Frauenfußball | Champions League Alexia Putellas - Barça-Star und Pionierin des Frauenfußballs

Stand: 21.03.2022 20:28 Uhr

Weltfußballerin, überragende Akteurin des besten Frauenteams und natürliche Pionierin: Wie Alexia Putellas vom FC Barcelona zum Star gereift ist.

Bei Alexia Putellas wirkt es manchmal, als wäre sie von der Vorsehung geküsst. Das geht schon im Kleineren los. Ihr gelang das erste Tor im 2019 eingeweihten Johan-Cruyff-Stadion, der üblichen Heimstätte der Fußballerinnen des FC Barcelona. Und sie war auch die erste Schützin, als die Frauen 2021 im Derby gegen Espanyol erstmals im Camp Nou spielten. Danach hielt sie kurz inne und schaute die Tribünen von Europas größtem Stadion hinauf. Dorthin, wo sie als kleines Mädchen mit ihrem Vater gesessen hatte.

Favoritinnen in der Champions League

Heute ist Alexia – auch die Spielerinnen werden in Spanien meist beim Vornamen gerufen – vor allem eine Pionierin im Großen. Im November gewann sie als erste Spanierin den Goldenen Ball der Weltfußballerin des Jahres. Im Januar folgte die FIFA-Auszeichnung "The Best". Alexia, 28, ist die herausragende Spielerin des aktuell herausragenden Frauenfußballteams: Titelverteidiger Barcelona geht als Favorit in die K.o.-Runde der Champions League, die am Dienstag (22.03.2022) mit den Hinspielen beginnt. Die Katalaninnen reisen dabei zunächst zum Erzrivalen Real Madrid.

Als sie denselben Gegner letzte Woche mit 5:0 in der Liga abfertigten, erzielte Alexia die ersten beiden Tore. Barça sicherte sich damit schon sechs Spieltage vor Schluss die spanische Meisterschaft – verlustpunktfrei und mit einer Tordifferenz von 136:6. Madrid ist aber immerhin das einzige Team, das Barcelona diese Saison überhaupt mal in ein enges Match zwang. Im Supercuphalbfinale stand es in der Nachspielzeit noch 0:0. Natürlich war es Alexia, die dann das erlösende Siegtor erzielte.

Xavi, Tiki-Taka und die Liebe zum Fußball

Dabei ist sie eigentlich Mittelfeldspielerin und sieht ihre vornehmliche Aufgabe darin, ihre Kolleginnen einzusetzen. Schon als Kind, erzählen Jugendtrainer, liebte die Katalanin aus Mollet del Vallès in der Provinz Barcelona das typische "Tiki-Taka" ihres Herzensklubs und interessierte sich für taktische Konzepte. Zu ihren Idolen zählte der damalige Barça-Spielmacher und heutige Männertrainer Xavi, in dessen Fußballschule sie im Sommer mehrere Trainingscamps verbrachte.

"Sie fühlt den Fußball mit jedem Atom ihres Körpers", sagte mal Barças ehemalige Frauenfußball-Abteilungsleiterin Maria Teixidor. Nachdem sie ursprünglich auf dem Flügel agierte, rückte Alexia später ins Zentrum, "omnipräsent und in der Lage, einen Spielzug zu beginnen, zu gestalten und abzuschließen", wie Trainer Jonatan Giráldez erklärt. Leidenschaft und Lernbereitschaft haben sie dorthin gebracht, denn in Wirklichkeit war ihr Weg keineswegs vorbestimmt.

Ihre Erfolge widmet sie dem verstorbenen Vater

Als sie klein war, gab es im Nachwuchs der Mädchen nur rudimentäre Strukturen. Mit zwölf musste sie Barça verlassen, weil es in ihrer Altersklasse kein adäquates Team gab. Über den Lokalrivalen Espanyol und UD Levante kehrte sie mit 18 schließlich zurück. Da war gerade ihr Vater Jaume gestorben, der sie als Kind für den Fußball begeistert und immer begleitet hatte. Derjenige, "für den ich alles mache, und der dort, wo er ist, hoffentlich sehr stolz ist: Das ist für dich, Papa."

So formulierte sie es während der Preisverleihung des Goldenen Balls, die Trophäe in der Hand, ihre Mutter und Schwester bei ihr. Es war der Abend, als eine breitere Öffentlichkeit sie und ihre Natürlichkeit kennenlernten. "La Reina", die Königin, wird sie seither nicht mehr nur von den Mitspielerinnen in der Kabine genannt, sondern in den Medien des ganzen Landes. Alexia ist zu einer Bekanntheit geworden, die auf der Straße angesprochen wird, in großen Werbeplakaten auf den Boulevards hängt und im Stadtviertel Gràcia von Barcelona dieser Tage eine eigene Wandmalerei gewidmet bekam. Sie hat den in Spanien schon seit einigen Jahren überdurchschnittlich verfolgten Frauenfußball noch mal auf eine neue Popularitätsebene gehievt.

"Barrieren eingerissen, die Mauern waren"

Alexia sucht die PR nicht, aber sie nimmt ihre Rolle an – für die künftigen Generationen. "Der Goldene Ball spiegelt wieder, wo wir stehen wollen und wo wir hingehen", sagt sie. In ihrer Vorbildfunktion schrieb sie ein Kinderbuch über ein Mädchen, das wie sie früher mit den Jungs kickt, ohne dass das für irgendwen ein Problem sein sollte.

Als erste dritte Aktive aus dem Fußball nach Johan Cruyff und Lionel Messi erhielt sie das Creu de Sant Jordi, die höchste Auszeichnung Kataloniens. Die Zeitung "Sport" sieht sie als "Symbol der neuen Macht der Frau". Derweil  das Blatt "As" ihre Liebe zum Fußball würdigte – "obwohl du Barrieren einreißen musstest, die Mauern waren."

Eine nächste Hürde wird fallen, wenn Barças Frauen kommende Woche beim Rückspiel gegen Madrid zum zweiten Mal im Camp Nou spielen werden. Durften gegen Espanyol wegen der Pandemie keine Zuschauer ins Stadion, werden nun über 80.000 Menschen erwartet. Alexia wird dann die Tribünen hinaufsehen können und wissen, dass es in die richtige Richtung geht. Und dass das auch ihr Werk ist.