Schiedsrichter Igor Benevenuto pfeift im Spiel zwischen Atletico und Cruzeiro

Vor WM in Katar FIFA-Schiedsrichter Benevenuto macht Homosexualität öffentlich

Stand: 10.07.2022 21:08 Uhr

Rund vier Monate vor der Fußball-WM in Katar hat ein FIFA-Schiedsrichter seine Homosexualität öffentlich gemacht. Ein bemerkenswerter Schritt angesichts des Umgangs mit der LGBTQ-Community im Golfstaat.

Der brasilianische FIFA-Schiedsrichter Igor Benevenuto hat seine Homosexualität öffentlich gemacht. In einer Folge des Podcasts "Nos Armários dos Vestiários" (etwa: In den Schränken der Umkleidekabinen) der Globo-Gruppe kritisierte der 41-Jährige auch Homophobie und Machismo im Fußball sowie in seiner südamerikanischen Heimat.

Der Brasilianer steht für 2022 auf der Liste der Video-Referees des Fußball-Weltverbands. "Ich habe mein Leben damit verbracht, mich selbst zu opfern, um mich vor der physischen und emotionalen Gewalt der Homophobie zu schützen", sagte Benevenuto.

Gerüchte, Anfeindungen, Bedrohung

Weil Fußball als Männersache betrachtet werde, habe er in dem Sport seine Sexualität verstecken können. Wegen Gerüchten darüber sei er aber auch bei Spielen von Fans und Vereinsmanagern homophob beleidigt worden.

In Brasilien, wo weltweit die meisten Schwulen getötet würden, müsse er auch mit der Angst vor dem Sterben umgehen. "Hier geht es nicht nur um Vorurteile, sondern um den Tod", betonte Benevenuto. Nun wolle er sich aber befreien: "Ich möchte Beziehungen führen können, ich möchte in Ruhe Schiedsrichter sein."

FIFA verspricht Offenheit, Katar widerspricht nicht wirklich

Sollte Benevenuto von der FIFA als Video-Referee für die WM 2022 nominiert werden, könnte das für den Brasilianer im Gastgeberland zum Problem werden. Homosexuelle Handlungen sind in Katar strafbar. Die Strafen sehen Auspeitschen, Inhaftierung oder sogar die Todesstrafe vor - wobei letztere zumindest nach Erkenntnissen von Menschenrechtsorganisationen bislang nicht vollstreckt worden ist.

FIFA-Präsident Gianni Infantino betonte noch im Mai: "Jeder wird sehen, dass jeder hier in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBTQ+ sprechen." Die FIFA erklärte auf Anfrage erneut, dass Regenbogenfahnen im Stadion erlaubt seien. Die katarischen WM-Organisatoren erklärten, dass sie Richtlinien des Weltverbandes diesbezüglich respektieren würden.

Wie viel Toleranz der WM-Gastgeber Besuchern und Teilnehmern des Turniers tatsächlich entgegenbringen wird, ist noch nicht eindeutig absehbar.