nach gut zehn Minuten und bekam die Top-Gelegenheit, in Führung zu gehen. Oyarzabal hatte sich nach einem genialen Pass der 18-jährigen Turnierentdeckung Pedri im Rücken von Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci davongeschlichen, konnte den Ball dann aber in bester Position nicht unter Kontrolle bringen.

Die Italiener bekamen ihre frühe Chance ebenfalls. Nach einem etwas wilden Ausflug von Torhüter Unai Simón und der Balleroberung von Ciro Immobile zögerte Nicoló Barella aber zu lange mit dem Abschluss. Für Immobile wäre der Assist eine gute Gelegenheit gewesen, mal wieder sportliche Schlagzeilen zu schreiben, nachdem ihn seine Schauspielleistung beim Viertelfinalsieg über Belgien zur Reizfigur in den Sozialen Netzwerken gemacht hatte.

Olmo fordert Donnarumma

Wie bei zwei Taktikgenies wie Mancini und Luis Enrique nicht anders zu erwarten, waren diese Torszenen Ausnahmesituationen. Olmo hatte in der 24. Minute noch eine ordentliche Gelegenheit, Donnarumma tauchte aber ins linke Eck und entschärfte den Ball. Ansonsten belauerten sich beide Teams, suchten die Lücken mit schnellem, teilweise erstaunlich riskantem Passspiel, doch beide Abwehrreihen inclusive den Abräumern davor machten vorzügliche Arbeit.

Erst Sekunden vor dem Pausenpfiff des Schiedsrichters Felix Brych brachen die Italiener noch einmal durch, Emersons Schuss streifte aber aus spitzem Winkel nur das Lattenkreuz des spanischen Tores.

Rückkehr zum "alten Italien"

Im zweiten Durchgang wurden Spanien deutlich dominanter. Die Italiener rückten zunehmend von ihrer aktiven und erfrischenden Spielweise ab, die sie im Verlauf dieses Turniers gepaart mit ihrer gewohnten Defensivqualität zum Top-Favoriten gemacht hatte. Vielleicht trug diese Rückkehr zur "alten" italienischen Spielweise aber auch dazu bei, die Spanier ein wenig zu sorglos werden zu lassen. Und nach einer Stunde missriet ihre Konterabsicherung folgenschwer.

Das Zuspiel auf Immobile bekam Jordi Alba noch mit einer Grätsche in den Griff, der Ball prallte aber unkontrolliert zu Federico Chiesa, mit dessen Auswechslung Mancini bereits geliebäugelt hatte. Eric García griff Chiesa zu spät und zu halbherzig an, der schlenzte den Ball mit seiner ersten genialen Aktion des Abends unerreichbar für Unai Simón ins rechte Eck.

Oyarzabal verpasst den Ausgleich

Fünf Minuten später hätte sich Luis Enriques Coup mit Oyarzabal dann beinahe doch noch ausgezahlt. Doch der Goalgetter von Real Sociedad vergab seine Kopfballchance nach einem großartigen Lupfer von Koke. Der spanische Trainer raufte sich draußen die Haare. Vielleicht wusste er da schon, dass er mit seiner Überraschungs-Startelf so nah dran am großen Coup war - aber bei diesen Chancen dann doch eher die Coolness von Morata oder Gerard Moreno gebraucht hätte.

Luis Enriques Glück: Noch hatte er Zeit, etwas zu verändern. Morata hatte er bereits kurz nach dem Rückstand eingewechselt, Gerard Moreno folgte 20 Minuten vor Schluss für Unglücksrabe Oyarzabal.

Morata zeigt es den "Fans"

Der Mut zum vollen Risiko zahlte sich aus. Zehn Minuten vor dem Ende trat Morata zum Sturmlauf an, spielte Doppelpass mit Olmo, verlud Donnarumma mit einer wunderbaren Schussfinte und schob den Ball ins kurze Eck. Ausgerechnet Morata - ihn hatten viele spanische Fans zuvor im Netz schwer aufs Korn genommen, es gab sogar Morddrohungen gegen ihn und seine Familie.

In der Verlängerung belauerten sich dann beide Teams wieder, Fehlervermeidung war Trumpf, freiwillig ins Risiko ging keiner mehr. Es gab in beiden Halbzeiten keine Großchance, es wirkte vielmehr so, als wollten sowohl Italien als auch Spanien diesen Showdown im Elfmeterschießen. Aus Sicht der Spanier war das am Ende keine gute Entscheidung.