Raphael Varane dirigiert Frankreichs Abwehr

FIFA WM 2022 Raphael Varane - der Bergführer für Frankreichs Gipfelstürmer

Stand: 18.12.2022 08:08 Uhr

Raphael Varane hält für Frankreich bei der Fußball-WM in Katar den Laden zusammen. Trainer Deschamps braucht seinen Abwehrchef im Finale ganz besonders.

Es war bei weitem kein Spaziergang, den Frankreich im WM-Halbfinale gegen Marokko zu absolvieren hatte. Vielmehr war es ein holpriger Weg über Stock und Stein, über Berge und Täler und mit der ein oder anderen Passage, in der ein Absturz durchaus möglich gewesen wäre. Gut, wenn man dann einen verlässlichen Bergführer hat, der in brenzligen Situationen die Übersicht behält. Frankreich hatte so einen: Raphael Varane.

Erholt Varane sich rechtzeitig für das Finale?

Der 29-Jährige spielt als Abwehrchef in Frankreichs Viererkette ein herausragendes Turnier. Dass er nach seiner Verletzung, die ihn in den vergangenen drei Premier-League-Spielen bei seinem Klub Manchester United zum Zuschauen zwang, rechtzeitig fit wurde, war wohl mitentscheidend für den Erfolg der "Equipe Tricolore" in Katar.

Und jetzt bangt Trainer Didier Deschamps kurz vor dem Finale erneut um die Gesundheit seines Defensivanführers: Varane ist erkrankt, fehlte am Freitag genau wie Teamkollege Ibrahima Konaté und zuvor auch schon Dayot Upamecano und Adrien Rabiot, die aber beide inzwischen wieder mitmischen.

Wohlfühloase Nationalelf

Ähnlich wie Antoine Griezmann ist Varane einer, für den sich das Überstreifen des Nationaltrikots wie das erste Eintauchen in den Hotelpool im Urlaub anfühlen muss. Genau wie Griezmanns Atletico Madrid spielt auch Manchester United in der Liga nicht ganz vorne mit. Platz fünf, 20 Gegentore, fast doppelt so viele wie Ligaprimus Arsenal (11) und auf diesen auch schon neun Zähler Rückstand.

Ganz anders die WM in Katar: Die Franzosen sind genau einen Sieg über Argentinien von der Titelverteidigung entfernt. Auch vor vier Jahren war Varane Leistungsträger, spielte jedes Spiel durch. Aus der Final-Viererkette von damals, Lucas Hernández, Samuel Umtiti, Benjamin Pavard und eben Varane selbst, ist er der einzige, der auch vier Jahre später immer noch tragende Säule in Deschamps' Plänen ist - auch wenn Hernández durch seine Verletzung im ersten Spiel daran natürlich keine Schuld trägt.

Wie Deschamps 98: Stabilitätsfaktor

In einer Team voller herausragender Individualisten und Kreativspieler ist Varane trotz seiner Physis und Athletik keinesfalls nur der "Mann für's Grobe" - sein Traumpass in die Schnittstelle leitete Frankreichs Führungstreffer gegen Marokko ein. Aber Varane bringt diese Physis und die notwendige taktische Disziplin eben auch mit, zusätzlich zu seinen Qualitäten in der Spieleröffnung. Das hält den Laden zusammen und so etwas schätzt der frühere Defensivstratege Deschamps natürlich besonders - beim Titelgewinn 1998 hatte Deschamps als Spieler, wenn auch nicht auf der gleichen Position, selbst eine ähnliche Rolle inne.

Jules Kounde agierte beim FC Barcelona zuletzt in der Innenverteidigung, spielt in Katar allerdings auf der rechten Defensivseite, leistete sich auch gegen Marokko den ein oder anderen Leichtsinnsfehler und Fehlpass, und Theo Hernandez ist auf der linken Seite oft mehr Angreifer als Verteidiger. Dementsprechend wichtig ist die Stabilität im Abwehrzentrum, die Varane sowohl mit Upamecano als auch mit Konaté an seiner Seite bisher liefern konnte.

Mit seiner Erfahrung aus inzwischen 92 Länderspielen- und genau 100 Europapokalspielen hat Varane den anderen Abwehrkollegen im Kader zudem (auch) diesbezüglich einiges voraus. Als es gegen Marokko gegen Ende der ersten Halbzeit dann doch recht brenzlig wurde, nahm Varane bewusst das Tempo heraus, sorgte dafür, dass der Ball lange durch die eigenen Reihen lief und nahm dem gegnerischen Angriff so ein wenig das Momentum.

Varanes gute Bilanz gegen Lionel Messi

Gegen Argentinien steht jetzt der ultimative Test an. Mit Frankreich ist Varane genau einmal auf den argentinischen Superstar getroffen - im Achtelfinale 2018 siegten "Les Bleus" mit 4:3. Insgesamt standen die beiden sich in 20 Partien gegenüber: Varane verließ dabei in acht Spielen das Feld als Sieger, Messi nur in sieben. Überhaupt gelangen dem Argentinier in diesen direkten Duellen "nur" sieben Treffer. Statistische Spielerei, klar. Aber in Frankreich wäre man nicht nur deshalb froh, wenn Varane am Sonntag in Vollbesitz seiner Kräfte wäre.

Das Finale zwischen Argentinien und Frankreich am Sonntag live bei der Sportschau

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