Die UEFA will die Regeln des Financial Fairplay neu aufstellen.

Fußball | Finanzen Financial Fairplay - viel Kritik an den Plänen der UEFA

Stand: 23.09.2021 09:30 Uhr

Die Pläne der UEFA für eine Neuregelung des Financial Fairplay stoßen auf Kritik. Der Manager eines Champions-League-Teilnehmers sagt: "Für mich ist das Humbug."

Von Chaled Nahar, Matthias Wolf

Bis zum Ende des Jahres will die UEFA mit Klubs, Ligen und Verbänden neue Regeln aufgestellt haben. Die bisherigen Pläne:

  • Der bisherige Grundsatz, dass Klubs nicht mehr ausgeben dürfen als sie im Fußballgeschäft einnehmen, entfällt. Bisher darf ein Klub maximal 30 Millionen Euro Defizit durch einen Investor ausgleichen lassen. Künftig sollen Investoren-Gelder unlimitiert sein.
  • Eine Art "Gehaltsobergrenze" ("Salary Cap") soll kommen. Die Kaderkosten, also Gehälter, Ablösesummen, Handgelder oder Beraterhonorare sollen künftig nur 70 Prozent der Einnahmen aus dem Fußballgeschäft - ohne Investorengelder - betragen dürfen. Aber: Das würde nur für die 25 Spieler gelten, die für den Europapokal gemeldet sind - die sogenannte "A-Liste" der UEFA.
  • Sollte ein Klub mehr als 70 Prozent seiner Einnahmen ausgeben, kann er sich diesen Regelverstoß mit einer "Luxussteuer" erkaufen. Das Geld aus der "Luxussteuer" sollen den anderen Klubs im Wettbewerb zukommen.

An diesen Vorschlägen gibt es nun viel Kritik.

Manager von Young Boys Bern: "Geldstrafen jucken manche Klubs wenig"

Wanja Greuel, Manager von Champions-League-Teilnehmer Young Boys Bern aus der Schweiz, hat eine klare Haltung zur "Luxussteuer", die ein zentraler Bestandteil der neuen Finanzregularien der UEFA sein soll. "Das ist in meinen Augen natürlich Humbug, weil Geldstrafen jucken solche Klubs nicht", sagt Greuel im Gespräch mit der Sportschau und meint Klubs wie Manchester City, Paris Saint-Germain oder den FC Chelsea. "Das ist, als wenn ich beim Formel-1-Rennen sage: 'Ja, ihr müsst alle mit den gleichen Autos fahren, du darfst allerdings 500 PS mehr unter der Haube haben, aber am Schluss musst du 100.000 Dollar Strafe zahlen. Das juckt diese Klubs wenig." 

Manager Wanja Greuel (Young Boys Bern)

Manager Wanja Greuel (Young Boys Bern)

Greuel kritisiert auch, dass ein prozentualer Wert für die Obergrenze bei den Kaderkosten angesetzt werden soll. "Das ist in meinen Augen völlig falsch. Wir brauchen eine absolute Größe", sagt Greuel. Einige Klubs hätten Investoren, die keine Rendite suchen, sondern "vor allem aus politischen Gründen oder Imagegründen den Fußball eigentlich so alimentieren". Wiederum sind offensichtlich Manchester City, Chelsea und Paris gemeint. 

DFL: "Lehnen Vorschläge zur Deregulierung ab"

Die bisherigen Pläne stoßen auch bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) auf Kritik. "Die DFL lehnt Vorschläge zur Deregulierung/Liberalisierung von Investoren-Geldern ab", heißt es in einem Positionspapier. Die DFL hat nach Informationen der Sportschau bei den Vorschlägen zahlreiche Einwände.

Dadurch, dass die Obergrenze für Kaderkosten sich nur auf die ersten 25 Spieler bezieht, könnten Klubs B-Kader horten, auf Wertsteigerungen von jungen Spielern spekulieren - bei einem Transfer könnten diese Ablösesummen dann als Einnahmen aus dem Fußballgeschäft wieder die Obergrenze bei den Kaderkosten erhöhen könnte. Auch die "Luxussteuer" wird in Deutschland kritisch gesehen, da von ihr für die finanzstärksten Klubs keinerlei Abschreckung ausgeht. Eine Befürchtung ist auch: Die Bundesliga könnte international ins Hintertreffen geraten, denn in Deutschland begrenzt die 50+1-Regel den Einstieg von Investoren.

Ökonom: "Unabhängigkeit der UEFA ist nicht mehr gegeben"

Nasser Al-Khelaifi, der Präsident von Paris Saint-Germain, wird eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen einnehmen. Seit dem Debakel von zwölf anderen Klubs um die Super League ist er Vorsitzender der Europäischen Klubvereinigung ECA. Er sitzt im mächtigsten Gremium der UEFA, dem Exekutivkomitee. Al-Khelaifi ist Chef des Sportsenders BeIN Sports, der regelmäßig TV-Rechte bei der UEFA erwirbt, und er stand treu an der Seite der UEFA und deren Präsident Aleksander Ceferin, als es den Angriff der Super League abzuwehren galt. Al-Khelaifis Einfluss in der UEFA ist also groß.

FFP

FFP

"Da sind auf unterschiedlichen Ebenen Abhängigkeiten entstanden, die man gar nicht so schnell lösen kann", sagt der Ökonom Henning Vöpel im Gespräch mit der Sportschau. "Diese Unabhängigkeit, die man sich zwingend bewahren muss, die ist, ist gar nicht mehr gegeben." Ein weiteres Problem laut Vöpel: Der europäische Verband sei einerseits Regulator des europäischen Fußballs und gleichzeitig Veranstalter der Champions League. "Das ist eine Doppelrolle, die sich eigentlich nicht gut verträgt. Der Regulator sollte nie eigentlich auch der Betreiber eines solchen Wettbewerbes sein", sagt Vöpel. Denn wer die Zugpferde seines Wettbewerbs bestrafen muss, könnte seinen eigenen Wettbewerb entwerten.

Ex-DFL-Geschäftsführer: "Alte Regeln waren gut - sie wurden zu selten durchgesetzt"

Die bisherigen Regeln des Financial Fairplay wurden auch in Deutschland entwickelt. Christian Müller, ehemaliger Geschäftsführer DFL war an der Erarbeitung der Regeln beteiligt. Die Regeln hält er immer noch für richtig. "Sie wurden nur zu selten richtig durchgesetzt", sagt Müller im Gespräch mit der Sportschau. Manchester City wurde zuletzt zwar von der UEFA aus der Champions League ausgeschlossen, City kippte den Beschluss aber vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. Dass die Regeln nun verändert werden, sieht Müller kritisch.

"Ich glaube, dass die Abschaffung von Financial Fairplay und der diffuse Versuch, Spielergehälter und Ablösesummen einzudämmen, im Prinzip die Probleme eher verschärfen wird", sagt Müller. "Am Ende dürfen sich die Klubs, die ohnehin im Verdacht stehen, unerlaubt Geld zuzuführen, in der Zukunft freikaufen."