Der Leipziger Timo Werner enttäuscht nach dem Champions League Aus

Spitzenwerte nur beim FC Bayern Champions League - große Flaute in der deutschen Offensive

Stand: 16.03.2023 14:24 Uhr

Nach dem Achtelfinale der Champions League ist für drei von vier deutschen Mannschaften in dem Wettbewerb Schluss. Bis auf den FC Bayern war kein Team stürmisch genug.

Die erste K.o.-Runde der Champions League ist beendet - und nicht nur bei den Verantwortlichen im deutschen Fußball, sondern auch bei den Anhängern dürfte nach den Achtelfinal-Partien vor allem Ernüchterung die Stimmung beschreiben.

Nachdem mit Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, RB Leipzig und dem FC Bayern gleich vier Teams die Ausscheidungsspiele erreicht hatten und die Begeisterung über diesen Coup in (Fußball-) Deutschland groß war, ist die Bundesliga wieder auf dem Boden der Realität angekommen. Denn mit einer Ausnehme, dem FC Bayern, war der Absturz nahezu ungebremst.

Eine Nummer zu groß

"Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, wir haben als Neulinge in der Champions League die K.o.-Runde erreicht. Aber hier sind wir auf einen Gegner getroffen, der eine Nummer zu groß für uns war", sagte Frankfurts Trainer Oliver Glasner, der ein kumuliertes 0:5 aus beiden Partien gegen SSC Neapel zu verarbeiten hatte.

Der zweite Teil von Glasners Ausführungen traf in seiner deutlichen Wertung so auch auf RB Leipzig zu, dass von Manchester City im Rückspiel geradezu vorgeführt worden war und einem 1:1 im Hinspiel ein 0:7-Debakel in Manchester folgen ließ.

Deutlich unglücklicher schied zwar Borussia Dortmund aus, das nach einem 1:0 eine 0:2-Auswärtspleite hinnehmen musste. Aber der faire Verlierer und BVB-Trainer Edin Terzic attestierte den "Blues" hernach einen verdienten Sieg über beide Spiele betrachtet.

Nur die Münchner präsentierten sich als echtes europäisches Spitzenteam und fertigten das Starensemble von Paris St. Germain fast im Vorbeigehen mit 1:0 und 2:0 ab.

Viel zu wenig Angriffe der deutschen Teams

Woran es den ausgeschiedenen deutschen Mannschaften im Vergleich mit der internationalen Top-Konkurrenz vor allem fehlte? An Ideenreichtum, Schnelligkeit, Spielwitz, Kreativität, individuellen technischen Fähigkeiten vor allem im vorderen gegnerischen Drittel.

Von den Achtelfinal-Teams (8 Spiele) mit den statistisch meisten Angriffen in der bisherigen Champions-League-Saison liegen lediglich die Bayern mit 410 Versuchen in den Top fünf (Spitzenreiter: Manchester City mit insgesamt 529 Angriffen).

Selbst Mannschaften, die nach der Gruppenphase ausgeschieden waren und deshalb nur sechs Partien gespielt haben (FC Barcelona: 398; Olympique Marseille: 336; Atletico Madrid: 309), liegen in dieser Wertung vor den weiteren Bundesliga-Vertretern. Der BVB belegt Platz zehn (302), Leipzig folgt auf Platz elf (293) und Frankfurt belegt lediglich Platz 24 (243).

Kaum Tore

Entsprechend ernüchternd fällt auch die Bilanz der erzielten Tore - natürlich mit erneuter Ausnahme des FCB - aus. Die Münchner haben es mit 21 Treffern (2,6 pro Spiel) in dieser Kategorie auf den vierten Platz geschafft. Der SSC Neapel führt die Tabelle mit 25 Toren (3,13) an, gefolgt von Benfica Lissabon (23 Tore; 2,88) und Manchester City (22 Tore; 2,8).

Leipzig folgt mit 14 Toren (1,75) auf Platz acht. Der BVB auf Platz 13 hat elf Mal getroffen (1,38), Frankfurt auf Position 22 lediglich sieben Mal (0,88).

Unzureichende Ausbildung

Teams, die auf höchstem europäischen Niveau vor allem auf Pressing und schnelle Ballgewinne aus sind und nicht das Spiel bestimmen wollen oder können wie Frankfurt, Leipzig oder der BVB, können sich in diesem Wettbewerb zu selten gefährlich in Szene setzen.

Ein weiteres Problem: Das Kollektiv, die taktische Ausrichtung, bestimmt mehrheitlich das Spiel von Dortmund, Leipzig, Frankfurt. Individuelle Qualitäten der Spieler werden seit längerer Zeit in der Bundesliga nicht mehr gefördert, was auch in der Ausbildung in den Jugend-Leistungszentren der Bundesligaklubs begründet liegt - und nicht allein mit den im europäischen Vergleich geringeren finanziellen Mitteln der Klubs erklärt werden kann.

Eindimensionale Ausrichtung

Die Matchpläne der meisten Trainer erscheinen zudem vor diesem Hintergrund eindimensional, was im internationalen Vergleich zu einem deutlichen Qualitätsverlust geführt hat. Ab der K.o.-Runde haben die deutschen Vertreter - wieder mit Ausnahme der Bayern - nur noch sehr geringe Chancen, auf Augenhöhe mitzuhalten.

Das Ergebnis: Seit der Saison 2012/13 erreichte von den deutschen Klubs nur noch der FC Bayern und einmalig auch RB Leipzig (2019/20) das Halbfinale der Champions League. Diese negative Entwicklung setzte sich auch in dieser Saison in der europäischen Königsklasse fort - auch wenn vier deutsche Mannschaften die K.o.-Runde erreicht haben.