Szene nach dem Spiel Dortmund gegen Leipzig mit Anti-Kriegs-Botschaften auf den Anzeigetafeln

Fußball | Ukraine-Krieg Trotz Zensur: DFL hält an Zusammenarbeit mit russischem Sender fest

Stand: 06.04.2022 16:47 Uhr

Trotz der Zensur eines russischen TV-Senders wegen Friedensbotschaften beim Spiel Dortmund gegen Leipzig hält die DFL an der Zusammenarbeit fest - man wolle weiter die Bevölkerung erreichen.

Der russische TV-Sender MatchTV hatte die Übertragung des Bundesliga-Spieles zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig (1:4) am vergangenen Samstag (02.04.2022) noch vor dem Ende der ersten Halbzeit abgebrochen. Grund dafür waren die im Stadion zu sehenden pro-ukrainischen und gegen den russischen Angriffskrieg gerichteten Botschaften.

"Leider müssen wir die Ausstrahlung aus Gründen abbrechen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen", sagte Kommentator Igor Kytmanow. "Generell heißt es, Fußball und Politik getrennt zu betrachten. Aber diese Regel wird in der Bundesliga nicht immer eingehalten." Zuerst hatte "ntv.de" darüber berichtet.

Premier League hat Vertrag gekündigt

Anders als die französische Ligue 1 und die englische Premier League wird die Fußball-Bundesliga in Russland noch ausgestrahlt. Die Deutsche Fußball Liga hatte Anfang März entschieden, ihren Vertrag mit dem russischen Medienunternehmen Match TV vorerst fortzusetzen und die Einnahmen für humanitäre Hilfe in der Ukraine zu spenden. Auf eine außerordentliche Kündigung wurde verzichtet, damit die Anti-Kriegs-Aufrufe und Friedensappelle aus den deutschen Stadien auch weiter die russische Bevölkerung erreichen könnten, hieß es.

DFL will weiter "Friedensbotschaften aus den Stadien"

Voraussetzung dafür war, dass Match TV das von der DFL zur Verfügung gestellte Basissignal unverändert sendet - inklusive Ukraine-bezogener Botschaften von Liga, Spielern, Klubs und Fans. "Sollte das TV-Basissignal wiederholt zensiert werden, würde dies eine außerordentliche Kündigung der DFL zur Folge haben", teilte die DFL im März mit.

Davon rückt die DFL jetzt aber ab, um weiterhin die russische Bevölkerung erreichen zu können. Auf Anfrage der Sportschau teilt die DFL mit: "An den vergangenen Spieltagen waren Friedensappelle aus den Stadien der Bundesliga und 2. Bundesliga durch Live- und zeitversetzte Übertragungen für die russische Bevölkerung präsent. Zahlreiche Spiele wurden in voller Länge gezeigt. Gleichzeitig haben wir zur Kenntnis genommen, dass es – bis hin zum Übertragungsabbruch nach Anti-Kriegs-Botschaften – zum Teil auch massive Einschränkungen gegeben hat. Diese hat die DFL gegenüber Match TV in der gebotenen Deutlichkeit thematisiert."

Dass die DFL in der aktuellen Situation nicht von der Partnerschaft mit Match TV profitieren wolle und die im Rahmen der Partnerschaft in dieser Saison noch ausstehenden Einnahmen zugunsten humanitärer Hilfe spendet, sei bekannt. Weiter heißt es: "Die DFL setzt gegenwärtig weiterhin auf die Möglichkeit, mit Friedensbotschaften aus den Stadien die Menschen in Russland zu erreichen. Zugleich beobachten wir selbstverständlich genau, ob und inwieweit diese Möglichkeit weiterhin gegeben ist."