Fußball | Griechenland Nach Fanmord: Griechische Regierung mit Null-Toleranz-Politik gegen Hooligans

Stand: 22.02.2022 20:37 Uhr

In Griechenland hat die Regierung scharfe Maßnahmen gegen gewalttätige Fußballfans beschlossen. Hintergrund ist die öffentliche Empörung im Land über einen brutalen Mord an einem Fußballfan auf offener Straße.

Von Jörg Seisselberg

Mit extremer Härte will Griechenland künftig gegen gewalttätige Fußballfans vorgehen. Die Regierung hat nicht nur die Aktivitäten organisierter Fanklubs für fünf Monate verboten. Athen verschärft auch drastisch die Strafen, die für Gewalttaten rund um Fußballspiele vorgesehen sind.

Höchststrafen bis zu fünf Jahren Gefängnis

Die Höchststrafen für Hooligans sollen laut Regierungsbeschluss verzehnfacht werden, statt nur sechs Monate drohen jetzt bis zu fünf Jahre Gefängnis. Außerdem wird ein Vermummungsverbot in und um Stadien erlassen und es werden die Bewährungsstrafen bei Gewaltdelikten im Zusammenhang mit Fußballspielen abgeschafft. Das heißt, bereits beim ersten Vergehen sollen Fußballgewalttäter künftig ins Gefängnis kommen.

Mit diesen Maßnahmen, sagt Justizminister Costas Tsiaras, schließe die Regierung Schlupflöcher gegen Hooligans. Bislang wurden Fußball-Gewalttäter in Griechenland zwar angeklagt, blieben in der Regel aber in Freiheit, auch nach Verurteilungen in erster Instanz. Die notwendige Kaution übernahmen teilweise Fanklubs.

Gewaltspirale im griechischen Fußball

Der griechische Fußball befindet sich seit Jahren in einer Gewaltspirale. Diesen Monat erschütterte ein Mord an einem Fußballfan in Saloniki die Öffentlichkeit. Anhänger von PAOK Saloniki, so der Stand der Ermittlungen, hatten wahllos einen 19-Jährigen angesprochen und gefragt, ob er Fan des Lokalrivalen Aris Salonikis sei. Als dieser bejahte, wurde er von den PAOK-Hooligans niedergestochen und starb kurze Zeit später.

Zwölf Personen wurden festgenommen, einer von ihnen ist des Mordes angeklagt. Bei einer anschließenden Razzia wurden landesweit über 570 Treffpunkte von Fußballfanklubs durchsucht. Dabei fand die Polizei Waffen wie Messer, mit Nägeln präparierte Schlagstöcke und eine Axt. 67 Fanklubs wurden daraufhin dauerhaft verboten.

Kritik von der Opposition

Die Opposition in Athen kritisiert, die Regierung würde mit ihren Maßnahmen einseitig gegen die Fans vorgehen. Das Gewaltproblem im griechischen Fußball aber sei breiter und reiche teilweise bis in die Spitzen der Vereine. Der Eigentümer von PAOK Saloniki beispielsweise, der russische Oligarch Ivan Savvidis, hatte 2018 den Abbruch eines Spiel gegen AEK Athen provoziert, als er das Spielfeld betrat. Savvidis trug am Gürtel sichtbar eine Pistole bei sich.