Video-Assistent Test für VAR-Erklärung am Stadionmikro kommt

Stand: 18.01.2023 17:20 Uhr

Die Fußball-Regelhüter des IFAB wollen Schiedsrichter bei einer Video-Überprüfung die Entscheidung testweise über deren Mikro an Fans im Stadion und am Fernseher verkünden lassen. Vorübergehende Wechsel bei Gehirnerschütterungen wurden abgelehnt.

Das Vorgehen beschlossen die Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB) bei ihrer Sitzung am Mittwoch (18.01.2023) im Londoner Wembleystadion. Die FIFA will das Testverfahren bei der Klub-WM in Marokko anwenden. Das Turnier findet vom 1. bis 11. Februar statt, aus Europa ist Real Madrid vertreten. Auch bei der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland im Sommer könnte das Testverfahren zum Einsatz kommen. Die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sollen die Entscheidung über ihr Mikrofon dem Stadion- und TV-Publikum mitteilen. Der Funkverkehr zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent wird dabei aber nicht veröffentlicht.

Alex Feuerherdt vom Schiedsrichter-Podcast Collinas Erben bezweifelt, dass dieser Schritt zu deutlich mehr Transparenz führen wird. "Die Unparteiischen werden ihre Entscheidungen kaum ausführlich erklären können, sondern kurz und präzise sein müssen. Wenn sie dabei aber nur das mündlich wiedergeben, was auch auf der Anzeigetafel steht, wäre es keine große Verbesserung. Dafür müsste man das Gespräch zwischen Schiedsrichter und VAR mitverfolgen können", sagte Feuerherdt im Gespräch mit der Sportschau.

Maßnahmen gegen Zeitspiel: Mehr Nachspielzeit wie in Katar befürwortet

In der Sitzung kamen auch Vorschläge zur Sprache, um Zeitspiel einzudämmen. Die Praxis von der Männer-WM mit längeren Nachspielzeiten wurde befürwortet. Der Vorschlag, die Zeit bei bestimmten Unterbrechungen wie Toren, Auswechslungen oder VAR-Prüfungen anzuhalten, wurde abgelehnt.

Das IFAB berät und beschließt die generellen Fußballregeln für alle Spielklassen - nicht der Weltverband FIFA. Bei Abstimmungen über Regeländerungen hält die FIFA grundsätzlich vier der acht Stimmen, die vier britischen Verbände aus England, Wales, Schottland und Nordirland haben die vier anderen Stimmen.

Keine Tests für vorübergehende Wechsel bei Kopfverletzungen

Der frühere Hertha-Torhüter Marcel Lotka erlitt 2022 beim Spiel in Dortmund eine Gehirnerschütterng.

Der frühere Hertha-Torhüter Marcel Lotka erlitt 2022 beim Spiel in Dortmund eine Gehirnerschütterng.

Der Vorstand des IFAB sprach sich derweil mehrheitlich gegen den Test von vorübergehenden Auswechslungen bei einem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung von Spielerinnen oder Spielern aus. FIFPRO, die internationale Gewerkschaft für Spielerinnen und Spieler, hatte gemeinsam mit dem Weltverband der Ligen World Leagues Forum (WLF) Mitte Dezember den Wunsch nach einem Test von vorübergehenden Wechseln erklärt und einen entsprechenden Brief an das IFAB gerichtet.

Die englische Premier League und die französische Ligue 1 ab der Saison 2023/24 wie auch die im Februar startende Major League Soccer aus den USA hatten ihre Bereitschaft zu Tests für vorübergehende Wechsel signalisiert. Diese werden nun nicht stattfinden, das IFAB lässt weiter ausschließlich dauerhafte Wechsel in einem Testverfahren zu, das ohne zeitliche Begrenzung verlängert wurde. "Wir wollen nun zuerst schauen, was man an dem bisherigen Testverfahren verbessern kann, bevor wir einen komplett neuen Ansatz ausprobieren", sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud im Gespräch mit der Sportschau.

IFAB pocht auf Sicherheit wegen verspäteter Symptome

Das IFAB bleibt damit bei seiner bisherigen Auffassung, dass nur dauerhafte Wechsel die Sicherheit der Spielerinnen und Spielern wirklich gewährleisten. Bei Gehirnerschütterungen treten einige Symptome erst nach bis zu 72 Stunden auf, eine Wiedereinwechslung sei deshalb zu riskant, so das IFAB. Gehirnerschütterungen sind bei einem zweiten Schlag gegen den Kopf möglicherweise lebensgefährlich.

FIFPRO und das Weltligenforum sprachen von einer "großen Enttäuschung". Die englische Spielergewerkschaft PFA teilte durch einen ihrer Mediziner mit: "Die IFAB-Mitglieder haben erneut eine Gelegenheit ausgelassen, ein aus unserer Sicht wertvolles Instrument einzuführen, das das Wohlergehen der Spieler schützt."