Fußball | Champions League Wolfsburgs Gegner OSC Lille - Meister im Mittelmaß

Stand: 13.09.2021 14:25 Uhr

Der VfL Wolfsburg tritt zum Start der Champions League beim OSC Lille an. Frankreichs Überraschungsmeister hat einen schlechten Saisonstart hingelegt und den Weggang zweier besonderer Akteure noch nicht verkraftet.

Dass der OSC Lille den reichen Hauptstadtklub aus Paris Saint-Germain nicht als Abonnement-Meister der französischen Ligue 1 ablösen würde, war klar. Doch dass der Saisonstart so daneben geht, war auch nicht zu erwarten. Nach fünf Spieltagen steht das Überraschungsteam der vergangenen Saison nur auf Platz zwölf.

Der Rückstand auf Paris beträgt schon jetzt zehn Punkte. Erst ein Sieg steht auf der Habenseite, auch die Generalprobe für den Champions-League-Start gegen den VfL Wolfsburg am Dienstag (14.09.2021, um 21 Uhr live hören und im Liveticker) ging beim FC Lorient mit 1:2 verloren.

Meistertrainer Galtier jetzt in Nizza

Den Umbruch auf zwei ganz entscheidenden Positionen haben die "Doggen" noch nicht verkraftet. Meistertrainer Christophe Galtier zog es vor der Saison zum OGC Nizza. Er hatte das Team seit 2017 betreut und gemeinsam mit Sportdirektor Luis Campos eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt, die dann tatsächlich die Meisterschaft gewann.

Doch auch Campos ist schon längst nicht mehr da. Der Portugiese, der wegen seiner cleveren Transferpolitik Spitznamen wie "Trüffelschwein" und "Diamantenauge" trägt, verließ den Klub aus Nordfrankreich im Dezember 2020. Neuer Trainer ist Jocelyn Gourvennec. Der 49-Jährige war zuvor nach seiner Entlassung in Guingamp zwei Jahre arbeitslos und gilt deshalb als Überraschungslösung.

Probleme auf der Torwartposition

Zweites Problem ist die Torwartposition. Vor der aktuellen Spielzeit war Keeper Mike Maignan zum AC Mailand gewechselt. Gourvennec machte Léo Jardim zur neuen Nummer 1, doch der kassierte in den beiden ersten Partien satte sieben Gegentreffer und musste danach auf die Bank. Mit Ivo Grbic im Kasten, der vor der Saison als Leihe vom AC Mailand kam, lief es dann etwas besser.

Dennoch hat Lille in der Liga schon elf Tore kassiert. In der gesamten Meistersaison waren es gerade einmal 23. Und dabei hat sich die einst so stabile Viererkette um die beiden Innenverteidiger Sven Botman und José Fonte kaum verändert.

Keine namhaften Zugänge

Doch es fehlt nicht nur Torwart Maignan. Den defensiven Mittelfeldmann Boubakary Soumaré zog es in die Premier League zu Leicester City, Rechtsaußen Luiz Araujo sucht sein Glück in den USA bei Atlanta United.

Namhafte Zugänge gab es keine. Toptransfer war Amadou Onana vom deutschen Zweitligisten Hamburger SV. Transferüberschuss: mehr als 38 Millionen Euro. Doch die braucht der finanziell angeschlagene Klub für die Konsolidierung. Mitten in der Corona-Krise verkaufte der damalige Eigentümer Gérard Lopez seine Anteile an einen Investmentfonds aus Luxemburg, der trotz des Gewinns der Meisterschaft vor allem die Schuldenlast von über 150 Millionen Euro verringern will.

Spielmacher Sanches verletzt

Den ganz großen internationalen Superstar hat Lille ohnehin nicht. Der wohl bekannteste Spieler ist Stürmer Burak Yilmaz. Der Türke hatte mit 16 Toren in der vergangenen Saison entscheidenden Anteil am Meistertitel, ist aber auch schon 36 Jahre alt.

Spielmacher Renato Sanches, ehemals Bayern München, fällt wegen einer Meniskusverletzung lange aus und wird schmerzlich vermisst. Auch die beiden offensiven Außenspieler Jonathan Bamba und Timothy Weah sind verletzt. Gegen Den VfL Wolfsburg, Tabellenführer der Bundesliga, spricht deshalb nicht sonderlich viel für den OSC Lille. Trainer Gourvennec gibt sich dennoch optimistisch. "Die Gruppenphase der Champions League ist eine kleine Meisterschaft mit sechs Spielen. Wir können dort ein ganz neues Kapitel beginnen", sagte der frühere französische Nationalspieler.