Champions League | Ajax Amsterdam Sébastien Haller - aufgeblüht in Amsterdam

Stand: 02.11.2021 13:20 Uhr

Für Sébastian Haller läuft es blendend bei Ajax Amsterdam. Der ehemalige Bundesligastürmer führt die Torschützenliste der Champions League an.

Es ist ja irgendwie klar, wer die ewige Torschützenliste der Champions League anführt. Cristiano Ronaldo (136 Tore) hat hier mit Lionel Messi (122) die Maßstäbe gesetzt, erst dahinter kommt mit einigem Abstand Robert Lewandowski (81).

Klangvolle Namen, die jeder für sich als Gesichter der Königsklasse gelten. Und als Tormaschinen. Doch wer aktuell in die Torjägerliste der diesjährigen Champions-League-Saison schaut, sieht einen anderen ganz vorne. Sébastien Haller. Der Hüne im Sturm von Ajax Amsterdam ist aktuell sowohl in der Eredivisie (sieben Tore) als auch in der Champions League (sechs Treffer) der beste Torjäger.

Treffsicher wie in seinen Bundesligazeiten

"Klar fühle ich mich momentan wahnsinnig wohl, aber ich hatte auch bei Eintracht Frankfurt Phasen, in denen ich viel getroffen habe", hat der 27-Jährige jetzt in einem "Kicker"-Interview gesagt und damit direkt an seine beiden Bundesliga-Jahre erinnert. Tatsächlich war der 2017 von Sportvorstand Fredi Bobic vom FC Utrecht losgeeiste Stürmer ohne größere Anlaufzeit in Deutschland durchgestartet

Haller erzielte 24 Bundesliga-Treffer in zwei Jahren. Bald bildete er den wichtigsten Anker im hessischen Sturm und mit Ante Rebic und Luka Jovic das Dreigestirn mit dem Beinamen "Büffelherde", war entscheidend daran beteiligt, mit dem DFB-Pokalsieg 2018 und dem Einzug ins Halbfinale der Europa League 2019 eine Frankfurter Erfolgsgeschichte zu schreiben, die gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Talfahrt fast surreal wirkt.

Ajax Amsterdam hat alle drei Gruppenspiele gewonnen

Haller denkt gerne daran zurück, wie er verraten hat. "Mit Evan Ndicka, Filip Kostic oder Simon Falette bin ich noch in Kontakt, und jedes Mal schwärmen wir von unserer gemeinsamen Zeit, insbesondere unserer Europa-Tour 2018/2019."

Dabei ist auch nicht schlecht, was Ajax als Gegner von Borussia Dortmund (Mittwoch 21 Uhr) in der Champions League gerade anstellt. Drei Siege gegen Sporting Lissabon (5:1), Besiktas Istanbul (2:0) und Borussia Dortmund (4:0) sind ein Ausrufezeichen, der niederländische Renommierverein steht schon mit anderthalb Beinen im Achtelfinale.

Gute Erinnerungen an das Hinspiel gegen Dortmund

Haller erzielte bei der Amsterdamer Gala gegen den überforderten BVB am 19. Oktober übrigens den 4:0-Endstand. "Durch die Unterstützung ihrer Fans, aber auch weil sich der BVB sicherlich revanchieren will, wird es für uns deutlich schwerer. Wichtig wird sein, taktisch den Dortmundern Paroli zu bieten und ihnen mit Kontern wehzutun", sagt er vor dem Rückspiel.

Der BVB sei eine sehr offensiv ausgerichtete Mannschaft, sogar die Mittelfeldspieler würden eher nach vorne spielen. "Und die Abwehrleute sind exzellente Fußballer, aber keine, die hinten betonieren. Wenn wir im Ballbesitz waren, waren sie nicht sehr aggressiv, dadurch hatten wir auch viele Freiräume und konnten unsere Chancen nutzen. Wir haben ihnen aber auch durch viel Tempo und Intensität das Leben schwer gemacht.“

Er hat ein umfangreiches Repertoire

Für ihn fühlt es sich richtig an, nach nur anderthalb Jahren die englische Premier League und West Ham United wieder zu verlassen, obwohl ihm in 48 Einsätzen ja auch zehn Tore gelungen waren. Doch sein ganzes Repertoire zeigt der erstaunlich bewegliche 1,90-Meter-Schlaks erst jetzt wieder - und es sind dieselben Fähigkeiten, die schon in Frankfurt verblüfften.

Er kann Bälle festmachen und gleichzeitig am Kombinationsspiel teilnehmen. Trotz seiner Statur ist er kein klassischer Knipser, der nur auf Flanken und Vorlagen wartet. Für die holländische Spielweise ist das wie gemacht. Für Haller wird überdies ein Traum wahr, endlich in der Champions League anzutreten - dieser Reiz war ein wichtiges Argument bei seinem Wechsel, den nicht wenige als Rückschritt einstuften.

Er spielt jetzt für die Elfenbeinküste

Doch das Gegenteil ist offensichtlich der Fall. Für seine Treffsicherheit muss der gebürtige Franzose sich wohlfühlen und braucht den Teamspirit bei Ajax und Erik ten Hag, "einem der besten Trainer der Welt", wie er jetzt vorschwärmte. Einem anderen Trainer misstraut er hingegen: Weil Haller vergeblich auf einen Anruf des französischen Nationaltrainers Didier Deschamps wartete, entschied er sich kurzerhand dafür, für die Elfenbeinküste aufzulaufen - das Heimatland seiner Mutter.

So habe er dann halt mit dem ivorischen Nationaltrainer Patrice Beaumelle ein vertrauensvolles Gespräch geführt: "Ich habe die Perspektiven dieser Mannschaft gesehen und konnte mich schnell mit dem Projekt identifizieren." Seine Ziele: "Ich will den Afrika-Cup in diesem Winter gewinnen und die WM 2022 in Katar bestreiten."