Fußball-EM Österreichs Franco Foda - Genugtuung für den Ungeliebten

Stand: 25.06.2021 15:00 Uhr

Erstes EM-Achtelfinale überhaupt: Franco Foda hat mit Österreich Historisches erreicht. Dafür müssten sie ihren Trainer im Nachbarland auf Händen tragen. Doch Foda wird immer noch kritisch beäugt.

So euphorisch hatte man Franco Foda selten gesehen. Völlig ausgelassen feierte der Trainer der Österreicher den historischen 1:0-Sieg über die Ukraine, durch den Österreich erstmals überhaupt bei einer Fußball-EM das Achtelfinale erreicht hat.

Foda ballte die Faust, schrie seine Freude in die TV-Kameras und machte sogar die Welle vor den mitgereisten Fans. "Das sind die schönen Tage im Fußball. Wir wollten Geschichte schreiben, das haben wir geschafft", sagte Foda.

Seinen Platz in den Geschichtsbüchern des österreichischen Fußballs hat Foda damit sicher, den in den Herzen der Österreicher aber noch lange nicht. Seit Herbst 2017 ist der 55-Jährige für das Nationalteam Österreichs verantwortlich, und praktisch seit diesem Zeitpunkt steht er auch in der Kritik. Als "bieder, ernst und humorlos" bezeichnete ihn das Fußball-Magazin "Ballesterer" zuletzt. "Foda begreift Fußball als ein Spiel der Fehlervermeidung", lautete die Kritik.

Die Erwartungen sind hoch

Und das in einer Zeit, in der sie in Österreich davon überzeugt sind, eine Art goldene Generation zu haben. Spieler wie David Alaba, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer oder Stefan Lainer sammelten zuletzt mit ihren Klubs in der Champions League europäische Erfahrung, ein Marko Arnautovic hat auch einen Namen von internationalem Klang.

Die Erwartungen in der Alpenrepublik sind riesig. Auch und vor allem an Foda. "Es war extrem viel Druck auch für ihn", sagte Leipzigs Sabitzer im Trainingscamp in Seefeld.

"Sein Anteil an den Leistungen ist groß"

"Franco Foda hat einen sehr großen Anteil an diesen Leistungen bei der EM", lobte auch Sportdirektor Peter Schöttel den in Mainz geborenen, aber seit vielen Jahren in Österreich lebenden Coach, der vor den Spielen fleißig die Nationalhymne mitsingt.

Dabei stand der langjährige Bundesligaprofi von unter anderem dem 1. FC Kaiserslautern, Arminia Bielefeld, Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart im März angeblich noch kurz vor dem Aus als Nationaltrainer. In der WM-Qualifikation gab es eine 0:4-Heimniederlage gegen Dänemark, die Kritik richtete sich danach vor allem gegen den Trainer und seine in den Augen der Kritiker zu defensive Spielweise.

Im März noch auf der Kippe

"Wir haben einen schweren Lehrgang im März hinter uns mit dem 0:4 gegen Dänemark. Danach haben wir viel geredet, viele Kleinigkeiten geändert, und diese Maßnahmen scheinen gefruchtet zu haben", sagte nun Sportchef Schöttel über die schwierige Zeit kurz vor der EM. Zwar lief es auch in der unmittelbaren EM-Vorbereitung nicht gut, doch nun kommen die Österreicher besser in Schwung.

Im Achtelfinale gegen Italien wollen Alaba und Co. für den nächsten Meilenstein in der österreichischen Fußball-Geschichte sorgen. Gelingt die Sensation von Wembley, schließen ja vielleicht auch die Fans ihren Frieden mit dem Trainer, der sich selbst schon als "halber Österreicher" bezeichnet.

Vater aus Venedig, Mutter aus Mainz

Dass sein Vater Italiener ist - er stammt aus Venedig, die Mutter aus Mainz -, macht das Spiel für Foda zusätzlich besonders. Er selbst sagte eher nüchtern: "Wir freuen uns einfach auf diese Herausforderung gegen die bislang beste Mannschaft im Turnier."