Fußball | Niederlande Koeman löst van Gaal als Bondscoach ab - das logische Comeback
Ronald Koeman wird nach der Fußball-WM in Katar erneut Trainer der niederländischen Nationalmannschaft. Das gab der niederländische Verband KNVB am Mittwoch (06.04.2022) bekannt. Koeman (59) erhält einen Vertrag bis 2026 und wird Nachfolger von Bondscoach Louis van Gaal.
Comebacks als Bondscoach haben Tradition. Der amtierende, Louis van Gaal, trainiert schon zum dritten Mal die niederländische Fußball-Nationalmannschaft. Auch Dick Advocaat (zuletzt 2017) und Guus Hiddink (zuletzt 2014 bis 2015) kamen auf drei Amtszeiten. Rekordhalter ist Rinus Michels mit gleich vier Berufungen. Der "FIFA-Trainer des Jahrhunderts" führte die Niederlande zum Vize-Weltmeistertitel 1974 und zum EM-Titel 1988.
Bis zu solchen Erfolgen ist es für Ronald Koeman noch ein weiter Weg. Aber immerhin steht der 78-fache Nationalspieler nun vor seiner zweiten Amtszeit als Bondscoach. Van Gaal wird nach der Weltmeisterschaft in Katar (21. November bis 18. Dezember) abtreten, sein Vertrag läuft aus. Zuletzt hatte der 70-Jährige mitgeteilt, an Prostatakrebs erkrankt zu sein.
Koeman schon im Januar kontaktiert
Mit der Erkrankung habe der Trainerwechsel aber nichts zu tun, verkündete der Verband. Vielmehr wollte der Verband die Nachfolge früh regeln, weil die Wachablösung zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt ansteht, nämlich Ende des Kalenderjahres.
"Da stehen Top-Trainer schon lange unter Vertrag", sagte Marianne van Leeuwen, KNVB-Direktorin für Profifußball. "Wir haben uns daher bereits Mitte Januar entschieden, Ronald zu kontaktieren, der verfügbar war. Dann haben wir uns in ein paar Gesprächen geeinigt."
Koeman zuletzt Trainer des FC Barcelona
Van Gaal hält die Wahl für Koeman für eine "sehr vernünftige Entscheidung" - und begründet das auf seine ganz persönlichen Art: "Vor einem Jahr war ich der einzige zur Verfügung stehende Kandidat mit den erforderlichen Qualifikationen, jetzt ist das Ronald Koeman." So zitiert ihn die niederländische Boulevardzeitung "De Telegraaf" am Mittwoch.
Tatsächlich ist Koeman der logische Nachfolger. Denn seine erste Amtszeit von Februar 2018 bis Mitte 2020 war erfolgreich. In der UEFA Nations League ließen die Niederlande Frankreich und Deutschland hinter sich und wurden Zweiter hinter Portugal. Auch die EM-Qualifikation gelang, wenn auch hinter Deutschland.
Koemans schwierige Aufgabe beim FC Barcelona
Im August 2020 verließ Koeman den Verband "nicht aus Unzufriedenheit", wie er jetzt in der Meldung des KNVB betonte. Es war vielmehr der Ruf des FC Barcelona. Doch der große spanische Klub befand sich bei Koemans Antritt in einem desolaten Zustand, vor allem finanziell, aber auch sportlich. Vorgänger Quique Setién war unter anderem entlassen worden, weil sein Team nur Vizemeister geworden und in der Champions League mit 2:8 gegen Bayern München untergegangen war.
Koeman beendete seine erste Saison immerhin mit dem Copa-del-Rey-Titel. Platz drei in der Meisterschaft und das Achtelfinal-Aus in der Champions League waren zwar weit unter den üblichen Ansprüchen des FC Barcelona, angesichts der Umstände aber begründbar. Vor der Saison 2021/22 war die finanzielle Situation dann so ruinös, dass der Klub Vereinsikone Lionel Messi ziehen lassen musste.
Barcelona unter Xavi wieder in der Erfolgsspur
Koeman setzte beim personellen Umbruch auf Teenager aus der eigenen Jugend und betonte immer wieder, diesen Weg auch bei sportlichem Misserfolg unbeirrt weitergehen zu wollen. Doch die Niederlagen mit anschließenden Verweisen auf die personelle Lage häuften sich derart, dass sich der Klub nach dem elften Ligaspieltag im Oktober 2021 von Koeman trennte.
Aktuell ist der FC Barcelona unter Klub-Legende Xavi wieder voll in der Spur und seit 18 Spielen in Liga und Europa League ungeschlagen.
Niederlande unter van Gaal ungeschlagen
Bei der Nationalmannschaft übernimmt Koeman ein erfolgreiches Team, die bislang letzte Niederlage datiert vom 27. Juni 2021 - es war das 0:2-Aus im EM-Achtelfinale gegen Tschechien. Unter van Gaal, der Ende Juli 2021 übernahm, verlor "Oranje" keines der neun Spiele, auch nicht das jüngste Testspiel gegen Deutschland (1:1).