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"Equal Pay"-Debatte Gute Leistungen gibt's nur mit guten Rahmenbedingungen

Stand: 14.07.2022 10:11 Uhr

Ein Tweet von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Antwort von DFB-Direktor Oliver Bierhoff haben der "Equal-Pay"-Debatte im Sport neue Nahrung gegeben. Gut so, findet ARD-Sportreporterin Martina Knief. Bei der Diskussion um die gleiche Bezahlung von Fußballerinnen und Fußballern gehe es vor allem um die faire Anerkennung von sportlichen Leistungen.

Von Martina Knief

Es ist gut, dass über Geld gesprochen wird, über das "Equal Pay". Denn damit wird eine Debatte angestoßen, in der es um viel mehr geht, als um die gleiche Bezahlung von Fußballerinnen und Fußballern.

Weder Merle Frohms noch Alexandra Popp haben je die gleichen Millionengehälter gefordert, wie sie Manuel Neuer oder Thomas Müller erhalten, auch nicht die gleichen hohen Prämien vom Deutschen Fußball-Bund für einen Europameistertitel. Mit der ausgehandelten EM-Rekordprämie von 60.000 Euro waren alle zufrieden.

Durch Mindestlohn würde Konzentration auf den Sport möglich

Es geht um die Anerkennung von Leistung - um Rahmenbedingungen, damit gute Leistungen gezeigt werden können. Ja, dazu gehört auch das Geld. Eine Fußballspielerin, die genug verdient, muss nicht mehr nebenbei arbeiten gehen, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Sie kann sich voll und ganz auf ihren Sport konzentrieren.

Aber wir reden hier über einen Mindestlohn für Profispielerinnen in den Vereinen, über 3.000 Euro im Monat oder vielleicht auch ein bisschen mehr. Mal eine Zahl zum Vergleich: Dzsenifer Marozsan, derzeit verletzte Mittelfeldspielerin der deutschen Nationalmannschaft, wird von Champions-League-Sieger Olympique Lyon mit 350.000 Euro im Jahr entlohnt. Keine deutsche Nationalspielerin verdient mehr.

ARD-Sportreporterin Martina Knief

ARD-Sportreporterin Martina Knief findet es "schade", dass die aktuelle Debatte in Deutschland überhaupt noch geführt werden muss.

Gute Leistungen sollen entsprechend entlohnt werden

Bei der Debatte geht es auch um Trainingsplätze, Physiotherapie, um die optimalen Bedingungen im Alltag einer Profisportlerin. Dazu gehört es auch, nicht darauf hoffen zu müssen, dass die Eltern am Monatsende das Konto ausgleichen. Und es geht um die Anerkennung und eine faire Beurteilung der sportlichen Leistungen. Diese werden natürlich besser, wenn sich jede einzelne Spielerin auf ihren Sport konzentrieren kann. Darum geht es - und selbstverständlich soll Leistung entsprechend entlohnt werden.

Mit Geld kann viel bewegt werden

Aber erst viel Geld hinein schütten und dann darauf hoffen, dass ein Europameistertitel dabei herauskommt, das ist der falsche Weg. Geld schießt keine Tore. Aber mit Geld kann sehr viel bewegt werden. Geld kann den Fußballerinnen helfen, sich viel besser zu entwickeln und eine Basis zu schaffen.

Schade, dass man heute überhaupt noch diese Diskussionen beim achtmaligen Europameister Deutschland führen muss. Wenn diese Hürden endlich überwunden sind, dann hat die Diskussion um "Equal Pay" eine ganze Menge gebracht.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 09.07.2022 | 17:45 Uhr