Fußball | DFB-Pokal Bayerns Niederlage gegen Gladbach - an Abenden wie diesen

Stand: 28.10.2021 12:50 Uhr

Von "A bis Z zerpflückt" - den DFB-Pokal wird der FC Bayern in dieser Saison nicht gewinnen, bei Borussia Mönchengladbach freuen sie sich. Über Aussetzer und Jubelnde und die Suche nach Erklärungen.

Dayot Upamecano war schon nicht mehr im Spiel, und doch fanden ihn die Fernsehkameras ein letztes Mal an diesem Abend. Borussia Mönchengladbach hatte gegen den FC Bayern auch noch ein fünftes Tor erzielt, als die Fans der Borussia dem Rekordmeister schon mal freundlich eine gute Heimreise wünschten und bald auch Upamecano ins Bild kam. Da saß er nun auf der Reservebank, noch im Trikot und doch nicht mehr dabei, und sah einigermaßen fassungslos aus.

Gladbach 5, Bayern 0 - man hätte es Stunden zuvor nicht für möglich gehalten. Zum zweiten Mal nacheinander ist der FC Bayern in der zweiten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden, es war gleichzeitig die höchste Pflichtspiel-Niederlage seit 43 Jahren.

Die Fehleranalyse bei den Bayern dürfte eher keine Sache von fünf Minuten werden, es kam einiges zusammen. Er wisse nicht, ob er das schon einmal erlebt habe, sagte Thomas Müller im ARD-Interview. "Wir wurden von A bis Z zerpflückt."

Ein Gegentor als Sinnbild für Bayerns Zusammenbruch

Eine gute Figur hatte tatsächlich kein Spieler abgegeben, auch Müller nicht. Und doch wird man die Niederlage der Bayern eher nicht mit Müller oder dem Torhüter Manuel Neuer in Verbindung bringen, sondern mit den Verteidigern Alphonso Davies, Lucas Hernández oder Upamecano.

Es ließen sich hier einige Szenen beschreiben, in Erinnerung bleiben wird von diesem Abend jedoch die Entstehung des vierten Gladbacher Treffers. Wie Upamecano und Nebenmann Hernández sich bei einem langen Ball anschauten, wie sie gestikulierten und dann doch keiner von ihnen zum Ball ging, sondern der Gladbacher Breel Embolo - das war schon bezeichnend für den Auftritt des FC Bayern.

"Supermecano" - das war vor Gladbach

Nach dem Spiel hatte Dino Toppmöller die unangenehme Aufgabe, eine Niederlage zu erklären, für die sie bei den Bayern schlicht keine Erklärung hatten. Eigentlich ist Toppmöller Assistent des Cheftrainers Julian Nagelsmann, doch seit der sich mit dem Coronavirus infiziert hat, steht Toppmöller an der Linie und im Rampenlicht. Er rechne durchaus mit "Häme und Spott", sagte Toppmöller, und dass er Spieler gesehen habe, die schon einmal besser Fußball gespielt hätten.

Als Beispiel dafür nannte er Upamecano, den Medien kurz zuvor noch als "Supermecano" betitelt hatten. Doch "Supermecano", das war eben vor Gladbach. Diesmal, sagte Toppmöller, habe auch Upamecano "mit Sicherheit kein gutes Spiel gemacht".

Vor der Saison hatten die Bayern Upamecano, 23, mit einigen Erwartungen aus Leipzig geholt. In seinen vier Jahren bei RB hatte sich Upamecano den Ruf erworben, ein außerordentlich talentierter Innenverteidiger zu sein, schnell und wuchtig, mit einem feinen Aufbauspiel, clever auch im Zweikampf. Er hatte aber auch dort eine Neigung zu vereinzelten Aussetzern präsentiert, die sie nun auch in München kennengelernt haben.

Ein Hauch von Weltklasse

In München werden sie sich nun eine Frage stellen müssen, die womöglich auch die Gladbacher beschäftigen wird - nur dürfte der Blickwinkel bei der Borussia ein anderer sein. Es geht um die Essenz, um das, was bleiben wird von diesem denkwürdigen Abend. Was also war das nun - ein Ausrutscher nur, oder doch eine Trendwende, negativ wie positiv?

Gladbachs Trainer Adi Hütter sprach von einem "außergewöhnlichen Abend", an dem eben alles gepasst habe. "Wie wir die Tore herausgespielt haben, das war schon Weltklasse", sagte Hütter. Tatsächlich war ja nicht nur dem zweiten Treffer eine wunderbare Kombination vorausgegangen, auch sonst spielten die Gladbacher so, als hätte es den durchwachsenen Start in diese Saison nie gegegeben.

Man sah das an vielen Spielern, natürlich am Torschützen Breel Embolo, der an diesem Abend ein Überragender unter Überragenden war. Aber auch an Manu Koné, 20, der erst den Führungstreffer erzielte und fortan mit einer Selbstverständlichkeit das Spiel der Gladbacher ordnete und das der Bayern geschickt unterband, die nicht nur den Trainer Hütter erfreut haben dürfte.

Ein neuer Maßstab für Gladbach

Die Gladbacher Spieler hatten sich spätestens Mitte der ersten Hälfte in einen Flow gespielt, es gelang ihnen nun, was zuvor oft nicht gelungen war. Sie spielten mitreißenden Fußball, die Spielidee von Hütter war deutlich zu erkennen. Gleichzeitig machte der FC Bayern eine sehr gegensätzliche Erfahrung.

An "so einem Tag", sagte Hütter, zielten eben auch die Bayern manchmal daneben, wenn sie sonst treffen würden. Eigentlich war es ja ein besonderer Abend und längst nicht mehr Tag, doch diese Ungenauigkeit werden sie Hütter in Gladbach nachsehen.

Und doch bleibt von einem denkwürdigen Abend, der einige Fragen aufgeworfen hat, auch eine Erkenntnis. Die Leistung des Bayern-Spiels, sie wird für Gladbachs Fußballer fortan als Maßstab herangezogen werden. Den Trainer Hütter scheint das nicht zu sorgen, er sagte: "Wir müssen uns jetzt messen lassen an so einem Spiel."