Viertelfinale Spanien gegen Schweiz Pedri - Spaniens Jungbrunnen

Stand: 01.07.2021 13:12 Uhr

Spanien hat nach zähem Start bei der EURO Spielfreude und Offensivstärke entdeckt - an der Wiederbelebung hat Jungstar Pedri großen Anteil.

Pedro Gonzalez Lopez, Spitzname, Pedri, gehört schon jetzt zu den Marathonmännern in dieser von Corona und Terminhatz geprägten Saison: Für den FC Barcelona stand Spaniens Jungstar wettbewerbsübergreifend in 52 der 53 Saisonspiele auf dem Platz. Bei der Nationalmannschaft stehen bislang, vor dem Viertelfinale am Freitag (02.07.2021) gegen die Schweiz, acht Länderspiele zu Buche.

Seit Dienstagabend ist klar, dass wohl noch ein paar Einsätze hinzukommen werden: Pedri wurde auch in den Kader des spanischen Olympia-Teams berufen. Das heißt: Sollte Spanien es bis ins EM-Finale schaffen, hätte Pedri gerade einmal zehn Tage Pause, bevor es mit der Olympia-Auswahl im Sapporo Dome gegen Ägypten geht. Wenn die Saison dann nach den Tokio-Spielen tatsächlich zu Ende geht, wird Pedri fast 70 Spiele in den Knochen haben.

Pedri - mit 18 Jahren schon Stammplatz bei Barca

Der 18-Jährige, der erst im März bei der "Seleccion" debütierte, hat bereits den Status eines Unverzichtbaren erlangt. Dies ist umso bemerkenswerter, weil er gerade einmal seine erste Saison in der Primera División hinter sich hat. Barca hatte ihn vor zwei Jahren von UD Las Palmas verpflichtet, für kolportierte 20 Millionen Euro, ihn aber zunächst weiter auf Leihbasis beim kanarischen Zweitligisten spielen lassen.

Seit dem vergangenen Sommer trägt er nun auch offiziell das Barca-Trikot, sein Lieblingsklub seit der Schulzeit. In seinem Geburtsort Tegueste auf Teneriffa gründete Pedris Großvater einst einen Barca-Fanklub. Bei den Katalanen eroberte sich Pedri nicht nur einen Stammplatz und gilt nun als große Zukunftshoffnung, für den dringend benötigten Umbruch im überalterten Team.

Auffallend ist auch, wie sehr er im offensiven Mittelfeld mit Lionel Messi harmoniert. Sichtbar wurde dies für alle spätestens im Ligaspiel gegen Bilbao, als Pedri dem argentinischen Lehrmeister einen Treffer zauberhaft mit der Hacke auflegte. Dem Vernehmen nach, so berichten es katalanische Medien, könnte Pedri auch eine wichtige Rolle dabei spielen, den melancholischen, abschiedswilligen Barca-Leitwolf Messi doch noch zum Bleiben zu bewegen.

Luis Enrique: "Ein Spieler wie kein anderer"

Das alles ist schon mehr Verantwortung, als man normalerweise auf den Schultern eines 18-Jährigen abladen sollte. Doch Pedri ist "einzigartig, ein Spieler wie kein anderer", sagte auch Nationalcoach Luis Enrique vor dem Kroatien-Spiel gegenüber "Marca". Spaniens Coach suchte in den ersten EM-Spielen nach der passenden Formation für seine Offensive: Mal spielte Dani Olmo, mal Rodri, dann Ferran Torres. Einer aber spielte bislang immer: Pedri, der jüngste spanische EM-Spieler aller Zeiten, der im linken offensiven Mittelfeld neben dem zurückgekehrten Sergio Busquets und Koke gesetzt ist.

Einer der am meisten gefoulten EM-Spieler

Für einen Thiago Alcantara bleibt vorerst kein Platz in der spanischen Startelf, auch weil Pedri wie schon bei Barca seine Rolle selbstbewusst ausfüllt, immer wieder ins Zentrum drängt und die Spielkontrolle übernimmt, mit großer Ballsicherheit und scharfen Pässen in die Spitze: 114 Pässe zu Mitspielern im letzten Drittel des Spielfelds haben die Statistiker gezählt, das ist der Spitzenwert bisher im Turnier.

Der flinke, 1,74 Meter große Youngster gehört auch zu den am meisten gefoulten Spielern des Turniers. Mit 46,9 Kilometern hat Pedri außerdem die drittbeste Laufleistung aller EM-Spieler abgeliefert.

Kompass für die Mannschaft

Das Eigentor im Spiel gegen Kroatien, das Pedri nach seiner Rückgabe auf Torwart Unai Simón offiziell angerechnet bekam, ist nicht mehr als eine bedeutungslose Formalie in der UEFA-Statistik. "Pedri ist der Spieler Spaniens", jubelte "Marca" nach dem wilden 5:3-Triumph, bei dem die Spanier nach dem verspieltem 3:1-Vorsprung auch einen Charaktertest bestanden. Pedri sei dabei "ein Kompass für die Mannschaft bei der EM", so "Marca".

"Es ist schon überraschend, wie reif er mit seinen 18 Jahren ist", sagte Atlético-Kapitän Koke über seinen jungen Nebenmann im Mittelfeld. "Er wird ein sehr wichtiger Spieler für Spanien sein, in der Gegenwart und in der Zukunft." Zunächst einmal steht das Viertelfinale gegen die Schweiz an, doch die Spanier fühlen sich nach zähem Start bereit für mehr - auch dank ihres jungen Dauerläufers.