Fußball-Torwart Manuel Neuer im Trikot von Bundesligist Bayern München

Nach Unterschenkelbruch Neuers Saison-Aus als Nagelprobe für Bayerns Zukunft?

Stand: 10.12.2022 20:54 Uhr

So etwas wie ein Seuchenjahr endet für Manuel Neuer mit einem Unterschenkelbruch. In einer wichtigen Saisonphase muss der FC Bayern auf einmal über die Zukunft nachdenken.

Ein bemüht freundlicher Gesichtsausdruck, ein halbherziges "Daumen hoch" und ein dickes Gipsbein - so präsentierte sich Manuel Neuer am Samstag (10.12.2022) seinen Fans in den sozialen Medien. Unterschenkelbruch im rechten Bein, so lautet die zum Bild gehörige Diagnose.

Die bei einer Skitour in Bayern zugezogene Verletzung bedeutet das Saisonaus für den Kapitän des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft. Die Genesungswünsche ließen nicht lange auf sich warten. "Wir werden ihm zur Seite stehen und ihn auf seinem Weg zu seinem Comeback begleiten", ließ Bayerns Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn verlauten.

Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic unterstrich: "Er ist eine starke Persönlichkeit und wird zurückkommen." Bundestrainer Hansi Fllick schickte ebenfalls beste Wünsche und plant sicher auch mit Neuer.

Corona, Knie, Corona, Schulter

Für Manuel Neuer endet erst einmal so etwas wie ein Seuchenjahr. Im Januar hatte er Corona, dann fehlte der 36-Jährige den Münchnern Mitte Februar nach einer Operation am rechten Knie in fünf Pflichtspielen. Im September folgte die zweite Corona-Infektion und im Oktober mussten die Münchener insgesamt sieben Partien auf ihren Schlussmann verzichten.

Eine Schultereckgelenksprellung ließ kurzfristig sogar Zweifel an einer WM-Teilnahme aufkommen, aber in den letzten drei Bundesligaspielen vor der WM-Pause stand Neuer schon wieder im Tor des FC Bayern.

Keine Zweifel am nächsten Comeback

Jetzt also der Beinbruch. Knapp sechs Monate wird Neuer fehlen. Wenn er aufs Feld zurückkehrt, wird er 37 Jahre alt sein. An seinem Ziel, die Karriere mindestens bis zur EM 2024 im eigenen Land fortzusetzen, wird die neuerliche Verletzung nichts ändern.

Und auch die Bayern-Bosse gehen in ihren Statements vom nächsten Comeback aus. "Er wird auch diese schwere Verletzung meistern und so stark wie zuvor auf den Platz zurückkehren", ist sich Kahn sicher. Aber in einer wichtigen Saisonphase müssen sie in München darüber nachdenken, wie viel Zukunft sie wagen.

Ulreich - und dann?

In Bundesliga, DFB-Pokal und vor allem der Champions League geht es um Titel, und voraussichtlich wird es wieder auf Sven Ulreich ankommen. Der "ewige Vertreter" hat seine Eignung schön öfter unter Beweis gestellt, ist mit 34 Jahren routiniert und kann auch mal in großen Spielen ein Rückhalt sein.

Dahinter wird es allerdings dünn. Für Johannes Schenk (19), Lukas Schneller (21) oder Jakob Mayer (21) dürften die anstehenden Aufgaben eigentlich auch als Nummer zwei noch etwas zu groß sein. Also kommt natürlich der Name Alexander Nübel ins Spiel.

Schwieriges Planspiel mit Nübel

Der mittlerweile 26-Jährige, schon 2021 nach einer starken Saison bei Schalke 04 als möglicher Neuer-Nachfolger geholt, hat bei den Bayern einen Vertrag bis 2025. Allerdings ist Nübel bis Sommer noch an AS Monaco ausgeliehen.

Eine Rückholaktion dürfte aber etwas knifflig werden - denn nach einem halben Jahr soll Neuer ja mit altem Status zurückkehren und Nübel wäre wohl wieder Ersatz. Ein Hin und Her, das keinem guttut. Neuers Ehrgeiz dürfte jeden mittelfristigen Kandidaten abschrecken, nicht nur Nübel.

Routinier für die Bank?

Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass die Münchener noch einen Routinier dazuholen. So wie 2014, als Pepe Reina für ein Jahr aus Liverpool kam und drei Mal im Tor stehen durfte. Da dürfte dann auch Manuel Neuer überzeugter den Daumen hochstrecken, als auf seinem Foto aus dem Krankenhaus.