Robert Lewandowski jubelt nach den Tor für FC Barcelona

Neuzugänge nicht spielberechtigt? Der FC Barcelona und das Geld - Vorwurf des Bilanztricks

Stand: 12.08.2022 14:32 Uhr

Die Neuzugänge des FC Barcelona, darunter Robert Lewandowski, sind noch nicht für die Liga spielberechtigt. Das könnte mit einem Bilanztrick zusammenhängen, der dem Klub vorgeworfen wird.

Der FC Barcelona benötigt, da geht es ihm wie vielen anderen Fußballklubs, Geld. Allerdings benötigt er sehr viel mehr Geld, denn er hat einen Schuldenstand von 1,35 Milliarden Euro. Diese Zahl gab der Klub-Präsident im August 2021 an.

Ein knappes Jahr später sammelt der FC Barcelona sehr viel Geld ein. Es wäre naiv zu glauben, dass es dem Verein darum gehe, die Verbindlichkeiten abzubauen. Dem FC Barcelona geht es darum, die Spieler, die er für viel Geld gekauft hat, auch mit einer Spielberechtigung ausstatten zu lassen.

Die Zeit drängt, denn die spanische La Liga beginnt für Barcelona am Samstag (13.08.2022) um 21 Uhr mit einem Heimspiel gegen Rayo Vallecano, und da würden sie den Fans im Camp Nou schon ganz gerne Robert Lewandowski präsentieren, den der Klub vom FC Bayern für bis zu 50 Millionen Euro kaufte.

Etwa 150 Millionen Euro Ablöse für drei Neuzugänge

In ähnlichen Preiskategorien lagen Raphinha, der von Leeds United kam, und Jules Koundé vom FC Sevilla. Das ist verbrieft, denn der FC Barcelona nannte die Summen pflichtgemäß in offiziellen Mitteilungen.

Radiosender "COPE" erhebt Vorwurf

Geht es um die Registrierung der Neuzugänge, mischen sich nachprüfbare Fakten und ein Medienbericht, allerdings gilt der Radiosender "COPE" als äußerst seriös.

Der Sender berichtete, dass sämtliche Neuzugänge noch nicht registriert wurden und damit nicht spielberechtigt sind, weil der FC Barcelona noch nicht genug Geld zusammengekratzt hat. Für die Klubs aus La Liga gelten vergleichsweise strenge finanzielle Vorgaben, etwa eine Etatobergrenze für Personalkosten.

Um diese Vorgaben zu erfüllen, verkaufte der FC Barcelona in den vergangenen Wochen Lizenzrechte. Der Fall wird nun recht kompliziert, daher sei er vereinfacht dargestellt, wohlgemerkt in einer Mischung aus nachprüfbaren Fakten und dem Bericht von "COPE".

Barcelona erlöste demnach aus den Verkäufen der Lizenzrechte weit mehr als eine halbe Milliarde Euro und meldete dies bei La Liga an. Der Radiosender berichtet von 667 Millionen Euro Erlös, von denen die Liga aber nur 517 Millionen anerkannt habe - zu wenig, um die Spieler zu registrieren.

"COPE" erhebt somit den Vorwurf des Bilanztricks, und der soll so ausgesehen haben: Der FC Barcelona gründete gemeinsam mit dem Investor aus den USA eine Gesellschaft, die dazwischengeschaltet wurde, um den Erlös künstlich nach oben zu treiben. Um den Trick zu erklären, könnte man folgendes Beispiel heranziehen:

Die Kreditkarte eines Mannes ist nicht gedeckt. Eine Bank bittet den Mann, 1.000 Euro einzuzahlen, um sie zu decken. Der Mann verkauft seinem Schwager eine Uhr, der Schwager zahlt ihm 800 Euro, die restlichen 200 Euro steuert der Mann selbst bei. Die beiden gründen eine "Gesellschaft der Uhrenfreunde" und zahlen jeweils ihren Anteil dort ein. Die Bank bekommt ihre 1000 Euro von dieser Gesellschaft.

La Liga akzeptiert nur 517 Millionen Euro?

Der Bank wäre das egal, aber La Liga wertet die 150 Millionen Euro nicht als von außen zugeführtes Kapital und nimmt in die Rechnung daher nur 517 Millionen Euro auf.

Es sieht daher so aus, als müsse der FC Barcelona weitere Lizenzrechte oder Spieler verkaufen, oder Spieler zu Gehaltsreduzierungen zwingen. Darüber hinaus könnte der Klub gezwungen sein, weitere Anteile seiner Content-Produktionsfirma "Barca-Studios" abzustoßen.

Jetzt auch noch Körperschaftssteuer fällig?

Eine Anfrage der Sportschau an La Liga nach einer Liste der registrierten Spieler als auch nach den von "COPE" erhobenen Vorwürfen blieb bislang ohne Antwort.

So bleibt auch im Raum, dass der FC Barcelona gleich doppelt verliert: Er bekommt die Neuzugänge nicht registriert und muss auch auf die verbuchten 150 Millionen Euro eine Kapitalertragssteuer von 25 Prozent zahlen - 37,5 Millionen Euro. Denn weil der Klub die von ihm selbst beigesteuerten 150 Millionen Euro als Teil der eingenommenen 667 Millionen Euro aufführt, wird aus Sicht des spanischen Fiskus diese Steuer fällig.

Anteile an "Barça Studios" verkauft

Am Freitagnachmittag (12.08.2022) vermdelete der Klub, dass er einen wichtigen Erfolg im Bemühen um die ausstehenden Spielerlaubnisse erzielt habe. Der FC Barcelona verkaufte nach eigenen Angaben dem Unternehmen Orpheus Media 24,5 Prozent der Anteile an Barça Studios für 100 Millionen Euro. Der eigentlich geplante Verkauf der Produktionsfirma des Vereins an ein anderes Unternehmen war offenbar an rechtlichen und verwaltungstechnischen Problemen gescheitert.

Die Katalanen hoffen, mit der zusätzlichen Einnahme die finanziellen Fairplay-Regeln der Liga erfüllen und damit die teuren Neuzugänge Jules Kounde, Raphinha, Andreas Christensen und Franck Kessie und eben Lewandowski bei der Liga registrieren zu können. Nur dann dürften sie auch spielen. Dasselbe galt für Ousmane Dembélé und Sergi Roberto, deren Verträge erneuert wurden.