DFB-Torhüter Manuel Neuer (l.) und DFB-Direktor Olliver Bierhoff

400.000 Euro für WM-Titel Der DFB, Katar und die Prämien für Nationalspieler

Stand: 26.09.2022 14:04 Uhr

Der DFB wird jedem Nationalspieler im Fall des WM-Titels 400.000 Euro zahlen. Die Prämie fällt nicht höher aus als bisher, zeigt aber auch, wie schwer der Umgang mit der belasteten Katar-WM wird.

Die Einigung über die Titelprämie für die kommende WM wurde von Jamal Musiala mit entwaffnender Ehrlichkeit kommentiert. Dass jeder Nationalspieler im Falle des WM-Siegs 400.000 Euro vom DFB bekommt, davon habe er gar "nicht viel mitgekriegt", sagte Musiala.

Um Geld habe er sich "nie groß einen Kopf gemacht", so der Bayern-Stürmer. Im Vordergrund stehe für ihn "die Liebe für den Sport und der Spaß am Fußball".

Es wäre nun fehl am Platze, einem 19 Jahre alten Nationalspieler vorzuwerfen, sich nicht um seine Vermögensverhältnisse zu kümmern. Für diese Dinge hat er hoffentlich fachkundige Vertraute an seiner Seite.

400.000 Euro Siegprämie bei WM in Katar

Selbstverständlich muss sich Musiala auch nicht dafür entschuldigen, dass er wahrscheinlich schon fürs Leben ausgesorgt hat. Dies hat er sich selbst verdient, mit beeindruckenden Leistungen auf dem Rasen. Die völlig aus dem Ruder gelaufenen Gehälter und das teils dekadente Gebaren der Branche sind bekannt, dies wird auch von weiten Teilen des Publikums hingenommen.

Allerdings ist die WM in Katar ein besonderer Fall, selbst für die Dimensionen des Profifußballs. Und bereits jetzt, zwei Monate vor dem Anpfiff, eine Veranstaltung, die schwer polarisiert.

Die Meldung, dass die Nationalspieler eine Siegprämie von 400.000 Euro pro Kopf bekommen sollen, platzt mitten in politisch bewegte Zeiten, mit besorgniserregender Inflation und galoppierenden Lebenshaltungskosten.

Seit Wochen wird auf fast allen Kanälen darüber gesprochen, wie die Menschen im Land bald Gasrechnungen über mehrere Tausend Euro bezahlen sollen. Und dass in den Städten die Beleuchtung heruntergefahren wird, auch auf öffentlichen Plätzen, die als Schauplatz für Public Viewing bekannt sind.

Winter-WM in Katar: "Business as usual"?

All dies könnte womöglich dazu beitragen, diesmal nicht wie sonst begeistert in die WM-Party einzusteigen. Vieles wird von den Menschen ins Verhältnis gesetzt in diesen Zeiten.

Und die stattliche WM-Prämie für die DFB-Spieler könnte auch jene, die sonst eher nicht anfällig sind für Neiddebatten, zum Nachdenken bringen: Darüber, ob ein Erfolgshonorar in mittlerer sechsstelliger Höhe wirklich angebracht ist. Auch wenn es sich im Branchenüblichen bewegt.

Nicht die erste Debatte über Prämien beim DFB

Der DFB hat nur "Business as usual" betrieben, als er die Siegprämien mit den Nationalspielern ausgehandelt hat. Sie sind auch nicht erhöht worden: Die 400.000 Euro sind exakt jener Betrag, der den Spielern bei der EM im vergangenen Jahr für den Titel in Aussicht gestellt wurde.

Dennoch trifft der DFB bei dem Thema grundsätzlich auf veränderte gesellschaftliche Verhältnisse: Vor der EM im Sommer wurde etwa die Titelprämie für die DFB-Fußballerinnen verdoppelt, auf 60.000 Euro. Dennoch blieben die Prämien im Anschluss ein Thema, im Rahmen der Equal-Pay-Debatte ging es vor allem um eine Angleichung der Prämien.

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der Feier zur Vize-Europameisterschaft

Deutschlands Vize-Europameisterinnen: Debatte über Angleichung von Siegprämien

Am Ende forderte auch der Bundeskanzler, den Nationalspielerinnen das Gleiche zu zahlen wie dem Männerteam. So wie es einige andere Nationalverbände bereits umgesetzt haben. Eine Diskussion, die von DFB-Direktor Oliver Bierhoff fürs Erste abgewehrt wurde.

Fanvertreter Minden: "Alle Einnahmen aus Katar weiterreichen"

Im Umgang mit der belasteten Katar-WM befindet sich aber auch der DFB im Zwiespalt. Auch Verantwortliche wie Bierhoff äußerten sich zuletzt zu Problemfeldern beim WM-Gastgeber, etwa die Unterdrückung der LGBTQ-Community.

Dario Minden von der Fanvetretung "Unsere Kurve", forderte vom DFB, "jeden Euro, den man an diesem aus vielen Gründen so falschen Turnier verdient", weiterzureichen. Zum Beispiel an "Fonds, die den Entrechteten wie auch der LGBTQ-Community vor Ort zugutekommen", so Minden im Deutschlandfunk.

Für die Prämien, die der DFB an die Spieler ausschüttet, in welcher Höhe auch immer, wäre dies sicher auch ein Modell, das ein Zeichen setzen könnte.