Lionel Messi jubelt nach dem Einzug ins WM-Halbfinale

Sieg im Elfmeterschießen gegen die Niederlande Argentinien feiert und trauert - "Pure Emotion"

Stand: 11.12.2022 20:03 Uhr

Nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen die Niederlande feiert Argentinien den Einzug ins Halbfinale der WM. Es gibt aber auch nachdenkliche Töne, und beim Trainer sogar Trauer. Der Torwart spricht von "purer Emotion".

Von Marcus Bark, Doha

Es war schon nach 2 Uhr am Samstag (10.12.2022), und der Sprecher der FIFA drängte ein wenig, denn schließlich sollte auch Lionel Messi noch ein paar Fragen beantworten. Aber Lionel Scaloni war es wichtig, noch etwas zu sagen. "Eigentlich sollte heute ein sehr fröhlicher Tag sein, aber es ist ein trauriger", sagte der Trainer der argentinischen Nationalmannschaft, nachdem er auf die nervenaufreibendste Art nach einem 4:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen die Niederlande das Halbfinale der Weltmeisterschaft erreicht hatte.

Im Ort Pujato, "in dem ich geboren wurde", habe es einen schweren Autounfall gegeben. Es sei jemand gestorben, ein anderer mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Er sende Liebe und Beileid in seine Heimat sagte Scaloni, zwei Familien nannte er namentlich. Beim Abgang vom Podium versagte dem Trainer ein bisschen die Stimme.

Messi schickt Grüße an Maradona

Als Lionel Messi gegen 2.45 Uhr die Pressekonferenz beschloss, ging es um den verstorbenen Superstar des südamerikanischen Landes, den sie neben ihm verehren. "Diego schaut uns aus dem Himmel zu, er hilft uns", sagte Messi als Antwort auf eine Frage der argentinischen Journalisten, die sich wie so häufig um Emotionen drehte.

Wer daran glaubt, dass Diego Maradona auf das Stadion Lusail in Doha herabgesehen hat, der wird sicher sein, dass der Weltmeister von 1986 sehr stolz auf seinen Nachfolger gesehen hat. 

Messi brilliert auch gegen die Niederlande

Messi leitete mit einem Pass, der lange in Erinnerung bleiben wird, das 1:0 durch Nahuel Molina ein (35. Minute). Den Elfmeter zum 2:0 (73.) verwandelte er selbst.

Zu diesem Zeitpunkt schienen die fürchterlich harmlosen Niederländer besiegt. Doch deren Trainer Louis van Gaal wechselte dann Wout Weghorst ein, stellte damit nochmals die Grundformation und vor allem die Taktik um. Hohe Pässe in das Angriffszentrum und hohe Flanken waren fortan das Konzept, der wie Weghorst groß gewachsene Innenverteidiger Virgil van Dijk blieb zeitweise auch vorne, die hinteren Reihen wurden nach vorne geschoben, um die abgewehrten Bälle aufzusammeln.

Weghorst stellt Argentinien vor Probleme

Der Druck war immens, er führte in der elften Minute der Nachspielzeit zum zweiten Tor von Weghorst und damit zum Ausgleich. "Den hatten wir nicht verdient", sagte Messi, und auch Scaloni rümpfte ein wenig die Nase. 

Auf die Frage, ob er sein Spiel nicht besser dem Gegners hätte anpassen müssen, sagte er, dass die Niederländer allein über physische Größe gekommen seien: "Wir hatten Probleme mit deren hohen Bällen. In der Verlängerung haben wir dann wieder zu unserem Spiel gefunden, weil sie nach dem 2:2 kein Tor mehr machen wollten."

Diese Analyse dürfte der 71 Jahre alte van Gaal nach seinem letzten Spiel als Bondscoach und vielleicht sogar als Trainer in seiner Heimat dann als Vorwurf hören.

Jetzt trifft Argentinien auf Kroatien

Scaloni und Messi werden hingegen bis mindestens Dienstag (13.12.2022) gefeiert werden. Dann treffen sie, erneut im Stadion Lusail, im Halbfinale auf Kroatien.

Dass Messi nach seinem genialen Pass, dem Treffer zum 2:0 und dem ebenfalls verwandelten Elfmeter im Elfmeterschießen zum Spieler des Spiels ernannt wurde, war völlig klar, denn oft reichte für diese gesponserte Auszeichnung schon seine Anwesenheit. Ein Reporter von "Sport Radio" warf einem Mitarbeiter der FIFA trotzdem ein vorwurfsvolles "ach komm" entgegen, als der ihm die Entscheidung mitteilte. Der Reporter hatte auf Emiliano Martínez in der Pressekonferenz gehofft, der zwei Elfmeter der Niederländer abgewehrt hatte

Elfmeter-Held Martinez verspürt "pure Emotion"

Die Einschätzungen des Torhüters gibt es trotzdem. "Wir haben das für unser Land gemacht, dem es wirtschaftlich derzeit schlecht geht. Jetzt gibt es ein kleines bisschen Freude", sagte Martínez, um dann den argentinischen Abend zusammenzufassen: "Es ist pure Emotion."